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Notwendigkeit gesonderter KMU-Standards für die Abschlussprüfung!?
Im Juli 2021 hat das International Auditing and Assurance Standards Board (IAASB) den Entwurf eines Prüfungsstandards für wenig komplexe Einheiten vorgelegt. Im Dezember 2021 legte das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW) mit der Veröffentlichung von acht Entwürfen der IDW Prüfungsstandards für kleinere, wenig komplexe Unternehmen nach. Zudem wird die Initiative des IAASB für einen ISA for LCE sowohl vom IDW, als auch von der Wirtschaftsprüferkammer (WPK) ausdrücklich begrüßt. Aufgrund dessen scheint die Frage der Notwendigkeit gesonderter KMU-Standards für die Abschlussprüfung von berufsständischen Organisationen bereits mit „Ja“ beantwortet zu sein.
Losgelöst davon wird diese Frage hier noch einmal aufgegriffen und aus neutraler Perspektive beleuchtet. Dazu werden ausgehend vom Zweck der Initiative(n) Argumente für und wider sowie Chancen und Risiken abgewogen und dabei zentrale, flankierende Umsetzungsaspekte herausgearbeitet.
I. Zweck der Initiative(n)
Hauptzweck der Standardinitiative(n) ist die Skalierung bzw. skalierbare Anwendung der Anforderungen nach ISA/ISA (DE) für eine Abschlussprüfung bei KMU. Dies deshalb, weil die Anforderungen der ISA/ISA (DE) mitunter als XXL-Checkliste für die Prüfung bei Unternehmen von öffentlichem Interesse angesehen und ihre Anwendung bei der Prüfung von KMU zunehmend komplexer wird. Insbesondere die jüngeren Standardsetzungsprozesse zum ISA 315 (Revised) und zum ISA 540 (Revised) führten im Ergebnis aus Sicht der Prüfung von KMU zu teilweise überbordenden Anforderungen.
Skalierung bedeutet in diesem Kontext sachgerechte und verhältnismäßige Anwendung der Anforderungen aus den ISA/ISA (DE) bei der Abschlussprüfung von KMU.
Erfordert dieser Zweck tatsächlich die Herausgabe gesonderter KMU-Standards für die Abschlussprüfung oder lässt er sich auch auf andere Art und Weise erreichen?