Die Stimmung kippt
Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf nahezu alle Branchen der Wirtschaft. Einige wenige, wie beispielsweise diverse Online-Händler, profitieren. Andere, wie Restaurants und die Tourismusbranche, erleben einen Albtraum. Zwischen diesen Extremen gibt es viele Branchen, die indirekt mehr oder weniger betroffen sind. Ein Beispiel sind die Automobilzulieferer, die am Tropf der Automobilhersteller hängen. Der Lockdown und sinkende Nachfragen nach Neuwagen haben voll auf diese Branche durchgeschlagen. Carola Rinker beschreibt ab S. 76, was Sie in diesem Jahr bei der Jahresabschlussanalyse der Automobilzulieferer beachten sollten.
Ein branchenunabhängiges Stimmungsbild versucht die Corona-Befragung des German Business Panel (GBP) an der Universität Mannheim einzufangen. Die repräsentative Studie, an der bundesweit über 10.000 Unternehmen wiederkehrend teilnehmen, untersucht auf Basis aktueller Daten, wie sich die bisherigen Maßnahmen wirtschaftlich auf Unternehmen ausgewirkt haben.
Noch in der zweiten Dezemberhälfte 2020 berichteten viele der teilnehmenden Unternehmen, dass sie ihre Gewinne dank der staatlichen Hilfen auf einem stabilen Niveau halten konnten. In der ersten Januarhälfte setzte jedoch eine deutliche Trendwende ein. Das Ergebnis: Ende Januar sahen die Unternehmen in Deutschland ihre Umsätze und Gewinne gegenüber dem Vorjahr um mehr als 20 % sinken – ein negativer Rekordwert seit Beginn der Datenerhebung im vergangenen Sommer. Gleichzeitig steigt die Unzufriedenheit der Unternehmer an, weil viele von ihnen von den Hilfsmaßnahmen der Politik enttäuscht sind.
Kein Wunder, denn die vollmundig angekündigten staatlichen Hilfen fließen weiterhin nur spärlich. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft eindrucksvoll anhand von Zahlen belegt: Beispielsweise sind von den im Jahr 2020 geplanten Beträgen für die Überbrückungshilfen I, II und die Novemberhilfe bis zum nur 15 % ausgezahlt worden. Auch im aktuellen Jahr läuft es nicht besser: Für die Überbrückungshilfe III sowie die November- und Dezemberhilfe sind bis zum selben Zeitpunkt nur 13 % der geplanten Beträge abgeflossen.
Bei vielen Unternehmen bleibt da nur noch der Gang zur Bank. Diese wird bei Kreditwünschen aber besonders genau hinschauen (müssen), und es wird voraussichtlich zahlreiche Ablehnungen geben. Wichtig in diesem Zusammenhang: Fragen Sie nach den Ablehnungsgründen, sofern die Bank sich hier bedeckt hält. Denn diese Information benötigen Sie dringend, um an den für eine Kreditbewilligung relevanten Stellschrauben im Unternehmen Ihres Mandanten zu drehen. Carl-Dietrich Sander erläutert ab , wie Sie die Ablehnungsgründe für Ihre Beratung weiter nutzen können. Vielleicht ist der Antrag an einer unzureichenden Liquiditätsplanung gescheitert? Dann kann ich Ihnen das aktualisierte Tool „Ergebnis- und Liquiditätsplanung“ empfehlen, das wir Ihnen im Praxistipp auf vorstellen.
Beste Grüße
Heiko Lucius
Fundstelle(n):
NWB-BB 3/2021 Seite 65
NWB NAAAH-71659