PiR Nr. 10 vom Seite 1

Mit hohen Erwartungen in das letzte Quartal ...

Dr. Jens Freiberg | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Für die Erweiterung des House of IFRS im Jahr 2021 stellt sich nach drei Quartalen ein nüchterner Befund ein: All zu viel ist bislang nicht passiert. Den Auftakt machte die Klarstellung zur Angabe von „material“ anstatt „significant“ accounting policies in IAS 1 und flankierend die Ergänzung einer Definition von accounting estimates in IAS 8. Wegen der weiterhin anhaltenden Pandemiesituation wurde die temporäre Ausnahme zur Abbildung von rent concessions durch den Leasingnehmer verlängert. Schließlich wurde noch die zunächst beim IFRS Interpretation Committee diskutierte Fragestellung zur Anwendbarkeit der initial recognition exemption – insbesondere, aber nicht nur – für die bilanzielle Abbildung von Leasingvereinbarungen nach dem right-of-use-Modell in IAS 12 klargestellt. Die derzeit noch offenen sieben exposure drafts ziehen bei Finalisierung auch weitestgehend keine materielle Änderung des bestehenden Regelwerks nach sich. Die höchste praktische Relevanz haben bislang daher die finalen Agenda Entscheidungen des IFRS Interpretation Committee. Dabei wird es mit Bezug zur Finanzberichterstattung (wohl) auch bleiben. Eine Erweiterung des Regelwerks steht nicht mehr auf dem aktuellen Arbeitsprogramm.

Spannende Themen gibt es aber zuhauf. Ich freue mich, Ihren Blick auf unsere Rubrik IFRS Aktuell zu lenken. Der Beitrag von Fischer gibt einen komprimierten Überblick über die in einem Diskussionspapier der EFRAG zusammengetragenen Vorschläge und Anregungen zur bilanziellen Abbildung von immateriellen Vermögenswerten. Ein Arbeitsfeld, an dem sich der IASB künftig abarbeiten kann und sollte.

Unsere Rubrik Fokus wartet im aktuellen Heft mit drei Beiträgen auf. Die Vorschläge des IASB in ED/2021/7 zur Reduzierung der Angabepflichten für die Abschlüsse von Tochterunternehmen ohne öffentliche Rechenschaftslegungsverpflichtung werden von Kirsch im Detail dargestellt und kritisiert. Im Ergebnis werden die Vorschläge aus konzeptioneller Sicht als nicht unkritisch eingestuft und daher als nicht überzeugend zur weiteren Bearbeitung zurückgewiesen. Im Rahmen einer empirischen Analyse widmen sich Müller/Reinke der kapitalwertorientierten Ermittlung des erzielbaren Betrags im Rahmen des impairment-Tests nach IAS 36. Gerade vor der für den Oktober zu erwartenden Veröffentlichung der aktuellen enforcement priorities hat die Auswertung der wesentlichen Bewertungsparameter für die Abschlüsse der DAX-Unternehmen im Fünf-Jahreszyklus eine besondere Relevanz. Im Ergebnis und trotz positiver Entwicklung der Anhangangaben kommen die Autoren zu der Schlussfolgerung, dass bestehende Ermessensspielräume interessengeleitet ausgenutzt werden. Einen Rückblick auf die Erfahrungen aus der erstmaligen Berichterstattung – Deutschland hat von einer zulässigen Verschiebung des Erstanwendungszeitpunkts abgesehen – nach dem europäisch einheitlich elektronischen Format (ESEF) geben Morich/Canitz. Besondere Bedeutung hat der von den Autoren aufgenommene Ausblick. Trotz der Herausforderungen mit der erstmaligen Anwendung stehen bereits Ausweitungen der geforderten Digitalisierung der Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung an.

Sie dürfen sich auch mit unseren weiteren Rubriken auf eine spannende und interessante Lektüre freuen.

Herzlichst

Jens Freiberg

Fundstelle(n):
PiR 10/2021 Seite 1
NWB KAAAH-90170