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Grundlagen - Stand: 28.02.2019

Private Altersvorsorge

Dr. Daniel Welker

A. Problemanalyse

I. Eigeninitiative zur privaten Altersvorsorge

1Notwendigkeit einer privaten Altersvorsorge

Seit mehreren Jahren wird das Thema der Altersvorsorge und Absicherung für das Rentenalter in der Öffentlichkeit aktiv diskutiert. Dabei stellt nicht zuletzt die demografische Entwicklung in Deutschland einen Hauptgrund für die erhöhte Notwendigkeit der eigenen privaten Altersvorsorge dar. Die höhere Lebenserwartung der Bürger und die niedrigeren Geburtenraten führen zu einer zunehmenden Überalterung der Bevölkerung und damit zu einer Verschiebung des Verhältnisses von Leistungsempfängern und Einzahlern im staatlichen umlagefinanzierten Rentensystem. Zwar sind sich die meisten Deutschen dieses Umstandes und des Erfordernisses zur gesteigerten eigenen privaten Altersvorsorge bewusst, aber aus unterschiedlichen Gründen ist die Bereitschaft zur Absicherung des eigenen Lebensstandards im Alter noch nicht umfassend ausgeprägt.

2Steuerberater als Finanzplaner

Da auch im Rahmen der privaten Altersvorsorge steuerliche Aspekte immer mehr in den Vordergrund treten oder aber zumindest eine wesentliche Rolle spielen, sind neben einer Reihe anderer Dienstleister und Berufsgruppen in vielen Fällen auch Beratungsdienstleistungen von Steuerberatern gefragt. Aufgrund der zahlreichen und nicht selten komplexen steuerlichen Implikationen der Altersvorsorgegestaltung und -beratung und des sich daraus entwickelten Bedarfs an qualifizierter und auch gesamtheitlicher Beratung werden in diesem Bereich immer häufiger auch Steuerberater tätig. Nicht nur die Hinzuziehung eines Steuerberaters, sondern die bereichsübergreifende Beratung durch finanzplanerisch geschulte Steuerberater erweist sich in der Praxis als sachgerecht und zunehmend als üblich.

Präzisierung

Steuerberater haben im Vergleich zu anderen Finanzberatern oder Fachberatern aus Banken oder Finanzdienstleistungsinstituten einen erheblichen Vorteil. Sie kennen die finanziellen und persönlichen Verhältnisse des Kunden und somit auch den jeweiligen Bedarf sowie die finanziellen Möglichkeiten aufgrund der oftmals langjährigen Beratung zur Erstellung von Steuererklärungen sehr detailliert. Dieser Wissensvorsprung bietet eine ausgezeichnete Grundlage, um in Verbindung mit Finanzplanungskenntnissen und einer kompetenten und individuellen Beratung die private Altersvorsorge für den Kunden passgenau zu beraten und zu strukturieren.

Im vorliegenden Grundlagenbeitrag sollen die Grundzüge der privaten Altersvorsorge in der Beratungspraxis dargestellt und somit ein Beitrag zur Information, Transparenz sowie zur Beratung geleistet werden. Dabei wird detailliert auf die privaten Vorsorgemöglichkeiten, ihre Rahmenbedingungen und die Funktionsweise im Rahmen der geförderten und nicht geförderten private Altersvorsorge eingegangen. Auch wird ein Überblick zu einzelnen und in der Praxis häufig anzutreffenden Altersvorsorgeprodukten und deren Besonderheiten gegeben. Ferner wird der Fokus ebenfalls auf den Prozess der Beratung und die in der Praxis relevanten Beratungskriterien gelenkt, um abschließend anhand von einigen ausgewählten Beispielen die ertragsteuerlichen bzw. schenkungsteuerlichen Auswirkungen von Vermögensübertragungen im privaten Altersvorsorgebereich darzustellen.

