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WP Praxis Nr. 9 vom Seite 306

Entwicklung der Abschlussprüferhonorare im Zeitraum von 2017 bis 2021

Empirische Analyse bei deutschen kapitalmarktorientierten Unternehmen und Implikationen für den Abschlussprüfermarkt bei KMU

Simon Hirsch, M.Sc.

Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Entwicklung von Abschlussprüferhonoraren deutscher kapitalmarktorientierter Unternehmen und möglichen Implikationen auf den Abschlussprüfermarkt für KMU. Zunächst werden dazu die rechtlichen Grundlagen dargestellt. Anschließend erfolgt eine Beschreibung der Vorgehensweise sowie der zu analysierenden Grundgesamtheit. Insgesamt umfasst die Studie 1.435 Beobachtungen von 287 unterschiedlichen Unternehmen, welche im Zeitraum von 2017 bis 2021 im regulierten Markt, dem Scale oder dem Basic Board der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet waren.

Dimmer, Abschlussprüferhonorare bei deutschen kapitalmarktorientierten Unternehmen, WP Praxis 5/2020 S. 141, NWB CAAAH-46998

Kernaussagen
  • Das Prüfungshonorar der Quasi-KMU hat einen Anteil von gerade einmal 0,55 % an den gesamten Prüfungshonoraren und beträgt insgesamt über alle fünf Jahre lediglich 13.674 T€.

  • In der Gesamtbetrachtung sind die durchschnittlichen relativen Wachstumsraten der Prüfungshonorare für alle betrachteten Gruppen über den Betrachtungszeitraum positiv.

  • Bei einem Abschlussprüferwechsel zeigen sich sowohl für die DAX-Familie als auch für die Unternehmen ohne Indexzugehörigkeit deutlich geringere Wachstumsraten der Prüfungshonorare im Vergleich zu den Jahren ohne Abschlussprüferwechsel.

  • Nach einem Abschlussprüferwechsel ist speziell bei den Quasi-KMU hingegen ein mittlerer Anstieg der Prüfungshonorare von 17,10 % feststellbar. Allerdings weist diese kleine, aber sehr heterogene Gruppe dabei eine große Schwankungsbreite auf.

I. Einleitung

Am hat der Hauptfachausschuss des IDW (HFA) die Entwürfe eines Prüfungsstandards für kleine und mittelgroße Unternehmen (IDW EPS KMU) verabschiedet. Als Begründung nennt der HFA im IDW EPS KMU 1 neben der geringeren Skalierbarkeit der Abschlussprüfung auch die zunehmende Schwierigkeit bei der wirtschaftlichen Abbildung durch den top-down Ansatz, die jeweils Folge der künftigen unmittelbaren Anwendung der deutschen Fassung der International Standards on Auditing (ISA [DE]) sind. Diesen Entwicklungen will das IDW in Form eigenständiger Prüfungsstandards im Rahmen der gesetzlichen Abschlussprüfung entgegenwirken.

Kommentierungen zu den IDW EPS KMU konnten bis zum abgegeben werden. In einer deutlichen Mehrheit der Einreichungen wird die Entwicklung solcher Prüfungsstandards grundsätzlich begrüßt. Dennoch gibt es von mehreren Seiten Kritik. In einigen Kommentaren werden dabei die Auswirkungen auf die Abschlusshonorare genannt. Es wird die Sorge der betroffenen Wirtschaftsprüfer vor einem steigenden Honorardruck durch die Einführung der IDW PS KMU deutlich. In der Literatur – aber auch der Praxis – wird in diesem Zusammenhang häufig auf eine nicht vorhandene Gebührenordnung der Berufsgruppe der Wirtschaftsprüfer hingewiesen und auch der Begriff des sog. Preis- bzw. Honorardumping verwendet, wovon nicht nur die Kosten für die Abschlussprüfung eines KMU, sondern ganz allgemein die Abschlussprüferhonorare von Kapitalgesellschaften betroffen sind.

Das Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, dem Leser einen Überblick bezüglich der Entwicklung und Zusammensetzung der Abschlussprüferhonorare deutscher kapitalmarktorientierter Unternehmen in einem Fünf-Jahres-Zeitraum von 2017 bis 2021 zu vermitteln. Zudem sollen Implikationen bei der zukünftigen Anwendung der IDW PS KMU abgeleitet werden. Aufgrund der Vielzahl von Voraussetzungen zur Anwendbarkeit der IDW PS KMU und den darüber hinaus bestehenden Einschränkungen bei der Datenerhebung wird zur Gewinnung eines ersten Eindrucks zum Effekt der IDW PS KMU auf das Prüfungshonorar in der nachfolgendenS. 307 empirischen Analyse vereinfacht eine ausgewählte Gruppe – nachfolgend als „Quasi-KMU“ bezeichnet – von Unternehmen betrachtet, welche die Größenvoraussetzungen des IDW EPS KMU 1 Tz. 22 erfüllen. Im abschließenden Fazit werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.