SteuerStud Nr. 8 vom Seite 521

Ergebnisse der StB-Prüfung 2020/2021

Alexandra Kandler | Steuerberaterin | Lehrgangsleitung beim Steuerrechts-Institut KNOLL

Liebe Leserinnen und Leser,

die Ergebnisse der StB-Prüfung sind stets für eine Überraschung gut. Natürlich fällt der erste Blick immer auf die Bestehensquote, die sich gewöhnlich um die 50 %-Marke bewegt und diese Prüfung zu einer der gefürchtetsten Berufszugangsprüfungen macht. Üblicherweise führen sehr anspruchsvolle Aufgabenstellungen zu einer schlechteren Bestehensquote. Im Jahr 2020/2021 haben die weltbewegenden Ereignisse offenbar auch die StB-Prüfung geprägt. Angefangen hat dies mit der Verunsicherung unter den Prüflingen bis kurz vor der Prüfung, ob und wie diese überhaupt stattfinden wird.

Das Prüfungsjahr 2020/2021 fällt mit einer Bestehensquote von 48,4 % wieder unter den Zehn-Jahres-Schnitt und liegt 8,8 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr (57,2 %). Dies verleitet zu der Schlussfolgerung, dass nach zwei guten Prüfungsjahren „gezwungenermaßen“ wieder ein schlechtes Jahr folgt. Bei einem Vergleich mit dem letzten schlechten Prüfungsjahr 2016/2017, kommt man jedoch zu einer anderen Erkenntnis. Die Bestehensquote lag auch hier mit 41,6 % weit unter der 50 %-Marke bei einer ebenso hohen Rücktrittsquote von 13,7 %. Die Bestehensquote bezieht sich auf die Zahl der Teilnehmer, die die Prüfung abgelegt haben. Bezieht man aber die diesjährige Rücktrittsquote von 13,7 % (Vorjahr 11,2 %) mit ein (Bezugsgröße „Teilnehmer, die zur Prüfung erschienen sind“), verringert sich die offizielle Bestehensquote 2020/2021 auf 41,8 %!

Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied in den hohen Rücktrittsquoten der beiden „schlechten“ Prüfungsjahrgänge 2016/2017 und 2020/2021: Während die Kandidaten 2016 überwiegend aufgrund fachlicher Fragestellungen und sehr anspruchsvoller und exotischer Themen überfordert waren, lag es im Jahr 2020 eher an anderen Faktoren: Zur Doppelbelastung in der Prüfungsvorbereitung durch einen anspruchsvollen Arbeitsalltag kamen in diesem Jahr mit Themen wie Homeschooling und z. T. nicht stattfindenden Präsenzkursen unerwartete Herausforderungen hinzu. Dies hat bei vielen Teilnehmern zu unvorhersehbaren Beeinträchtigungen einer im Vorfeld konsequent und optimal geplanten Prüfungsvorbereitung geführt.

Im Prüfungsjahr 2020/2021 haben im Oktober 2020 3.476 Kandidaten (Vorjahr: 3.992) die schriftliche Prüfung abgelegt. Im Vergleich zum Vorjahr (2.284) haben jedoch nur 1.814 (und somit 470 weniger) Kandidaten die Prüfung bestanden.

Wie in den Vorjahren sind auch die Unterschiede der Steuerberaterkammern im regionalen Vergleich mit z. T. erheblichen Abweichungen zum Bundesdurchschnitt auffällig. Insgesamt entfallen von den insgesamt 1.814 erfolgreichen Teilnehmern 13,5 % (245 Kandidaten) auf die Steuerberaterkammer München und lediglich jeweils 0,6 % (10 Kandidaten) auf die Kammern Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Zwar verzerren die Ergebnisse der kleinen Kammern das Bild, jedoch ist es interessant, dass die Kammer Südbaden mit einer Bestehensquote von 58,6 % (41 Kandidaten) eine um 10,2 Prozentpunkte bessere Quote vorweisen kann, während die Kammer Bremen mit einer um 12,2 Prozentpunkte schlechteren Bestehensquote von nur 36,2 % (17 Kandidaten) das Schlusslicht bildet.

Für zukünftige Prüfungsteilnehmer bedeutet die Analyse der Ergebnisse des Jahres 2020/2021:

  • Die StB-Prüfung ist kein Buch mit sieben Siegeln, sondern mit guter Struktur zu bewältigen.

  • Der berufliche Ausblick nach erfolgreichem Prüfungsabschluss aufgrund der auch in diesem Jahr wieder niedrigen Anzahl nachrückender Steuerberateranwärter ist hervorragend, denn der Berufsstand sucht weiterhin händeringend nach Nachfolgern.

Dies sollte Sie dazu motivieren, mit einer gut geplanten, soliden Vorbereitung in die Prüfung zu gehen! Ich wünsche Ihnen gutes Durchhaltevermögen in Ihrer Prüfungsvorbereitung!

Ihre

Alexandra Kandler

Fundstelle(n):
SteuerStud 8/2021 Seite 521
NWB JAAAH-81110