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NWB-BB Nr. 7 vom Seite 214

Die Unternehmenslebenskurve – ein Beratungswerkzeug für alle Lebenslagen

Teil 2: Einsatz in den verschiedenen Lebensphasen eines Unternehmens

Dipl.-Kfm. Carl-Dietrich Sander

Es gibt unterschiedlichste Lebensphasen von Unternehmen. Für die Beratung ist es von entscheidender Bedeutung, in welcher Lebensphase sich ein Unternehmen gerade bewegt. Erste Voraussetzung für ein konstruktives Beratungsgespräch ist dann, dass Unternehmer und Berater das Unternehmen in der gleichen Lebensphase sehen. Eine weitere Voraussetzung erleichtert zumindest den Beratungsprozess: Es besteht Einigkeit, was der derzeitige Unternehmensstandort für die weiteren Schritte bedeutet. Dazu ist ein Bild über alle Lebensphasen eines Unternehmens hilfreich, es erleichtert für den Unternehmer das Einordnen seiner Situation und das Ableiten von Schlussfolgerungen. Mit der „Unternehmenslebenskurve“ wird ein solches Bild als Werkzeug für die verschiedenen Phasen im Beratungsprozess in einer Beitragsreihe vorgestellt. Im zweiten Teil der Beitragsreihe stehen die Beratungsansätze in den einzelnen Lebensphasen eines Unternehmens mit Bezug auf die bildhafte Darstellung im Mittelpunkt.

Kernaussagen
  • Die Lebenskurve gibt bereits in der Vorgründungsphase und dann in der Aufstiegsphase Anregungen für viele konkrete Beratungsansätze.

  • Die Beruhigungsphase ist die Phase einer trügerischen Sicherheit – das beinhaltet eine besondere Beratungsverantwortung.

  • Abstieg und Krise werden durch mangelnde Steuerungsinstrumente begünstigt – ein klarer und intensiver Beratungsauftrag.

  • Die Stärken-Schwächen-Analyse ist das Instrument der Wahl in jeder Phase.

I. Die Beitragsreihe im Überblick

Die Beitragsreihe „Die Unternehmenslebenskurve – ein Beratungswerkzeug für alle Lebenslagen“ besteht aus drei Teilen und wird in aufeinander folgenden Heften veröffentlicht:


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Beitragsreihe zur Unternehmenslebenskurve
Teile der Beitragsreihe
Heftausgabe
Teil 1:
Einsatz in der Akquisition und im Beratungsverlauf
Teil 2:
Einsatz in den verschiedenen Lebensphasen eines Unternehmens
Teil 3:
Einsatz in der Kommunikation mit Kreditgebern

Im zweiten Teil geht es um die Impulse, die das Bild der Unternehmenslebenskurve für die Beratung in den einzelnen Lebensphasen geben kann. Dabei sind die beispielhaften Anmerkungen in den einzelnen Abschnitten nicht abschließend gemeint. Sie dienen als Anregungen für eigene weitere Fragen und Ansatzpunkte, die Sie mit dem Bild der Unternehmenslebenskurve als Grundlage in Ihre individuellen Beratungssituationen und -prozesse einbauen können. Abschließend wird ein phasenübergreifendes Beratungsthema angesprochen: Die Stärken-Schwächen-Analyse.

II. Die Vorgründungsphase: Die Lebenskurve als Zukunftsbild

Die Vorgründungsphase kommt im Bild der Unternehmenslebenskurve gar nicht vor (vgl. Übersicht 1). Dies ist in sich logisch, denn das Unternehmen ist noch nicht gegründet, ist demzufolge noch nicht am Markt aktiv und produziert also noch keine Zahlen. Es geht also um die gedankliche Vorbereitung der Gründung.

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Aber natürlich ist die zweite in der Unternehmenslebenskurve dokumentierte Dimension bereits wirksam: Die Begriffe über der Kurve beschreiben, wie dem Unternehmer in der jeweiligen Phase mental zumute ist. Diese zweite – die mentale – Dimension wirkt natürlich auch in der Vorgründungsphase, und zwar durchaus so, wie in dem Bild der Lebenskurve für die erste Phase beschrieben: Es besteht eine hohe Motivation, denn sonst würde niemand ein Gründungsvorhaben angehen.

Auch wenn diese Phase im Bild der Unternehmenslebenskurve nicht vorkommt, ist dieses Bild in dieser Beratungssituation durchaus bereits hilfreich:

  • Es kann dem Gründer einerseits bereits jetzt verdeutlichen, wie er sich die Zukunft seines Unternehmens im Zeitverlauf vorstellen kann.

  • Damit gibt es andererseits Impulse für die Arbeit am Unternehmenskonzept, am Businessplan:

    • Wie lange soll bzw. wird die Startphase voraussichtlich dauern? Anders gefragt: Wann wird das Unternehmen in die Beruhigungsphase einbiegen? Was ist dafür eine realistische Schätzung? Von welchen Parametern hängt diese ab? Wie können der Gründer bzw. das Unternehmen diese Parameter positiv beeinflussen? Mit welchen Risiken muss dabei gerechnet werden?