Besitzen Sie diesen Inhalt bereits, melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.

Dokumentvorschau
WP Praxis Nr. 12 vom Seite 366

Effizienz in der Abschlussprüfung

Die Auswirkungen der Zusammensetzung des Prüfungsteams und mandatsspezifischer Faktoren auf die Effizienz von Prüfungsaufträgen

WP/StB/CVA Philipp Jahn, M.A.

Vor dem Hintergrund des bestehenden Wettbewerbs in der Wirtschaftsprüfung gewinnt die effiziente, zügige und zugleich qualitativ hochwertige Durchführung der Abschlussprüfung stetig an Bedeutung. Basierend auf der Auswertung von Daten zur Entwicklung der Prüfungsstunden der Mitglieder von Prüfungsteams einer großen mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Deutschland werden die Auswirkungen der Berufserfahrung der einzelnen Teammitglieder, der Komplexität des Prüfungsauftrags und der Größe des zu prüfenden Unternehmens auf die effiziente Prüfungsdurchführung untersucht und dargestellt. Daraus sollen Handlungsempfehlungen bezüglich einer optimalen Teamzusammensetzung unter Effizienzgesichtspunkten abgeleitet werden.

Zülch, Prüfungsprozess, infoCenter, NWB VAAAE-25215

Kernaussagen
  • Prüfungsaufträge müssen aufgrund des bestehenden Wettbewerbs schneller, kundenorientierter und effizienter abgewickelt werden. Dies erfordert eine optimale Ressourcenplanung, um das gesetzliche vorgegebene Ziel einer Abschlussprüfung – die Abgabe eines Prüfungsurteils – zu erreichen.

  • Die Berufserfahrung der Prüfungsteammitglieder beeinflusst maßgeblich die Möglichkeit von Effizienzgewinnen. Unerfahrene Prüfer können den Stundeneinsatz aufgrund von Lerneffekten schnell reduzieren. Jedoch beeinflussen die erfahrenen Prüfer wesentlich das Prüfungsergebnis und erfüllen vielschichtigere Aufgaben im Prüfungsprozess.

  • Die Größe des zu prüfenden Unternehmens und die Komplexität des Prüfungsauftrags beeinflussen ebenso die Möglichkeit von Effizienzen. Prüfungen großer Unternehmen und komplexe Abschlussprüfungen lassen nur wenig Raum für Effizienzsteigerungen, wohingegen bei kleineren und mittleren Prüfungsaufträgen deutlich größere Reduktionen der Prüfungsstunden möglich sind.

I. Die Notwendigkeit einer effizienten Abschlussprüfung

Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bieten neben der klassischen Abschlussprüfung eine Vielzahl von Dienstleistungen, wie Beratungen zu den Themenbereichen Digitalisierung sowie Transaktionsberatungen an. Ursächlich hierfür ist, dass ein organisches Wachstum im Bereich der klassischen Abschlussprüfung nur schwer möglich erscheint und es so zu einem Verdrängungswettbewerb kommt, der die Margen des klassischen Prüfungsgeschäfts reduziert. Hieraus ergibt sich aus Sicht der Prüfungsgesellschaften die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, Prüfungsaufträge schneller, kundenorientierter und effizienter abzuwickeln, um am Markt bestehen zu können und gleichzeitig eine hohe Prüfungsqualität zu gewährleisten. Das Erfordernis einer wirtschaftlichen und damit effizienten Abwicklung eines Prüfungsauftrags ist zudem in IDW PS 200, Tz. 8 f. geregelt, wonach Aussagen über das Prüfungsergebnis nur mit hinreichender Sicherheit unter Beachtung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit getroffen werden sollen.

Die effiziente Durchführung von Abschlussprüfungen wird durch komplexe Rechnungslegungsnormen, die Internationalisierung der Mandanten sowie die steigenden Anforderungen von Aufsichtsbehörden zunehmend erschwert. Die Sicherstellung und Steigerung der Effizienz erfordert unter Beachtung des Prüfungsrisikos und der Einhaltung der berufsständischen Anforderungen eine stetige Optimierung des Prüfungsablaufs durch eine ideale Ressourcennutzung.

Ziel dieses Artikels ist es daher, Handlungsempfehlungen mit Blick auf die optimale Zusammensetzung des Prüfungsteams abzuleiten. Ausgangsbasis ist eine Untersuchung von Jahn und Loy , wobei die individuellen Lernkurven von Prüfungsteammitgliedern über den Zeitraum 2013 bis 2019 untersucht wurden. S. 367