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StuB Nr. 21 vom Beilage Seite 1

Steuerbilanzpolitik in Corona-Zeiten

Anwendungsbereiche, Möglichkeiten und Rechtsfolgen

WP/StB Prof. Dr. Christian Zwirner, StB Michael Vodermeier und Dr. Felix Krauß

Zu Beginn des Jahres 2020 kam es zur weltweiten Verbreitung des neuartigen Virus SARS-CoV-2. Zur Eindämmung des sog. Corona-Virus wurden in nahezu allen Ländern der Welt Maßnahmen unterschiedlicher Art getroffen. Diese hatten beträchtliche Auswirkungen auf den Alltag der betroffenen Menschen und auf die Geschäftstätigkeit von Unternehmen. Die entsprechenden Maßnahmen wurden in Deutschland zwar mittlerweile stellenweise gelockert, eine vollständige Rückkehr zur gewohnten Normalität trat bis heute allerdings nicht ein. Insoweit sind auch die in diesem Geschäftsumfeld operierenden Unternehmen weiterhin von den für sie zumeist negativen Auswirkungen betroffen. Hierzu gesellt sich erhebliche Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Corona-Krise und über die resultierenden Konsequenzen für die wirtschaftliche Lage der Unternehmen. Zur Unterstützung der Unternehmen reagierte der Gesetzgeber mit ausgewählten steuerrechtlichen Maßnahmen, die unterschiedliche steuerbilanzielle Folgen nach sich ziehen und die Bedeutung von Steuerbilanzpolitik insbesondere in Krisenzeiten unterstreichen. So können Unternehmen im Einzelfall gezielt auf den steuerlichen Gewinn einwirken und vorübergehende, aber u. U. entscheidende Steuerentlastungen und Liquiditätsvorteile realisieren. Im Ergebnis ist einer sachgerechten Steuerbilanzpolitik in Krisenzeiten durchaus eine unternehmenswertsteigernde und unternehmensfortführungsfördernde Wirkung zuzusprechen.

Kirsch, Steuerbilanz, infoCenter, NWB GAAAB-80076

I. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Unternehmen

[i]Prinz/Kanzler (Hrsg.), Handbuch Bilanzsteuerrecht, 4. Aufl. 2021, NWB FAAAH-92843 Hoffmann/Lüdenbach, NWB Kommentar Bilanzierung, 12. Aufl. 2021, NWB NAAAH-54944 Kanzler/Kraft/Bäuml, EStG Kommentar, 6. Aufl. 2021, NWB FAAAH-64846 Kurz nach Beginn des Jahres 2020 kam es zu einer weltweiten Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 (Corona-Virus). Als Ursprung wurde ein Lebensmittelmarkt in Wuhan, China, identifiziert, auf dem das Virus von einem Tier auf einen Menschen übertragen wurde. Daraufhin verbreitete sich das Virus über Ländergrenzen hinweg von Mensch zu Mensch. Am erklärte die Weltgesundheitsorganisation den Corona-Ausbruch aufgrund der weltweit rapide gestiegenen Fallzahlen zur Pandemie – einer weltweiten Epidemie.

Die in aller Regel wirtschaftlich negativ betroffenen Unternehmen spürten die unterschiedlichen Auswirkungen der Corona-Krise zunächst anhand von kurzfristigen Effekten, bspw. in Form von unterbrochenen Lieferketten, Personalknappheit, Werksschließungen, verzögerten Zahlungen oder allgemein in Form von gesunkenem Konsum. Das operative Geschäft kam u. U. vollständig zum Erliegen. Weiter konnten finanzielle Herausforderungen auftreten, z. B. infolge von Verstößen gegen Kreditvereinbarungen oder bei notwendig gewordenen Kapitalbeschaffungen. Über diese kurzfristigen Effekte hinaus dürften sich zudem auch mittelfristige Auswirkungen zeigen, wie in Form von neuen Markttrends oder neuem Konsumentenverhalten. Auch ein neues Bewusstsein für z. B. Digitalisierung, Home-Office oder regionales Reisen könnte die Folge sein. Daneben werden sich aus der Krise auch langfristige Folgen für Unternehmen materialisieren. Diese können durch Unternehmen aktiv mitgestaltet werden, indem sie eine Anpassung ihres Geschäftsmodells vornehmen, um den Unternehmenserfolg auch in einem von der Krise veränderten Geschäftsumfeld zu sichern. S. 2

Unterschiede in der Betroffenheit der Unternehmen ergeben sich vor allem auf Basis des verfolgten Geschäftsmodells. So sind bspw. Unternehmen der Reisebranche und des Einzelhandels im wesentlichen Ausmaß von den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen, während z. B. Unternehmen der Pharma- und Medizintechnikbranche oder der Onlinehandel ggf. von den die Krise begleitenden Umständen profitieren.

Die Corona-Krise zeichnete sich gegenüber bisherigen Wirtschaftskrisen insbesondere durch eine erhöhte Unsicherheit aus. Bereits ihre Entstehung konnte nicht vorhergesehen werden. Auch während der Krise war und ist eine Zukunftsplanung nur unter hoher Unsicherheit möglich, weil die vielen mit der Krise verbundenen Faktoren, wie Langzeitschäden, Wiederansteckung, Herdenimmunität, Impfstoffverfügung und weitere Varianten des Virus zu großen Teilen unbekannt waren. Eine abschließende Beurteilung, wie Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft nach der Corona-Pandemie aussehen würden, war für eine lange Zeit nach ihrem Ausbruch nicht möglich. Hiermit einher gehen unterschiedliche Herausforderungen nicht nur für die betriebswirtschaftliche Planung, sondern auch steuerbilanzieller Art.

Es gilt festzuhalten: In Abhängigkeit der krisenbedingten Umstände und des Geschäftsmodells des Unternehmens können sämtliche Bereiche des Geschäftsumfelds und der Unternehmenstätigkeit betroffen sein und den Geschäftsverlauf wesentlich beeinträchtigen. Von Bedeutung ist zudem die Wirksamkeit der von staatlicher Seite beschlossenen Maßnahmen, um die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise einzudämmen. Zu diesen Hilfsmaßnahmen zählen neben finanziellen Unterstützungen für gewöhnlich auch Änderungen des Steuerrechts, die die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der betroffenen Unternehmen verbessern sollen und regelmäßig auch steuerbilanzielle Auswirkungen nach sich ziehen.