Besitzen Sie diesen Inhalt bereits,
melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.
Bilanzanalyse (HGB, IFRS)
1. Definition
Die Bilanzanalyse (oder auch Jahresabschlussanalyse) bezeichnet die Verfahren zur Informationsgewinnung und -auswertung, mit deren Hilfe Erkenntnisse über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage gewonnen werden.
Die Bilanzanalyse dient damit zur Aufdeckung bestimmter vom Unternehmen getroffener Bilanzierungs-, Bewertungs- und Ausweisalternativen, um das „ungeschönte Rohmaterial“ und damit ein möglichst getreues Bild des analysierten Unternehmens bzw. Konzerns zu erhalten. Dementsprechend sind Bilanzpolitik und Bilanzanalyse zwei Facetten der Bilanzierungs-, Bewertungs- und Ausweisvorschriften eines Jahres- bzw. Konzernabschlusses.
Brösel, Bilanzanalyse – Unternehmensbeurteilung auf der Basis von HGB- und IFRS-Abschlüssen, 17. Aufl. 2019
Coenenberg/Alvarez in Ballwieser/Coenenberg/von Wysocki (Hrsg.), Handwörterbuch der Rechnungslegung und Prüfung, 3. Aufl. 2002, Sp. 394, Bilanzanalyse
Coenenberg/Haller/Schultze, Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 26. Aufl. 2021
Gräfer/Wengel, Bilanzanalyse, 15. Aufl. 2023
Grimm/Heintges, ED/2019/7 „General Presentation and Disclosures“ – Bessere Kommunikation in der Finanzberichterstattung, KoR 2020 S. 105
Kirsch, IFRS-Abschlussanalyse – Finanz- und erfolgswirtschaftliche Aspekte, 5. Aufl. 2023
Kirsch, Voraussichtliche Auswirkungen des BiRUG auf die GuV-Rechnung und die GUV-Rechnung betreffenden Angaben, DStR 2015 S. 664
Kirsch, Struktur der Abschlussinstrumente und GuV-bezogene Angabepflichten nach ED/2019/7 – Teil 1: GuV und erfolgsbezogene Angaben, KoR 2020 S. 334
Steger, Kennzahlen und Kennzahlensysteme, 3. Aufl. 2017
Dobler, BilanzAnalyse, Arbeitshilfe
Krüger, Branchenbezogene Bilanzanalyse, Arbeitshilfe
Wagenhofer, Bilanzierung und Bilanzanalyse, 15. Aufl. 2022
2. Instrumente
Es können die folgenden Instrumente der Bilanzanalyse definiert werden:
Aufbereitungsmaßnahmen zur Durchführung der Bilanzanalyse,
Festlegung der Auswertungsmethoden, insbesondere der Kennzahlen oder auch der Kennzahlenaggregationen (z. B. zur Früherkennung von Insolvenzgefahren), die eine Aussage über den zu untersuchenden Gegenstand erlauben.
3. Finanzwirtschaftliche Bilanzanalyse
Die finanzwirtschaftliche Bilanzanalyse (zutreffendere Bezeichnung: finanzwirtschaftliche Abschlussanalyse) strebt eine Aussage über die finanzielle Stabilität (sowohl in kurz- als auch in langfristiger Perspektive) von Unternehmen und Konzernen auf Basis der im Jahresabschluss enthaltenen Informationen an. Im Einzelnen greift die finanzwirtschaftliche Bilanzanalyse insbesondere sowohl auf Informationen aus der Bilanz (vergleiche insbesondere Abschnitt 3.1–3.3) als auch der Kapitalflussrechnung (vergleiche Abschnitt 3.4) zurück.
3.1. Vermögens- und Kapitalstruktur
Die Vermögensstruktur ermittelt sich nach folgender Formel:
Tabelle in neuem Fenster öffnen
Vermögensstruktur (in %) = | Anlagevermögen | * 100 |
Umlaufvermögen |
Die Vermögensstruktur (Konstitution) sagt aus, wie hoch das Anlagevermögen im Verhältnis zum Umlaufvermögen ist. Sie ist ein Indikator für die betriebliche Flexibilität des gebundenen Vermögens, da sich in bilanzanalytischer Beurteilung das Anlagevermögen langsamer als das Umlaufvermögen umschlägt.
Die Vermögensstruktur kann so in ihrer zeitlichen Entwicklung (Zeitvergleich) sowie im Vergleich mit den Werten von branchenzugehörigen Konkurrenzunternehmen (Betriebsvergleich) analysiert werden.
Der Verschuldungsgrad lässt sich folgendermaßen ermitteln: