BÜRO Nr. 1 vom Seite 25
Prüfungstraining
Lernfeld 1

Die mündliche Ergänzungsprüfung – wann und wie?

Ute Heß

© Markus Mainka – stock.adobe.com

Die mündliche Ergänzungsprüfung ist nicht zu verwechseln mit der „normalen“ mündlichen Prüfung (Fachgespräch, in der klassischen oder in der Report-Variante). Die Ergänzungsprüfung wird nur dann durchgeführt, wenn Sie – nach Ablegen aller Prüfungsteile – die gesamte Abschlussprüfung nicht bestanden haben, aber ein (nachträgliches) Bestehen durch das Ablegen der mündlichen Ergänzungsprüfung noch möglich ist. Welche Inhalte werden abgefragt? Wie lange dauert die Prüfung? All das und mehr erfahren Sie hier.

Die Prüfungen

Ihre Abschlussprüfung besteht aus Teil 1 und Teil 2: Teil 1 ist eine EDV-Prüfung in Word und Excel, die i. d. R. 12 bzw. 18 Monate nach Ihrem Ausbildungsbeginn geschrieben wird. Teil 2 der Abschlussprüfung gliedert sich in die schriftliche Prüfung und in das mündliche Fachgespräch. Die schriftliche Prüfung erfolgt in den Fächern Kundenbeziehungsprozesse und in Wirtschafts- und Sozialkunde. Das Fachgespräch ist ein Gespräch (daher umgangssprachlich „mündliche Prüfung“ genannt). Für die Durchführung des Fachgesprächs haben Sie die Wahl zwischen der klassischen Variante und der Report-Variante (passende Beiträge finden Sie in mein.kiehl.de Dok-ID KIEHL QAAAH-58397 und KIEHL KAAAH-80116).

Übersicht über Ihre Prüfungsbestandteile:


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Teil 1:
 
Prüfungszeit
Gewichtung
EDV-Prüfung
Word und Excel
120 Minuten
25 %
 
 
 
 
Teil 2:
 
 
 
Schriftliche Prüfung
Kundenbeziehungsprozesse
150 Minuten
30 %
 
Wirtschafts- und Sozialkunde
60 Minuten
10 %
Fachgespräch (mündliche Prüfung)
Klassische Variante oder Report-Variante
20 Minuten
35 %

Die Abschlussprüfung haben Sie bestanden, wenn Sie insgesamt mindestens 50 %, also Note 4 erzielt haben.

Es kann nun sein, dass Sie die Abschlussprüfung nach Ablegen der oben aufgeführten Bestandteile nicht bestanden haben. Dann können Sie – unter bestimmten Voraussetzungen – eine weitere mündliche Prüfung ablegen, eben die mündliche Ergänzungsprüfung, um die Chance auf das Bestehen der Prüfung zu erhalten.

Welche Voraussetzungen gelten für die mündliche Ergänzungsprüfung?

Es gibt mehrere Situationen, die das Ablegen der mündlichen Ergänzungsprüfung erlauben – hier sind die beiden häufigsten genannt:

  1. In beiden schriftlichen Fächern (Kundenbeziehungsprozesse und Wirtschafts- und Sozialkunde) haben Sie die Note 5 geschrieben (zwischen 30 und 49 Punkten).

  2. Sie haben in (nur) einem der beiden schriftlichen Fächer die Note 5 geschrieben, aber Ihre gesamte Punktzahl aller Prüfungsteile liegt zwischen 30 und 49 Punkten, ist also Note 5.

Sie werden – bei Vorliegen der Voraussetzungen – von Ihrem Prüfungsausschuss gefragt, ob Sie die mündlicheS. 26 Ergänzungsprüfung ablegen möchten und evtl. in welchem Fach. Die mündliche Ergänzungsprüfung ist freiwillig, es besteht keine Verpflichtung für Sie, die Prüfung abzulegen. Alternativ wiederholen Sie alle nichtbestandenen Prüfungsteile.

Welche Inhalte werden abgefragt?

In der mündlichen Ergänzungsprüfung werden die Inhalte eines (!) der beiden schriftlichen Fächer abgefragt: Entweder die Inhalte des Faches Kundenbeziehungsprozesse oder die Inhalte des Faches Wirtschafts- und Sozialkunde. Die genauen Inhalte finden Sie im Prüfungskatalog für die IHK-Abschlussprüfungen.

Thematisch wird das komplette Prüfungsfach abgefragt, entweder in Detailfragen (welche Voraussetzungen gelten für die Nicht-Rechtzeitig-Lieferung?) oder man nennt Ihnen Stichwörter und Sie erhalten die „Bühne“, um all Ihr Wissen auf den Punkt zu präsentieren (Thema Personalbeschaffung: Was fällt Ihnen dazu alles ein?).

Die mündliche Ergänzungsprüfung ist ein reines Gespräch, Sie müssen nichts ausrechnen, keine Anlagen überprüfen und auch keine Belege buchen.

