Willkommen in der VUCA-Welt!

[i]Militärische Abkürzung beschreibt auch das Steuerrecht ganz gutNeu ist das Akronym VUCA nicht – es stammt auch nicht aus dem Steuerrecht, sondern aus dem militärischen Bereich, wo fachliche Abkürzungen seit jeher genauso beliebt sind. Der Terminus kam auf, als die Gewissheiten des kalten Krieges wichen und den Blick auf eine neue Sicherheitslage freigaben. VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity. Und damit lässt sich auch sehr gut die Wirklichkeit des internationalen Steuerrechts umschreiben, wo es an Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit nicht mangelt.

[i]TCJA = Tax Cuts and Jobs Act: ganz so einfach ist es nichtDas gilt gerade ganz besonders für die Beziehungen zu den USA. In diesem Schwerpunktheft widmen sich zwei Aufsätze einer Einordnung der Folgen der US-Steuerreform. Den unternehmenssteuerlichen Auswirkungen gehen Faßbender/Goulet ab S. 254 nach. Brix erläutert ab S. 266, was die Reform für Beschäftigte und Unternehmer (mit Familie) in den USA bedeutet. Das ist alles andere als einfach. Steuerpolitik ist immer auch Standortpolitik und wenn man die grimmigeren Aussagen des US-Präsidenten für bare Münze nimmt, ist der TCJA (Tax Cuts and Jobs Act oder förmlicher „an Act to provide for reconciliation pursuant to titles II and V of the concurrent resolution on the budget for fiscal year 2018“) eben auch ein Eckstein bei der Untermauerung des Slogans „America first“. Die Auswirkungen sind oft erheblich. Trotzdem ist im über 1.100 Seiten starken Gesetz eine Übergangsregelung offiziell nicht vorgesehen. Angesichts einer gewissen Instabilität macht dies die Entscheidung für strukturelle Anpassungen für deutsche und US-amerikanische Unternehmen nicht leichter. Außerdem werden mit der Reform einige neue Abkürzungen (BEAT, GILTI, FDII u. a.) in den steuerlichen Sprachgebrauch eingeführt.

[i]Singapur kündigt Steuerpolitik mittelfristig anDer Standortwettbewerb ist ein globaler und er ist in vollem Gange. Ein weiterer Beleg dafür ist das Vorgehen Singapurs, dessen „Budget 2018“ Hielscher ab S. 278 vorstellt. Ein Erfolgsfaktor des Stadtstaates könnte sein, dass er abrupte Schwenks im Steuerrecht vermeidet, seine Förderprogramme ankündigt und diese bei Erfolg einfach verlängert.

[i]ICAP-Pilotprojekt der OECD zur Betriebsprüfung großer UnternehmenDie Steuerverwaltungen ziehen auf dem Feld der Verrechnungspreise gegen VUCA nach – also durchaus im Sinne der Unternehmen. Das neue Pilotprojekt von acht OECD-Staaten heißt ICAP (International Compliance Assurance Programme). Damit soll einer multilateralen, kooperativen steuerlichen Risikobeurteilung der Steuerverwaltungen mehrerer Staaten und großer Unternehmen der Weg bereitet werden. Deutschland nimmt daran zunächst nicht teil, Heidecke/Lülf/Panchenko geben aber ab S. 284 einen schnellen Überblick über ICAP.

Ich wünsche Ihnen viele hilfreiche Erkenntnisse

Nils Henrik Feddersen