IK Nr. 11 vom Seite 7
Ausbildung und Beruf
Lernfeld 1

Das ist wichtig bei Deinem Berichtsheft

Lisa-Marie Kühn

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Alle kennen und brauchen es, die wenigsten schreiben es wirklich regelmäßig und gerne: das Berichtsheft. In diesem Beitrag erfährst Du auf was es im Wesentlichen bei Deinem Berichtsheft ankommt. Ich erkläre Dir, wie Du eine Routine ins Schreiben bekommst, damit Du Dir kurz vor der Abgabe das mühsame Nachschreiben von Berichten ersparst.

Wofür ist das Berichtsheft überhaupt gut?

Jeder bzw. jede von euch hat vermutlich schon mal einen Bericht für das Berichtsheft geschrieben. Gesetzlich bist Du laut dem Berufsbildungsgesetz dazu sogar verpflichtet. Denn ohne Dein Berichtsheft kann es passieren, dass Du im schlimmsten Fall nicht zur Zwischen- bzw. Abschlussprüfung zugelassen wirst. Es ist möglich, dass Du den Bericht nicht direkt bei dem Prüfer vorlegen musst – im Zweifel musst Du Dein Berichtsheft aber nachreichen.

In der Prüfung dient das Berichtsheft ggf. zur Wissensabfrage bzw. zur Lernkontrolle, welche Inhalte Du in der Ausbildung alle behandelt hast. Der Prüfer bzw. die Prüferin hat die Möglichkeit Dein Berichtsheft zu kontrollieren, ob alle Inhalte vollständig sind und wie Du es geführt hast. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass Du direkt nach Inhalten aus dem Berichtsheft gefragt wirst. Das kann vor allem auch dann vorkommen, wenn es in Deinem Berichtsheft Ungereimtheiten gibt. Beispielsweise dann, wenn der Verdacht besteht, dass Du von jemand anderem abgeschrieben hast oder Unterschriften gefälscht hast.

Diese Kontrolle kann aber auch möglich sein, wenn Du ein Wackelkandidat bist und in der Abschlussprüfung nicht zu 100 % überzeugt hast. Auch dann nehmen Prüfer das Berichtsheft gerne nochmals zur finalen Kontrolle her. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Dein Berichtsheft vollständig und ordentlich ist.

Schreibe Deine Berichte zu dieser Zeit

Wusstest Du eigentlich, dass Du Dein Berichtsheft während der Arbeitszeit schreiben darfst? Spreche am besten direkt mit Deinem Ausbilder ab, wann Du Dir regelmäßig Zeit während der Arbeit einräumen kannst um Dein Berichtsheft zu schreiben. Bestehe hier auch wirklich auf das Recht. Dadurch wirst Du eine Routine etablieren, Dir die das Schreiben ungemein erleichtern wird.

Ich empfehle Dir wöchentlich ca. 15 Minuten für Dein Berichtsheft zu blocken. Diese Zeit sollte ausreichen um Deine wöchentlichen Berichte zu schreiben. Wenn Du einen Zeitraum definiert hast, setze Dir unbedingt einen Reminder oder einen Termin in Deinem Kalender oder Handy. Dadurch geht der Termin auch auf keinen Fall unter.

Der Vorteil: Du schreibst Deinen Bericht wöchentlich, bist damit immer auf dem aktuellsten Stand und musst nicht zu einem späteren Zeitpunkt mehrere Berichte nachschreiben. Außerdem ist das Wissen zu der aktuellen Woche noch sehr frisch und Du musst Dir keine Inhalte aus den Fingern saugen. Du sparst Dir ebenfallsS. 8 unnötigen Stress, wenn Dir kurz vor der Abgabe bei Deinem Ausbilder auffällt, dass Du noch etliche Berichte nachschreiben musst. Ein weiterer Vorteil ist, dass Du Deine Freizeit nicht für das Berichtsheft nutzen musst, sondern diese weiterhin für das Lernen nutzen kannst.