Wie lange dauert die mündliche Ergänzungsprüfung?

Die mündliche Ergänzungsprüfung dauert 10 Minuten, in denen Sie „querbeet“ durch Ihr Prüfungsfach abgefragt werden. 10 Minuten ist recht wenig Zeit, daher ist es sinnvoll, wenn Ihre Antworten zügig auf den Punkt kommen und Sie Fachbegriffe verwenden.

Wann findet die mündliche Ergänzungsprüfung statt?

Die mündliche Ergänzungsprüfung findet am gleichen Tag statt wie Ihr Fachgespräch, i. d. R. direkt anschließend oder nach einer kurzen Pause. Sie haben keine Vorbereitungszeit.

Wie kann ich mich am besten auf die mündliche Ergänzungsprüfung vorbereiten?

Schritt 1 ist zu wissen, welche Themen in der mündlichen Ergänzungsprüfung abgefragt werden können. Dazu hilft Ihnen der Prüfungskatalog für die IHK-Abschlussprüfungen.

Schritt 2 ist es fachlich fit zu sein: Lesen Sie in Ihren Lehrbüchern, wiederholen Sie Ihre Unterlagen aus der Berufsschule und vertiefen Sie Ihr Fachwissen. Lernen Sie Fachbegriffe und auch, Ihr Wissen strukturiert auf den Punkt zu bringen.

Schritt 3 ist das Üben! Bitten Sie einen Mitschüler oder Azubi-Kollegen um Unterstützung und trainieren Sie das Formulieren der Inhalte auf den Punkt.

Wie ist der Ablauf der mündlichen Ergänzungsprüfung?

Nach Ihrem Einverständnis für die mündliche Ergänzungsprüfung – und evtl. einer kurzen Pause – beginnt die Prüfung ohne weitere Vorbereitungszeit. Sie erhalten in Ihrem gewählten Fach entweder Ihre Fragen schriftlich oder das Gespräch findet rein mündlich statt, ohne dass Ihnen die Fragen schriftlich vorliegen.

Wie viel zählt die mündliche Ergänzungsprüfung?

Die mündliche Ergänzungsprüfung zählt zu Ihrem schriftlichen Prüfungsergebnis im Verhältnis 1 : 2, also 2 Teile für die schriftliche Punktzahl, 1 Teil für die Punktzahl der mündlichen Ergänzungsprüfung.

Beispiel

In der schriftlichen Prüfung Kundenbeziehungsprozesse haben Sie 40 Punkte erzielt (Note 5). Dann benötigen Sie in der mündlichen Ergänzungsprüfung 70 Punkte (Note 3), denn 40 Punkte • 2 + 70 Punkte = 150 Punkte : 3 = 50 Punkte, und damit Note 4.

Im Folgenden finden Sie Beispiele für mögliche Themen, die in der mündlichen Ergänzungsprüfung abgefragt werden können. Diese Beispiele sind natürlich nur eine Auswahl! Die kompletten Inhalte Ihres Prüfungsfaches entnehmen Sie dem Prüfungskatalog für die IHK-Abschlussprüfungen.

Beispiele für Themen im Fach Kundenbeziehungsprozesse (Auswahl!):

Personal:

  • Personalbedarfsplanung

  • Personalbeschaffung

  • Arbeitsverträge (Vorbereiten, rechtliche Grundlagen und Auswirkungen)

  • Lohn- und GehaltsabrechnungenS. 27

Kaufmännische Steuerung:

  • Inventur, Inventar, Bilanz

  • Abschreibung (Begriff, Gründe, Berechnung)

  • Betriebsabrechnungsbogen (Aufbau, Ziele, Berechnungen)

  • Deckungsbeitrag (Begriff, Berechnung)

Auftragsabwicklung:

  • Kaufvertrag (Voraussetzungen, Zustandekommen)

  • Kaufvertragsstörungen (Definition, Voraussetzungen, Folgen)

  • Gesprächsregeln, 4-Ohren-Modell (Definition, Beispiele)

Beispiele für Themen im Fach Wirtschaft- und Sozialkunde (Auswahl!):

  • Rechtsformen von Unternehmen

  • Investition und Finanzierung (Begriffe, Inhalte)

  • Kreditsicherungen (Begriffe, Beispiele)

  • Arten von Märkten und Marktpreisbildung

  • Berufsbildung (Rechte, Pflichten, gesetzliche Grundlagen)

In den IHK-Abschlussprüfungen wird hauptsächlich mit Punkten gerechnet (maximal 100 Punkte):

Punkte- und Noten-Schema für alle IHK-Prüfungen


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Note
Punkte
1
92 – 100
2
81 – 91
3
67 – 80
4
50 – 66
5
30 – 49
6
0 – 29

Fundstelle(n):
BÜRO 1/2022 Seite 25
TAAAI-00882