Volkswirtschaftslehre
13. Aufl. 2017
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10. Geld und Geldpolitik
Großvater Bohlsen erzählte seinen Enkelkindern gelegentlich von der „guten alten Zeit“ und zeigte ihnen dabei einen 20-Mark-Schein von 1910 (vgl. Abb. 10.1). Ein Kind musste dann vorlesen: Zwanzig Mark zahlt die Reichsbankhauptkasse … dem Einlieferer dieser Banknote. „Zwanzig Mark in Gold!“ pflegte Bohlsen sen. jedesmal anzufügen, damals wäre das Geld noch etwas wert gewesen.
Großvater Bohlsen erzählte aber auch von den Jahren der Inflation nach dem 1. Weltkrieg. So konnte er sich aus dem Jahre 1923, seinem ersten Lehrjahr, gut erinnern, wie wertlos das Geld war und wie schnell es im Wert weiter fiel: Im Januar habe ein Brot 250 M, im Juli 3.465 M, im September 1.512.000 M und im November sogar 201.000.000.000 M gekostet.
Käufer wären sofort nach dem Empfang ihrer Löhne und Gehälter, die wöchentlich ausgezahlt wurden, mit riesigen Geldpaketen in das Geschäft gekommen, um das wertlose Papier möglichst schnell gegen wertbeständigere Güter wieder loszuwerden. Der Höhepunkt der Geldentwertung wäre im November 1923 gewesen. 20 Goldmark aus der guten alten Zeit hätten nun einem Wert von 20 Billionen Mark entsprochen; „einer 20 mit 12 Nullen!“ beendete Bohlsen se...