PiR Nr. 2 vom Seite 1

Persistierende Unsicherheit

Dr. Jens Freiberg | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir stecken immer noch in der Pandemie, die Fallzahlen und damit verbunden auch die Unsicherheiten steigen. Die Entwicklung überholt auch das enforcement, der Hinweis der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde auf eine Pflicht zur Prüfung einer eventuellen Wertaufholung nach einer unsicherheitsbedingten Wertberichtigung dürfte zum mit den Erkenntnissen aus dem Aufstellungszeitraum kaum relevant sein. Die deutsche Bilanzkontrolle startet im aktuellen Jahr, nunmehr in einstufiger Struktur noch einmal neu, die konkrete Ausgestaltung ist (noch) unsicher. Gewissheit besteht allerdings schon mal in Bezug auf die Kosten:

  • Der Ausbau der Kapazitäten und Kompetenzen geht mit einer Erhöhung der Kosten einher.

  • Das Streichen eines Höchstbetrags (bislang 40.000 €) für den per Umlage durch die betroffenen kapitalmarktorientierten Unternehmen zu tragenden (An-)Teil führt zu einer Verschiebung der Belastung.

Auch die (Fort-)Entwicklung der Finanzberichterstattung ist durch Unsicherheit geprägt. Der IASB widmet sich mit dem post implementation review von IFRS 9 den Vorgaben zur Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten. Bis zum konnten Anmerkungen eingereicht werden, Diskussionspunkte gibt es genug. Insbesondere die Anwendung der Effektivzinsmethode trägt wegen der Vielzahl neuer (Finanz-)Produkte zur Unsicherheit in der Bilanzierung bei. Einen Überblick liefert der Beitrag von Kleinmanns .

Eine Herausforderung für die bilanzielle Abbildung stellt sich auch für gehaltene Bestände an Krypto- und Fiat-Währungen. Auch wenn kein Zweifel an der Eigenschaft als Vermögenswert besteht, fällt die Zuordnung innerhalb des House of IFRS schwer. Per default kommt eine Behandlung als immaterielles Vermögen in Betracht, nicht adressiert ist mit der Kategorisierung aber die Bewertung. Der Frage des (Markt-)Preises für auf elektronischen Handelsplattformen verfügbare Währungen widmet sich Behringer .

Mit der Fallstudie von Kirsch sollen alle Unsicherheiten in Bezug auf die Passivierung von Rückstellungen im Einzel- und Konzernabschluss beseitigt werden. Besonders hervorgehoben werden notwendige Konsolidierungen und der Aufbau eines Rückstellungsspiegels.

Die derzeit größte Unsicherheit in der Unternehmensberichterstattung liegt im Bereich der Fortentwicklung und Integration von finanziellen und nichtfinanziellen Informationen. Es fehlt v. a. an Klarheit, wer die Hoheit über die Entwicklung übernimmt. Scheid und Baumüller widmen sich den „Integrated Thinking Principles“ der Value Reporting Foundation. Besondere Bedeutung haben sechs Prinzipien, die das Geschäftsmodell und die Entscheidungen der Unternehmensführung beeinflussen.

Selbstverständlich besteht keine Unsicherheit über die spannenden Themen und Fragestellungen, die in unseren Rubriken aufgegriffen werden.

Ich bin mir daher sicher, dass Sie die Lektüre genießen.

Herzlichst

Jens Freiberg

Fundstelle(n):
PiR 2/2022 Seite 1
NWB HAAAI-03290