NWB-BB Nr. 3 vom Seite 65

T-Shirts werden teurer – hoffentlich!

Dipl.-Kfm. Heiko Lucius | Verantw. Redakteur | nwb-bb-redaktion@nwb.de

Millionen Menschen leben weltweit in Elend und Not, weil soziale Mindeststandards wie das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit missachtet werden. So arbeiten z. B. 79 Millionen Kinder weltweit unter ausbeuterischen Bedingungen: in Textilfabriken, Steinbrüchen oder auf Kaffeeplantagen – auch für unsere Produkte. Vielen Konsumenten ist das zwar bewusst, fast jeder hat zumindest mal davon gehört – doch im Zweifel siegt dann doch der häufig günstigere Preis gegen das schlechte Gewissen: Wieso beispielsweise für ein T-Shirt 40 € ausgeben, wenn ich es auch für 10 € bekommen kann?

Um diese untragbaren Zustände zu ändern, hat die Bundesregierung sich auf den Entwurf für ein Gesetz mit dem offiziellen Namen „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ geeinigt – kurz: Lieferkettengesetz. Eigentlich traurig, dass das überhaupt notwendig ist und Aufklärungsarbeit allein nicht ausreichend ist.

Was bedeutet das Gesetz für die Unternehmen? Unternehmen mit Sitz in Deutschland und mehr als 3.000 Mitarbeitern müssen ab 2023 sicherstellen und dokumentieren, dass sie sich bemühen, dass es in ihrer gesamten Lieferkette keine Menschenrechtsverstöße gibt. Ab 2024 gelten die Regelungen auch für Betriebe mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. Schade, dass es ein solches Gesetz nicht weltweit gibt – dann würde es die diesjährige Fußball-WM in Katar wahrscheinlich nicht geben.

Ein Gesetz nur für die „Großen“? Nein, keineswegs. Denn zur Lieferkette gehören auch alle unmittelbaren und mittelbaren Zulieferer. Also auch Lieferanten, die nicht direkt dem Großunternehmen zuliefern, sondern vorher in der Lieferkette auftauchen. Letztlich wird es also relativ viele Unternehmen treffen, unabhängig von der Größe.

Für Sie als Berater bedeutet das: Im ersten Schritt prüfen, welche Mandanten und Kunden betroffen sind und diese darauf hinweisen. Im zweiten Schritt dann bei der Umsetzung eines Konzepts begleiten, das den Anforderungen des Gesetzes gerecht wird. Jörgen Erichsen erläutert in seinem NWB CAAAI-04294 die Folgen für KMU und stellt eine Checkliste zur Verfügung, mit deren Hilfe Sie prüfen können, ob Ihre Mandanten aktiv werden müssen.

In eigener Sache: Neues Feature „Kernaussagen“

Die Beiträge in dieser Ausgabe enthalten erstmalig gleich nach der Einleitung die wichtigsten Kernaussagen. Damit bekommen Sie noch schneller einen Überblick über die jeweiligen Inhalte – und können somit in wenigen Augenblicken beurteilen, ob es sich für Sie lohnt, weiter einzusteigen. Das spart Zeit, und Sie wissen schon vorab, welche inhaltlichen Aspekte der Beitrag bereithält.

Beste Grüße

Heiko Lucius

Fundstelle(n):
NWB-BB 3/2022 Seite 65
SAAAI-04293