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WP Praxis Nr. 10 vom Seite 323

Multidisziplinäre Partnerschaften auf dem Markt für Rechtsberatungsleistungen

Eine Analyse des Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder

Jörg Hossenfelder

Auf dem Markt für Rechtsberatungsleistungen konkurrieren reine Wirtschaftskanzleien verstärkt mit multidisziplinären Partnerschaften (MDP) um die Gunst der Mandanten. Mit einem integrierten Beratungsansatz bieten MDPs ein breites Portfolio an Services an, das über eine reine Rechtsberatung hinausgeht. Stellen diese multidisziplinär aufgestellten Beratungen eine veritable Konkurrenz zu reinen Wirtschaftskanzleien dar oder geht die Portfoliobreite zulasten einer nötigen Spezialisierung? Wann greifen Auftraggeber auf Wirtschaftskanzleien zurück, wann kommen MDPs zum Einsatz? Basierend auf aktuellen Studienergebnissen geht der nachfolgende Beitrag des Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder auf diese Fragen ein. Erkenntnisse aus qualitativen Expertengesprächen mit General Counsels aus Dax-30-Unternehmen ergänzen die Analyse um eine fundierte Mandantenperspektive.

Graumann, Wirtschaftliches Prüfungswesen, 6. Aufl. 2020, NWB RAAAH-45930

Kernaussagen
  • Integrale Beratungsansätze, die Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung vereinen, bieten für Klienten deutliche Kosten- und Zeitvorteile. Als One-Stop-Shop bedienen MDPs eine weite Range an Bedarfen, was allerdings die Gefahr von mangelnder Spezialisierung in einzelnen Fachbereichen birgt.

  • Erbringen MDPs gewisse Rechtsberatungsleistungen, so derzeit zu einem relativ kleinen Prozentsatz in ihrem Gesamtleistungsspektrum. Die Sparten Audit, Tax und Advisory/Business Consulting dominieren hier zumeist. Multidisziplinarität wird nichtsdestoweniger als der Königsweg wahrgenommen.

  • Klienten greifen im Vergabeprozess oftmals auf Preferred-Supplier-Lists zurück, um Projekte mit Rechtsberatungsdienstleistern zu besetzen. Dabei sind die ausschlaggebenden Kriterien eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit, eine auch Krisenzeiten überdauernde Loyalität und Transparenz in der Bepreisung angebotener Dienstleistungen. Von Rechtsberatungen, gleich ob reine Wirtschaftskanzleien oder MDPs, wird künftig auch der Einsatz von Legal Tech erwartet, um standardisierbare, einfache Tätigkeiten effizienter abarbeiten zu können – wohingegen die Rechtsabteilungen selbst noch zögerlicher in der Umsetzung reagieren.

I. Einleitung

Bei Bedarf an Rechtsberatungsleistungen können sich General Counsels großer Unternehmen und Konzerne i. d. R. an drei Anbieter wenden. Sieht sich (1) die unternehmenseigene Rechtsabteilung aus Kapazitätsgründen oder fehlendem Knowhow nicht mehr in der Lage, selbst den Beratungsbedarf zu decken, können sie auf die Dienste von (2) klassischen reinen Wirtschaftskanzleien wie auch (3) multidisziplinären Partnerschaften zurückgreifen.

Letzteres bietet sich gerade in jenen Projekten an, bei denen auch Fragen außerhalb des Legal-Feldes beantwortet werden müssen. An dieser Stelle werben MDPs mit einem integrierten Beratungsansatz und greifen auf ein Netzwerk an Experten aus den Bereichen Audit und Tax, ggf. auch Consulting, zurück. Wie wird ihr Angebot am Markt wahr- und angenommen? Haben sich diese Beratungshäuser in den vergangenen Jahren mit Erfolg entwickelt?