Dieser Inhalt muss in dein Berichtsheft

Zunächst sind die Rahmenbedingungen wichtig zu klären. Wir gehen in diesem Artikel davon aus, dass Du Dein Berichtsheft analog, also auf Papier, schreibst. Wenn Du eine App o. ä. dafür verwendest, können die Inhalte vom Folgenden eventuell abweichen. Im Berichtsheft gibt es ein Titelblatt, dass die Übersicht aller Berichte darstellt. Hier listest Du die Berichte nacheinander auf, mit dem Datum des Zeitraums der entsprechenden Woche des Berichts und einer durchgängigen Nummerierung. Außerdem kommt ein kurzer Titel zu jedem Bericht, ob Du zu der Zeit im Betrieb warst bzw. in welcher Abteilung Du warst oder ob Du Berufsschule bzw. Urlaub hattest oder ob Du eventuell krank warst. Damit erhält man sofort einen Überblick über Deine Stationen, die Du in der Ausbildung durchlaufen hast.

Nach dem Titelblatt folgen die einzelnen Berichte. Die Zeiträume der Berichte sind teilweise von Betrieb zu Betrieb bzw. Kammer zu Kammer unterschiedlich. Normalerweise musst Du die Berichte im wöchentlichen Rhythmus schreiben, davon gehen wir im Folgenden auch aus. Es ist aber auch möglich, dass Du Deinen Bericht nur monatlich oder aber sogar täglich schreiben musst.

Auf jeden einzelnen Bericht muss das Datum des Zeitraums, von dem der entsprechende Bericht ist – in unserem Fall die jeweilige Woche. Außerdem muss die Abteilung darauf, Dein voller Name, Dein Lehrjahr und die durchgängige Nummerierung der Berichte. Zudem müssen folgende Personen jeden Bericht unterschreiben: Du und wenn Du unter 18 Jahre alt bist zusätzlich Deine Erziehungsberichtige Person, außerdem Dein Ausbilder und ggf. Dein Berufsschullehrer. Kläre mit Deinem Ausbilder ab, ob Dein Berufsschullehrer ebenfalls unterschreiben muss.

Die einzelnen Berichte sind i. d. R. in 3 verschiedene Bereiche aufgeteilt:

  1. Betriebliche Aktivitäten in Stichpunkten

  2. Detaillierte Ausarbeitung eines Punktes

  3. Schulische Inhalte

Zunächst führst Du in den (1.) betrieblichen Aktivitäten stichpunktartig die ausgeführten Tätigkeiten von der jeweiligen Woche auf. Hier genügen 5 – 6 Stichpunkte, werde hier so konkret und knapp wie möglich.

Anschließend beschreibst Du dann (2.) einen dieser aufgeführten Punkte im Detail. Es ist von Betrieb zu Betrieb und von Ausbilder zu Ausbilder unterschiedlich, wie detailliert Du bei dieser Ausarbeitung werden musst. Ich empfehle Dir zunächst kurz und sachlich zu bleiben und dann zu schauen, wie das Feedback von Deinem Ausbilder dazu ist.

Solltest Du in der entsprechenden Woche in der Berufsschule sein, führst Du im untersten Feld des Berichts Deine (3.) Tätigkeiten der Berufsschule auf. Liste Deine Fächer auf und dahinter kurz und knapp was Du in dem entsprechenden Fach gelernt hast.

Wenn Du in einer Woche krank warst oder Urlaub hattest, schreibe das genau so in den Bericht in jedes Feld hinein. Damit ist diese Woche auch erledigt und Du musst hier nichts weiter machen.

Gleichbleibende Tätigkeiten – das kannst Du schreiben

Du hast über mehrere Wochen hinweg die gleichen Tätigkeiten, die sich weder im Inhalt noch in sonstigen Details verändern? Dann schreib das genau so rein. Sollte sich das wirklich über mehrere Wochen hinweg häufen und nicht verändern, dann gehe mit Deinem Berichtsheft zu Deinem Ausbilder und spreche ihn bzw. sie darauf an. Du musst sowieso nach der Unterschrift von Deinem Ausbilder fragen. Nutze die Möglichkeit direkt und weise ihn bzw. sie darauf hin, dass Du seit mehreren Wochen immer wieder die gleichen Tätigkeiten durchführst und hier auch keine Besserung in Sicht ist. Dein Ausbilder sollte dann die Initiative ergreifen und sich aktiv in der jeweiligen Abteilung dafür einsetzen, dass sich die Aufgaben ändern. Sollte es sich trotz den Hinweisen von Deinem Ausbilder nicht ändern, gehe direkt wieder auf Deinen Ausbilder oder auch auf Deine Führungskraft zu. Lasse hier auf keinen Fall locker und stehe dafür ein, dass Du auch unterschiedliche Inhalte vermittelt bekommst.

Du musst an dieser Stelle auch keine Angst davor haben, was der Prüfer dazu sagen könnte. Es ist schließlich nicht Deine Aufgabe dein Aufgabenfeld zu bestimmen bzw. für eine vielfältige Ausbildung zu sorgen. Das ist der Job von Deinem Ausbilder und wenn er bzw. sie dieS. 9sem nicht nachkommt, dann muss diese Person dafür geradestehen. Im Zweifel muss der Ausbildungsbetrieb dafür einstehen und sich bei der entsprechenden Kammer dafür rechtfertigen.

Gut zu wissen

Hast Du schon mal überlegt Dir einen Bericht bzw. ein komplettes Berichtsheft zu kaufen? Dann verwerfe die Idee direkt wieder! Es gibt im Internet etliche Berichte, die Du Dir zu Deinem Beruf passend kaufen kannst. Aber was bringt Dir das auf Dauer? Du musst Deine Tätigkeiten ja sowieso auf den eigenen Betrieb anpassen. Das heißt die gekauften Berichte sind nicht mehr als eine Ideenquelle für Themen. Diese kommen aber von ganz alleine, wenn Du in Deinen Betrieb gehst. Das Einzige was Dir gekaufte Berichte bringen sind Ärger, denn Du kannst dafür sogar angezeigt werden wegen Urkundenfälschung.

Eine Anzeige wegen Urkundenfälschung kann Dir ebenfalls passieren, wenn Du die Unterschrift von Deinem Ausbilder oder Deinen Erziehungsberechtigten fälscht. Schlage Dir solche Ideen also wieder aus dem Kopf, denn das bringt Dir nichts – zumindest nichts Gutes.

Fazit

Wie Du merkst musst Du nicht mehrere Stunden pro Woche in Dein Berichtsheft investieren. Viel wichtiger ist es, dass Du wirklich dranbleibst und am besten wöchentlich Deine Berichte während der Arbeit schreibst. Bei gleichbleibenden Tätigkeiten solltest Du unbedingt das Gespräch mit Deinem Ausbilder suchen und ihn bzw. sie darauf hinweisen. Lasse die Finger von gekauften bzw. vorgefertigten Berichten, das bringt Dir am Ende nur Ärger ein. Hole Dir regelmäßig die Unterschriften vom Betrieb und ggf. der Berufsschule ein, damit Du diese auch spätestens zur Zwischen- bzw. Abschlussprüfung vorliegen hast. Denn dafür brauchst Du das Berichtsheft schlussendlich.

Webtipp

Video-Tutorial: Theoretische Einführung in die Buchhaltung

Aus unserer Reihe „Von Azubis für Azubis“:

Die Frage, die ich mir immer wieder stelle, wo fängt man beim Thema Buchhaltung am besten an und wo hört man auf? Gerade zu Beginn einer Ausbildung ist für viele die Buchhaltung bzw. das Rechnungswesen komplettes Neuland.

Unter Buchführung versteht man die geordnete Erfassung von betrieblichen Geschäftsvorfällen auf der Basis vorhandener Belege. Die Buchhaltung ist in vielen Unternehmen eine gesonderte Abteilung, die alle Geschäftsvorfälle im Rahmen der Buchführung chronologisch und lückenlos erfassen, dokumentieren und auswerten.

Im folgenden Video () erkläre ich Dir, warum die Buchhaltung für ein Unternehmen so wichtig ist.

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