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NWB-BB Nr. 10 vom Seite 311

Wareneinkauf in der BWA durch den Wareneinsatz ersetzen

Praktische Beratungsansätze für Einsteiger und Profis

Dipl.-Kfm. Carl-Dietrich Sander

Die BWA ist in vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) das wichtigste Instrument zur Unternehmenssteuerung. Die letzte Zeile der BWA heißt „vorläufiges Ergebnis“ und nicht „Gewinn“ oder „Jahresüberschuss“. Das hat natürlich einen Grund: Die aus der Finanzbuchhaltung generierte BWA benötigt je nach Geschäftsmodell des Unternehmens verschiedene Korrekturen und Ergänzungen, um ein aussagefähiges Ergebnis pro Monat und im Jahresverlauf kumuliert auszuweisen. Unternehmen, die diese Korrekturen nicht vornehmen, laufen Gefahr, auf Basis falscher Zahlen zu steuern. Eine wesentliche Korrektur für alle Handel treibenden Unternehmen ist das Thema Wareneinsatz. Es ist damit ein wichtiger Beratungsansatz – und daher Thema in unserer Beitragsreihe „Praktische Beratungsansätze für Einsteiger und Profis“. Übrigens: Mit der BWA-Toolbox, aufrufbar in der NWB Datenbank unter NWB XAAAH-12364, stellen wir Ihnen alle Tools für eine qualifizierte BWA zur Verfügung: ein Muster-Anschreiben, ein Mandanten-Merkblatt, zwei Checklisten und drei Excel-Berechnungsprogramme.

BWA-Toolbox, NWB XAAAH-12364

Kernaussagen
  • Für die meisten Unternehmen mit Warenbestand geben der „Rohertrag“ und das „vorläufige Ergebnis“ in der BWA Monat für Monat unzuverlässige Steuerungsimpulse.

  • Zuverlässige und aussagefähige Zahlen in der BWA sind aber sowohl für die strategische Weiterentwicklung als auch für die Zielverfolgung der Unternehmen und auch für das Rating der Kreditgeber von entscheidender Bedeutung.

  • Um diesen BWA-Mangel mit Blick auf das Thema Wareneinkauf/Wareneinsatz abzustellen, gibt es je nach Vorgehensweise im Unternehmen drei verschiedene praktikable Wege.

Literatur-Tipp

Alle bereits veröffentlichten Teile der Beitragsreihe „Praktische Beratungsansätze für Einsteiger und Profis“ finden Sie in der NWB Datenbank unter NWB VAAAI-05679.

I. Das Thema „Wareneinkauf in der BWA durch den Wareneinsatz ersetzen“

In der Finanzbuchhaltung werden die Wareneingangsrechnungen verbucht. Entsprechend lauten die Konten auch „Wareneingang“ (im SKR 03 ab Konto 3200, im SKR 04 ab Konto 5200). Und damit wird in der BWA der „Material-/Wareneinkauf“ des jeweiligen Monats ausgewiesen. Was Unternehmen für eine verlässliche Steuerung jedoch benötigen, ist der „Wareneinsatz“ für den jeweiligen Betrachtungszeitraum – i. d. R. der zurückliegende Monat. Das ist der Einkaufswert der Waren, die in diesem Zeitraum verbraucht, verarbeitet und verkauft worden sind.

Das Problem: In den meisten Unternehmen fallen Wareneinkauf und Wareneinsatz zeitlich mehr oder weniger deutlich auseinander. Das gilt teilweise für das gesamte Warensortiment, teilweise für mehr oder weniger große Teile des Warensortiments. Bei den wenigsten Unternehmen sind Einkauf und Verbrauch Monat für Monat zu 100 % identisch. Damit ist das angesprochene Thema für die allermeisten Unternehmen mit Warenbestand relevant für die Unternehmenssteuerung: Der Wareneinkauf sollte durch den Wareneinsatz ersetzt werden.

Nebenbei: Daher müsste in der BWA nicht nur vom „vorläufigen Ergebnis“ die Rede sein, sondern es müsste auch „vorläufiger Rohertrag“ heißen. In der BWA steht aber „Rohertrag“ – es fehlt an dieser Stelle also der Hinweis auf die Unzuverlässigkeit dieser Zahl. Dieser Hinweis fehlt übrigens auch für Unternehmen, die mit halbfertigen und fertigen Arbeiten zu tun haben: Denn deren monatliche Veränderungen fließen auch nicht automatisch aus der Finanzbuchhaltung in die BWA ein, sondern müssen ergänzend eingebucht werden. S. 312

Literatur-Tipp

Wie groß die Differenz zwischen dem „vorläufigen Ergebnis“ eines Jahres und dem Jahresüberschuss ist, lässt sich durch den BWA-Schnelltest sehr praktikabel ermitteln. Vgl. hierzu Sander, NWB-BB 1/2022 S. 16, NWB PAAAH-97419.

II. Bedeutung des Themas „Wareneinkauf in der BWA durch den Wareneinsatz ersetzen“