Wie Sie das Wissen um das Wissen einsetzen
Die Zeiten sind unruhig geworden: Finanzkrise, Basel II und demnächst Basel III haben bzw. werden ihre Spuren in der Unternehmensfinanzierung hinterlassen. Wie so häufig, sind die Leidtragenden in erster Linie nicht die großen, sondern kleine und mittelständische Unternehmen. Denn sie können ihre zumeist schlechte Eigenkapitalausstattung nicht „schönreden” – und diese ist und bleibt ein wesentliches Kriterium für Banken, wenn es beispielsweise um die Gewährung von Krediten und Zinskonditionen geht.
Als Berater von kleinen und mittelständischen Unternehmen stehen Sie daher regelmäßig vor einer großen Herausforderung: Sie müssen trotz der häufig ungünstigen Voraussetzungen Ihre Mandanten auf das Bankenrating vorbereiten und das bestmögliche Ergebnis für sie herausholen. Zu der Fülle an möglichen Maßnahmen gehört auch die Wissensbilanz. Für viele anfangs als wissenschaftliches Konstrukt belächelt, entwickelt sie sich langsam aber sicher zu einem beachtenswerten Instrument: Über 1.000 Wissensbilanzen wurden in Deutschland bislang erstellt und 145.000 Hilfsmittel wie Leitfaden, Broschüren und Wissensbilanz-Toolboxen abgerufen.
Im Gegensatz zur klassischen Bilanz versucht die Wissensbilanz, nicht die materiellen, sondern die immateriellen Werte eines Unternehmens zu dokumentieren und zu analysieren. Das Potenzial gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen ist groß. Denken Sie nur an den Unternehmer, ohne den in der Firma nichts läuft, weil er gefühlt die ganze Erfahrung und das Wissen in seiner Person vereinigt. Oder beispielsweise an IT-Spezialisten, ohne die viele Unternehmen heutzutage handlungsunfähig wären. Klix erläutert in seinem Beitrag ab S. 182, dass die Wissensbilanz nicht nur im Ratingprozess hilfreich ist und wo Sie entsprechende kostenlose Software finden.
Aktuell: Bundesverband Wissensbilanzierung gegründet
Dass das Thema mehr als eine nette Spielerei ist, zeigt auch die jüngste Entwicklung: Am wurde der Bundesverband Wissensbilanzierung in Berlin gegründet. Der Verein macht es sich dabei insbesondere zur Aufgabe, die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch der Mitglieder und Interessierten zu fördern sowie Mitglieder praxisnah zu informieren, bei der Durchführung der Methode zu beraten und zu betreuen.
Beste Grüße
Heiko Lucius
Fundstelle(n):
NWB-BB 6/2012 Seite 161
NWB VAAAE-10022