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BBK Nr. 17 vom Seite 842

Optimierung des Forderungsmanagements zur Liquiditätssicherung

Ziele, Aufgaben und Instrumente zur Effektivitätssteigerung

Dr. Klaus Wolf

[i]Wolf, Liquiditätssteuerung in der Corona-Krise, BBK 9/2020 S. 434 NWB LAAAH-46888 Das Forderungsmanagement rückt in Krisenzeiten regelmäßig in den Fokus der Wirtschaft. Dabei sollte das Bestreben, die Forderungseingänge zu optimieren, eine kontinuierliche (Management-)Aufgabe sein, um die Liquidität des Unternehmens sicherzustellen. Der Beitrag veranschaulicht zunächst die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge eines Forderungsmanagements und leitet auf die Notwendigkeit der Verankerung von Zuständigkeiten über. Schwerpunkte sind die Inhalte und Instrumente, die ein effektives Forderungsmanagement ausmachen.

Eine Kurzfassung des Beitrags finden Sie .

I. Ziele und Aufgaben des Forderungsmanagements

1. Zielsetzungen

[i]Willeke, Forderungsmanagement (Mahnwesen), infoCenter NWB ZAAAD-80123 Wesentlicher Gegenstand des Forderungsmanagements sind Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Sie stellen vertragliche Ansprüche dar, bei denen die (Waren-) Lieferungen und/oder (Dienst-)Leistungen bereits erbracht wurden, die Gegenleistung des Gläubigers (i. d. R. die Zahlung) indessen noch aussteht. Der „Verkauf auf Ziel“ gilt im Wettbewerbsumfeld als marktüblich und ist ein nötiges Absatzinstrument. In der Konsequenz findet eine Kapitalbindung statt, die auch Auswirkungen auf die Unternehmensfinanzierung hat.

[i]Ziele des ForderungsmanagementsEs lassen sich insbesondere drei Ziele eines Forderungsmanagements ausmachen:

  • Das primäre Anliegen liegt zunächst in der Optimierung von Zahlungseingängen bzw. der Reduktion von Forderungsausfällen.

  • Daneben lässt sich eine Facette des Risikomanagements erkennen, indem geeignete Instrumente der Risikohandhabung im betrieblichen Umsatzprozess ihre Anwendung finden. Neben finanziellen Effekten tragen diese auch zur Risikosensibilisierung von Mitarbeitern und Führungskräften bei.S. 843

  • Ein adäquat durchgeführtes Forderungsmanagement führt letztlich dazu, Geschäftsbeziehungen zu Kunden und sonstigen externen Parteien sowie damit verknüpfte Geschäftsmodelle nachhaltig zu untermauern.

2. Kurzfriststeuerung

[i]Breidenbach/Währisch, Zur Sicherstellung der Liquidität in der Corona-Krise, BBK 8/2020 S. 377 NWB PAAAH-46181 Das Forderungsmanagement hat eine kurz- und langfristige Aufgabenkomponente. Im Kurzfristzeitraum unterstützt es in der Vorhaltung notwendiger Liquidität. Das Unternehmen muss jederzeit seinen fälligen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachkommen können. Ansonsten droht eine Insolvenz.

Zur Steuerung greift man in der Unternehmenspraxis i. d. R. auf einen Finanzplan zurück. Er führt sämtliche Ein- und Auszahlungen im Betrachtungszeitraum sowie die zur Verfügung stehenden Zahlungsmittel (Kassenbestand und das unmittelbar frei verfügbare Bankguthaben) tabellarisch auf. Das Forderungsmanagement kann dabei behilflich sein, die Einzahlungen in Höhe und Fälligkeit abzusichern, um die erwarteten Cash Inflows planen zu können.

3. Langfriststeuerung

[i]RentabilitätssteigerungUnterstellt man einen längerfristigen Zeitraum, trägt das Forderungsmanagement zur Erreichung von Rentabilitätszielen bei. Hierunter ist der wirtschaftliche Erfolg auf das eingesetzte Kapital zu verstehen. Die Umsatzrentabilität veranschaulicht etwa den prozentualen Gewinnanteil am Umsatz. Sie errechnet sich aus dem Verhältnis zwischen dem Jahresüberschuss (Zählergröße) und dem Umsatz (Nennergröße). Notleidende Forderungen wirken ergebnisbelastend und beeinflussen diese Kenngröße.

Beispiel

Ein Unternehmen hat eine Umsatzrendite von 5 %. Um unter diesen Bedingungen einen Forderungsausfall über 10.000 € zu kompensieren, ist ein Mehrumsatz von 200.000 € nötig (= Forderungsausfall/Umsatzrendite).

In [i]Dominoeffekt vermeidenKrisenzeiten ist zudem ein Dominoeffekt beobachtbar. Zahlungsverschleppungen und -ausfälle von Unternehmen innerhalb zusammengehörender Liefer- und Wertschöpfungsketten beeinflussen sich gegenseitig.

Beispiel

Der Ausfall von Messen beeinträchtigt nicht nur die Veranstalter selbst, sondern nimmt beispielsweise auch Einfluss auf die betroffenen Handwerker oder Cateringunternehmen, die die Ausstellungsflächen gestalten und unterhalten sowie für das leibliche Wohl sorgen.

4. Zusammenhang zwischen Kurz- und Langfriststeuerung

[i]Minimierung des ZeitrisikosDas Forderungsmanagement fokussiert sich hauptsächlich auf zwei Risiken, die liquiditäts- und rentabilitätsschädlich sind. Zum einen senken eine wiederkehrende Überwachung offener bzw. fälliger Posten sowie die Durchführung eines effektiven Mahnwesens vor allem das inhärente Zeitrisiko. Es kommt durch Verzögerungen bei der Bezahlung fälliger Forderungen auf und verursacht Zinsbelastungen. Letztere zeigen sich in verschiedenartigen Effekten: