PiR Nr. 9 vom Seite 1

Der Nachhaltigkeit verpflichtet ...

WP Dr. Jens Freiberg | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Beginnend mit dem Geschäftsjahr 2017 sind nach der am erfolgten Veröffentlichung der CSR-Richtlinie im Bundesgesetzblatt große, kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zur Aufnahme einer „nichtfinanziellen Konzernerklärung“ in den Konzernlagebericht verpflichtet, alle anderen Unternehmen dürfen die Publizität auf freiwilliger Basis erweitern. Für das „Wie“ der Berichterstattung bestehen mehrere Alternativen, der Inhalt hat zumindest auf Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, aber auch auf die Achtung der Menschenrechte sowie die Bekämpfung von Korruption und Bestechung einzugehen. Hans-Jürgen Kirsch und Dennis Wege geben einen Überblick über das Vorgehen der Unternehmen im DAX 30, insbesondere bezogen auf das Berichtsformat, die inhaltliche Gestaltung und die Überprüfung der nichtfinanziellen Konzernerklärung. Ohne zu viel verraten zu wollen, offenbaren sich überraschende Unterschiede in der praktischen Umsetzung, ein einheitliches Berichtsformat hat sich (noch) nicht durchgesetzt. Einigkeit besteht aber bezogen auf die gewünschte inhaltliche Überprüfung, die von nahezu allen Unternehmen auf einen externen Wirtschaftsprüfer ausgelagert wird.

Der Eifer der EU-Kommission zur Weiterentwicklung bleibt ungebremst. Zwar liegen gerade erst Erkenntnisse zur nichtfinanziellen Berichterstattung vor, an dem selbst auferlegten „Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ wird aber unbeirrt festgehalten. Über den selbst auferlegten Maßnahmenplan berichtet ausführlich Josef Baumüller, der insbesondere den Umfang der noch ausstehenden Vorhaben kritisiert. Wie nachhaltig die Ambitionen der EU-Kommission sind, bleibt abzuwarten.

Den weiterhin bestehenden Zweifelsfragen der Kapitalflussrechnung widmet sich schließlich Benjamin Roos. Eine Änderung im Konsolidierungskreis zieht immer auch eine Änderung des Finanzmittelfonds nach sich. Darüber hinaus sind Zahlungsmittelzu- und -abflüsse den einzelnen Bereichen operating, financing oder investing zuzuordnen. Als Rechenwerk bleiben die Anforderungen an die Kapitalflussrechnung nachhaltig unbestimmt, bestehende Regelungslücken können durch einen Rückgriff auf die Vorgaben der US-GAAP (ASC Topic 230) geschlossen werden.

Das aktuelle Pro & Contra () ist der Prüfung der nichtfinanziellen Konzernerklärung gewidmet. Gegen eine Pflicht zur Prüfung durch den Aufsichtsrat spricht sich Oliver Scheid aus. Gerade vor dem Hintergrund der ersten Erkenntnisse zur praktischen Handhabung, die von Hans-Jürgen Kirsch und Dennis Wege präsentiert werden, verspricht die Diskussion nachhaltige Spannung. Den laufenden Reparaturen und Instandhaltungen der IFRS widmet sich Jan-Velten Große , zumindest für drei von sieben Fragestellungen schlägt das IFRS IC eine Anpassung des Regelwerks über ein narrow-scope amendment vor. Keine Nachhaltigkeit kann für die Finanzmärkte festgestellt werden: Als späte Konsequenz der Finanzmarktkrise sollen die interbank offering rates – bislang Referenz für risikolose Renditen – geopfert werden. An Stelle des LIBOR tritt künftig die Sterling Overnight Index Average (SONIA), die Folgen für die bilanzielle Abbildung von derivativen Finanzinstrumenten, insbesondere dem hedge accounting werden im aktuellen Kompaktwissen beleuchtet.

Zur Nachhaltigkeit in der Finanzberichterstattung lässt sich Folgendes konstatieren: Auch weiterhin sind umfangreiche Änderungen zu erwarten. Nachhaltig ändert sich alles, die Weiterentwicklung lässt sich nicht aufhalten.

Ich wünsche Ihnen vielen Spaß mit der Lektüre, mit den besten Grüßen

Jens Freiberg

Fundstelle(n):
PiR 9/2018 Seite 1
NWB FAAAG-93656