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NWB-BB Nr. 7 vom Seite 211

Eigenkapitalpolitik: Entscheidender Beitrag zur Zukunftsfähigkeit

Praktische Beratungsansätze für Einsteiger und Profis

Dipl.-Kfm. Carl-Dietrich Sander

Jedes Unternehmen hat Eigenkapital. Doch viele Unternehmen haben keine Eigenkapitalpolitik. Das heißt: Die Unternehmen steuern Höhe und/oder Struktur ihres Eigenkapitals nicht gezielt. Damit verschenken sie oft geschäftliche Vorteile. Denn viele Geschäftspartner, wie z. B. Lieferanten, Kunden, Banken oder Finanzierungspartner, schauen auf das Eigenkapital. Dieses kann daher ein entscheidender Beitrag zur Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sein – und damit ein Beratungsthema. Der Beitrag erläutert, warum Unternehmen sich mit ihrem Eigenkapital beschäftigen und worauf sie dabei achten sollten.

Kernaussagen
  • Eigenkapital leistet mit seinen zwei Aufgaben „Finanzierungsbeitrag“ und „Risikopuffer“ einen wichtigen Beitrag zur stabilen Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.

  • Für viele Geschäftspartner des Unternehmens wie Kunden, Lieferanten und Kreditgeber ist die Eigenkapitalausstattung ein Qualitätsmerkmal als Basis für die Zusammenarbeit.

  • Eine solide Eigenkapitalausstattung erleichtert die weiteren Finanzierungsaktivitäten und stützt die Liquiditätssteuerung des Unternehmens.

  • Für die Beratung zum Thema Eigenkapitalpolitik bietet sich ein Vorgehen in fünf Schritten an.

Literatur-Tipp

Alle bereits veröffentlichten Teile der Beitragsreihe „Praktische Beratungsansätze für Einsteiger und Profis“ finden Sie in der NWB Datenbank unter NWB VAAAI-05679.

I. Das Thema „Eigenkapitalpolitik“

Bei jeder Unternehmensgründung steht u. a. folgende Frage an: Mit wieviel Eigenkapital soll das Unternehmen starten? Dabei spielen auch Fragen der Rechtsform und damit der Haftung der Gründer eine wesentliche Rolle. Oft stehen die finanziellen Möglichkeiten der Gründer im Vordergrund der Überlegungen und weniger die spezifischen Risikoanforderungen des Geschäftsmodells.

In der weiteren Unternehmensentwicklung ist häufig zu beobachten, dass dem Eigenkapital wenig Beachtung geschenkt wird. Wenn die Ergebnisse in der Einzelfirma gerade für die Entnahmen reichen oder die GmbH eine schwarze Null erwirtschaftet, wird die Frage nach einer Eigenkapitalpolitik kaum gestellt. Bei positiver Geschäftsentwicklung und damit auskömmlichen Jahresüberschüssen wächst in der Bilanz der Einzelfirma oft das Eigenkapitalkonto oder die Gesellschafterversammlung der GmbH beschließt, Gewinnvorträge stehen zu lassen. Aber selbst dann ist dies meist eher vom Geschäftsjahr getrieben und weniger die Folge einer durchdachten Eigenkapitalpolitik.

II. Bedeutung des Themas „Eigenkapitalpolitik“

1. Bedeutung für die Unternehmensstrategie

Die Bedeutung für die Unternehmensstrategie liegt auf der Hand: Mit jeder Unternehmenstätigkeit sind spezifische Risiken verbunden. Diese unterscheiden sich je nach Geschäftsmodell zum Teil deutlich. Zu denken ist z. B. an Produkthaftungsrisiken, Forderungsrisiken, Alterungsrisiken in den Warenbeständen, Haftungsrisiken aus dem Nichteinhalten gesetzlicher Vorgaben (Compliance – man denke z. B. an § 1 StaRUG), Risiken aus Nachhaltigkeits-Entwicklungen und vielen weiteren. Diese Risiken nehmen tendenziell mit dem Umsatzwachstum und der Größe eines Unternehmens zu. Sie können sich darüber hinaus verändern und weitere Risiken können dazukommen durch Veränderungen im Geschäftsmodell des Unternehmens oder durch Veränderungen im Umfeld und in der Gesetzgebung.