Check, double-check and check again
[i]Wesen der und Qualitätsstandards in der ForschungMit der Gründlichkeit ist es schon ein Kreuz. Sie nötigt den Beteiligten Zeit und Mühe ab. Trotzdem steht sie eher im Rufe eines Spätseptemberabends. Rosig glänzend ist dagegen die Vision (der strahlend junge Maimorgen). Wir versuchen, inhaltliche und formale Fehler zu vermeiden, sind aber nicht perfekt, leider. Damit wären wir beim Thema: Fehler in der Wissenschaft mit Anklängen an die steuerliche Moral. Wissenschaftliche Arbeit muss darauf gerichtet sein, alles sauber zu dokumentieren, Fakten zu prüfen, den eigenen Standpunkt kritisch zu prüfen und Ergebnisse gründlich zu evaluieren. Das ist mühevoll. Und manchmal passen die Ergebnisse einfach nicht zum gesuchten Ergebnis und zum Forschungsziel. In den Naturwissenschaften fallen frisierte Ergebnisse schnell auf – in der Psychologie auch. Es dauert nur etwas länger.
[i]Ehrlichkeits-Studie zurückgezogen, Lehrbuchwissen basierte auf frisierten DatenDas Ergebnis einer vielbeachteten psychologischen Studie lautete: Menschen lassen sich eher zur Ehrlichkeit bewegen, wenn man Sie auffordert, ihre Unterschrift unter ein „Hiermit bestätige ich, dass alle meine Angaben der Wahrheit entsprechen“ vor die inhaltliche Stellungnahme an den Anfang des Dokuments zu setzen anstatt an den Schluss. Um weniger Falschangaben zu erreichen, haben einige Steuerbehörden darum Änderungen an Ihren Formularen geprüft. Die OECD hat einen Leitfaden „Behavioural Insights for Better Tax Administration“ erarbeitet. Er basiert zum Glück nicht auf der Studie. Eine Versicherung hat dagegen bereits ihre Standards geändert. Der erwartete Effekt trat aber nicht ein. Durch Nachprüfungen von Forschern der Wharton School/Universität Pennsylvania kam jetzt heraus, dass die ursprünglichen Daten des Experiments bereits dreist gefälscht wurden. Im Verdacht steht nun einer der Autoren der Studie: Dan Ariely. Er galt bislang als Superstar der Sozialpsychologie und Verfasser von Bestsellern, darunter „The Upside of Irrationality: The Unexpected Benefits of Defying Logic at Work and Home“.
[i]Genauigkeit ist auch in diesem Heft TrumpfIn diesem Heft gibt es doppeltes Plädoyer für den mühevollen Weg: Dorner/Treidler erweitern die jüngste OECD-Position zu den Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Fremdvergleichsprinzips und der Anwendung der Verrechnungspreisleitlinien von 2017 infolge der COVID-19-Pandemie um den konkreten Blick nach Deutschland, Polen und in die Niederlande. Trotz der absehbaren Unterschiede im Herangehen der drei Finanzverwaltungen lassen sich Handlungsempfehlungen geben (ab ). Zentral ist, so die Autoren, neben der sauberen Dokumentation spezifischer Ereignisse eine „Impact-Analyse“. Vorpeil geht in seinem Aufsatz sehr konkret auf die korrekte Form „internationalisierter“ Verträge nach deutschem Recht ein – mit zahlreichen Klauselbeispielen und Hinweisen auf typisch deutsche Fehler (ab ). Wenn Ihnen das noch nicht genügt, empfehle ich den verlinkten umfangreich kommentierten Mustervertrag (Export Contract für Verkäufer mit Sitz in Deutschland) von Vorpeil.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe
Nils Henrik Feddersen
Fundstelle(n):
IWB 18 / 2021 Seite 1
NWB YAAAH-89488