3Einstweilen frei

II. Private Altersvorsorge im deutschen Alterssicherungssystem

4Nach einer aktuellen Schätzung der Deutschen Rentenversicherung lag das Bruttorentenniveau in 2012 in den alten Bundesländern bei 46 % des durchschnittlichen Bruttogehalts. Hinzu kommt, dass noch im Jahr 1950 vier Beitragszahler die Rente für einen Pensionär finanzierten, heute sind es lediglich zwei Beitragszahler und bis zum Jahr 2050 wird ein statistischer Rückgang auf 1,5 Beitragszahler pro Rentenbezieher vorhergesagt. Hinzu kommt, dass nach derzeitiger Gesetzeslage der Anteil der öffentlichen Rentenausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraussichtlich von etwa 10% derzeit auf 12,5% im Jahr 2050 anwachsen wird und sich somit ein weiterer Aspekt der Finanzierung des deutschen Rentensystems verschärft.

Nicht zuletzt aus den vorgenannten Zahlen wird deutlich, dass für ein ausreichendes Rentenniveau und zum Erhalt des Lebensstandards im Alter neben einer etwaigen betrieblichen auch – oder vielmehr gerade – eine private Altersvorsorge treten muss. Obwohl knapp die Hälfte aller Berufstätigen die private Altersvorsorge nicht weiter ausbauen möchte, sieht ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung das Erfordernis um die Eigeninitiative zur privaten Altersvorsorge als Pflicht an. Aktuelle Studien zeigen aber auch, dass in breiten Bevölkerungskreisen die Sorge um das Auskommen im Alter präsent ist und im Laufe der letzten zehn Jahre zugenommen hat. Mehr als drei Viertel aller Deutschen glauben, dass schon heutzutage viele Menschen von Armut im Alter betroffen sind. Ein noch größerer Teil sieht die Altersarmut künftig zunehmen. Daher werden die Rufe in der Bevölkerung von einer weiteren Unterstützung und einem Gegensteuern durch die Politik lauter.

5Auch die anhaltende Niedrigzinsphase steuert ihren Teil zur Einstellung der deutschen Bevölkerung gegenüber der privaten Altersvorsorge und dem damit verbundenen Anlageverhalten bei. Etwa zwei Drittel aller Deutschen sind heute der Auffassung, dass eine selbstbewohnte Immobilie die geeignetste Form der Alterssicherung sei. So wird das Eigenheim inzwischen als rentabelste und sicherste Form der privaten Vorsorge angesehen. Dagegen haben aber durch die Niedrigzinsphase insbesondere klassische Lebensversicherungen als Vorsorgeprodukte im privaten Altersvorsorgebereich erheblich an Bedeutung eingebüßt. Nur etwa elf Prozent der deutschen Bevölkerung sind weiterhin der Auffassung, dass eine Lebensversicherung mit Kapitalauszahlung als besonders rentabel gilt. Im Einklang mit diesen Ansichten haben sich auch die Vorsorgepläne der Berufstätigen verändert. Lediglich fünf Prozent von ihnen planen weiterhin eine Neuanlage bzw. einen Neuabschluss einer klassischen Lebensversicherung mit Kapitalauszahlung. Für die private Riester-Rente interessieren sich ebenfalls nur noch neun Prozent der Berufstätigen, die ihre private Altersvorsorge erweitern wollen.

6-7Einstweilen frei

B. Problemlösung

I. Private Altersvorsorge

1. Staatlich geförderte private Altersvorsorge

8Der Gesetzgeber hat in den letzten Jahren ein nicht ganz unerhebliches Förderungssystem für die zusätzliche private Altersvorsorge der 3. Säule geschaffen. Mit staatlicher Unterstützung lässt sich daher – nicht nur im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge – das Einkommen im Alter erhöhen, wobei insbesondere die sog. „Riester-Rente“ und die sog. „Rürup-Rente“ (Basisrente) im Mittelpunkt der staatlichen Förderung stehen.

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