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Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!? – Forderungsausfallrisiken frühzeitig erkennen
Mit umfangreicher Checkliste in der NWB Datenbank
Seit 2009 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland kontinuierlich gesunken. Für 2021 verzeichnet das Statistische Bundesamt „nur“ 13.990 Fälle. Aber schon vor der Corona-Krise war das Phänomen der sog. Zombie-Unternehmen in aller Munde. Durch die staatlichen Maßnahmen zur Abfederung der pandemie-bedingten Umsatzeinbußen in der deutschen Wirtschaft wurde die Diskussion über diese Problematik dann massiv befeuert. Viele Experten haben Jahr für Jahr vor eintretenden Pleitewellen und dem massenhaften Sterben der „Untoten“ gewarnt. In diesem Jahr sind die diesbezüglichen Vorhersagen durch den Krieg in der Ukraine, die resultierenden Kostensteigerungen und die stark gestiegene Inflation noch einmal bedrohlicher ausgefallen. Es steht zu befürchten, dass sich der Trend der seit Jahren rückläufigen Unternehmensinsolvenzen, insbesondere auch wegen der Zinssteigerungen, nun umkehrt und Ihre Mandanten in naher Zukunft mit deutlich steigenden Insolvenzrisiken im Kreise ihrer Kunden rechnen müssen. Helfen Sie Ihren Mandanten, sich darauf einzustellen, Ausfallrisiken frühzeitig zu erkennen und Forderungsausfälle möglichst zu vermeiden. Nützlich ist dabei die Checkliste „Früherkennung von Forderungsausfallrisiken“, die Sie in der NWB Datenbank unter NWB EAAAJ-17966 aufrufen können.
Früherkennung von Forderungsausfallrisiken – Checkliste, NWB EAAAJ-17966
Die Gefahr von Unternehmensinsolvenzen im Kreis der Kunden Ihrer Mandanten war seit Langem nicht mehr so groß wie in diesem Jahr.
Kundeninsolvenzen sind oft existenzbedrohend; sie führen in etwa jedem dritten Fall zu einer Folgeinsolvenz bei Lieferanten und Dienstleistern.
Insolvenzrisiken sind über Krisensymptome bei Kunden (frühzeitig) erkennbar.
Durch die Entwicklung und Nutzung eines Frühwarnsystems können Ihre Mandanten Zeit gewinnen, sich Handlungsspielräume schaffen und Forderungsausfälle reduzieren.
Erkannte und existenzbedrohende Risiken können bzw. müssen abgesichert werden.
I. Nimmt das Risiko von Insolvenzen und Forderungsausfällen tatsächlich zu?
1. Studie über die Ausfall-Gefahr von „Zombies“
Während der letzten Jahre gab es von Experten Insolvenzprognosen, die erstens negativ waren und zweitens regelmäßig nicht eingetroffen sind. Im Laufe der Zeit tendierte man zunehmend dazu, diese Warnungen der Fachleute allzu schnell in die Kategorien „Schwarzmalerei“, „Bange machen“ oder „Geschäftsförderung“ einzuordnen. Bei den Insolvenzprognosen wurde insbesondere die latente „Ausfall-Gefahr“ der sehr großen Anzahl an Zombie-Unternehmen oft in den Vordergrund gestellt. Für Aufsehen hat z. B. eine Studie von AT Kearney mit dem Titel „Einmal Zombie, immer Zombie? Langlebige Zombie-Unternehmen weiter auf dem Vormarsch“ vom Juli 2021 gesorgt. Dort wurde der weltweite Anstieg der Zombie-Unternehmen unter den börsennotierten Unternehmen analysiert.
Zum Hintergrund: Nach Definition der OECD wird dann von einem Zombie-Unternehmen gesprochen, wenn das Unternehmen seit mehr als zehn Jahren am Markt tätig ist und außerdem ununterbrochen in drei aufeinander folgenden Geschäftsjahren seine Zinslast nicht mehr aus dem operativ erzielten Ergebnis decken konnte.
Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass
sich seit 2010 die Zahl der „Zombies“ verdreifacht hat,
ihr Anteil an der Gesamtzahl der börsennotierten Unternehmen auf 4,5 % gestiegen ist und
sich der Anteil derer, bei denen es zu einer Liquidierung kommt, seit 2015 vervierfacht hat.S. 292
2. Ketchup-Effekt bei den Insolvenzen?
Der eine oder andere Experte stellt sich nun die Frage, ob der Anteil der Zombie-Unternehmen an den 4,3 Mio. KMU in Deutschland ähnlich hoch ist. Wenn dem so wäre, dann wären in Deutschland rund 200.000 Unternehmen in Deutschland akut existenzgefährdet. Der nach seiner eigenen Einschätzung „schlechteste Insolvenzprognostiker Deutschlands“, Karsten Thiele, befürchtet gar den sog. Ketchup-Effekt bei den Insolvenzen: Fast zehn Jahre lang ist („trotz heftigen Schüttelns der Ketchupflasche“) bei den Unternehmensinsolvenzen nichts passiert. Nun aber, völlig überraschend und in viel größeren Mengen als erwartet, ergießt sich der Inhalt – hier leider die Insolvenzen – über die Wirtschaft und Betriebe (vgl. Thiele, Mögen Zombies Ketchup?, Existenz Magazin März 2022).
3. Wert der Forderungsausfälle gestiegen
Einen weiteren Aspekt bei der Beantwortung der Eingangsfrage dürfen wir nicht außer Acht lassen:
Der Wert der Forderungsausfälle ist entgegen der Entwicklung der Fallzahlen im letzten Jahr gestiegen. Die Creditreform berichtet für das Jahr 2021 einen Gesamtschaden von ca. 54 Mrd. € (42,6 Mrd. € betrug der Schaden im Jahr 2020). Für jeden Insolvenzfall eines Unternehmens bedeutet dies einen durchschnittlich verursachten Schaden von etwa 4 Mio. €.
4. Zunehmende Anzahl von Privatinsolvenzen
Und nicht zuletzt, ohne diesen Teil der Problemstellung im weiteren Artikel weiter zu behandeln, erzeugen nicht nur die Unternehmensinsolvenzen, sondern auch die Insolvenzen von privaten Haushalten bzw. Privatpersonen erhebliche Forderungsausfälle. Deren Anzahl hat 2021 spürbar zugenommen. Destatis meldet für 2021 insgesamt 79.620 Verbraucherinsolvenzverfahren, 37.867 Fälle oder 90,7 % mehr als im Vorjahr.
Dieser Anstieg ist auf einen Sondereffekt zurückzuführen. Gesetzlich ist seit Ende 2020 für Privatpersonen eine schnellere Restschuldbefreiung möglich. Viele Betroffene hatten mit ihrem Insolvenzantrag bis 2021 gewartet, bis die Insolvenzrechtsnovelle in Kraft trat. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres ist dieser Sondereffekt abgeebbt. Die Fallzahlen sind im Jahresvergleich wieder um mehr als 20 % gesunken.
5. Fazit und weitere Entwicklungen
Zusammenfassend kann die Frage, ob das Risiko der Kundeninsolvenzen und der Forderungsausfälle zunehmen wird, bis hierher also ziemlich eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden. Hinzu kommt (dieser Aspekt konnte in den bisher vorgestellten Betrachtungen noch keine Rolle spielen) die aktuell außergewöhnlich starke Kostensteigerung und damit hohe Inflationsrate. Wenn man den Experten und den jüngsten Berichten glauben darf, dann wird diese Situation in naher Zukunft ebenfalls zu weiteren Zinssteigerungen führen. Auch dies wird die Rahmenbedingungen für Insolvenzen weiter negativ beeinflussen.
Bei den oben geschilderten Insolvenzrisiken werden „lediglich“ (geänderte) Rahmenbedingungen dargestellt und gewürdigt. Ob und in welcher Weise Ihre Mandanten in naher Zukunft ein (höheres) Forderungsausfallrisiko zu verkraften haben werden, das müssen Sie gemeinsam mit Ihren Mandanten unternehmensspezifisch analysieren und beantworten. Es ist betriebswirtschaftlich nicht entscheidend, wie viele Insolvenzfälle und in welcher Höhe es Insolvenzschäden insgesamt in der Wirtschaft gibt. Es ist lediglich entscheidend, wie viele Fälle und wie hoch der Schaden im eigenen Kundenkreis ist.