OFD Hannover - S 0285 - 2 - StO 143

Bekanntgabe von Verwaltungsakten an Empfänger außerhalb des Geltungsbereichs der Abgabenordnung

Soll ein Verwaltungsakt einem Empfänger außerhalb des Geltungsbereichs der AO bekannt gegeben werden, so ist § 122 Abs. 2 AO, § 123 AO, § 9 VwZG oder § 10 VwZG anzuwenden.

Welche der bestehenden Möglichkeiten einer Auslandsbekanntgabe gewählt wird, liegt im pflichtgemäßen Ermessen (§ 5 AO) der Finanzbehörde. Die Auswahl ist u. a. abhängig von den gesetzlichen Erfordernissen (z. B. Zustellung gem. § 122 Abs. 5 AO) und von dem Erfordernis, im Einzelfall einen einwandfreien Nachweis des Zugangs des amtlichen Schreibens zu erhalten.

Ich bitte, die Bekanntgabeart auf dem Verwaltungsakt zu vermerken. Außerdem weise ich auf Folgendes hin:

1. Vereinfachte Bekanntgabe nach § 122 Abs. 2 AO

Nach § 122 Abs. 2 Nr. 2 AO gilt ein schriftlicher Verwaltungsakt bei einer Übermittlung durch die Post an einen Beteiligten außerhalb des Geltungsbereichs der AO einen Monat nach Aufgabe zur Post als bekannt gegeben.

An Empfänger (einschließlich der Bevollmächtigten) [1] in


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Belgien
Dänemark
Estland
Frankreich
Großbritannien
Griechenland
Irland
Italien
Kanada
Litauen
Luxemburg
Malta
Niederlande
Norwegen
Österreich
Portugal
Schweden
Slowakei
Slowenien
Spanien
Ungarn
USA

können Steuerverwaltungsakte durch einfachen Brief bekannt gegeben werden (§ 122 Abs. 2 AO), weil diese Staaten damit einverstanden sind. Es kann davon ausgegangen werden, dass die vorgenannten Staaten auch mit einer elektronischen Übermittlung unter den Voraussetzungen des § 87a AO einverstanden sind.

Ich bitte, grundsätzlich von der vereinfachten Bekanntgabe an Empfänger in den o. g. Staaten Gebrauch zu machen.

Nach Kanada und den USA ist der Zentralversand aufgrund von Schwierigkeiten bei der Frankierung nicht möglich. Im maschinellen Verfahren werden beide Länder deshalb wie Länder behandelt, in denen eine vereinfachte Bekanntgabe nicht zulässig ist. Das Finanzamt muss deshalb selbst den Bescheid versenden.

Sind Verwaltungsakte zustellungsbedürftig, ist nach Nr. 3 zu verfahren.

2. Bekanntgabe an einen inländischen Empfangsbevollmächtigten

2.1 Auch Steuerpflichtige ohne Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Inland können sich gem. § 80 Abs. 1 AO durch einen inländischen Bevollmächtigten vertreten lassen. In diesem Fall erfolgt die Bekanntgabe an den Bevollmächtigten ohne jede Besonderheit.

2.2 Hat der Steuerpflichtige keinen Bevollmächtigten i. S. d. § 80 AO bestellt, so kann das Finanzamt ihn nach § 123 AO auffordern, einen Empfangsbevollmächtigten zu benennen. Die Möglichkeit der Bekanntgabe nach dieser Vorschrift besteht sowohl bei einfacher Bekanntgabe als auch bei zustellungsbedürftigen Schriftstücken. Im Einzelnen hierzu siehe AO-Kartei § 123 AO Karte 3.

2.3 Hat ein Steuerpflichtiger ohne Aufenthalt im Geltungsbereich der AO keinen Bevollmächtigten i.S. des § 80 AO bestellt und auch trotz Aufforderung keinen Empfangsbevollmächtigten i. S. d. § 123 AO benannt, so kann das Finanzamt gem. § 81 Abs. 1 Nr. 3 AO durch das Vormundschaftsgericht einen Vertreter bestellen lassen.

Im Hinblick auf die anderen Bekanntgabemöglichkeiten ist es jedoch grundsätzlich nicht gerechtfertigt, ausschließlich für Zwecke der Auslandsbekanntgabe einen Vertreter durch das Vormundschaftsgericht bestellen zu lassen. Diese Bekanntgabeart kommt deshalb nur dann in Betracht, wenn die gerichtliche Bestellung eines Vertreters aus anderen Gründen erforderlich ist.

3. Zustellung nach § 9 VwZG

Sind Verwaltungsakte an Empfänger außerhalb des Geltungsbereichs der AO zuzustellen und kann nicht von der Möglichkeit der Bekanntgabe an einen Empfangsbevollmächtigten Gebrauch gemacht werden (Nr. 2), so ist nach § 9 VwZG zu verfahren. Im Einzelnen hierzu siehe AO-Kartei § 9 VwZG Karte 1.

4. Öffentliche Zustellung nach § 10 VwZG

Ist die Zustellung des Verwaltungsaktes vorgeschrieben oder wird sie vom Finanzamt angeordnet (§ 122 Abs. 5 AO) ist der Verwaltungsakt öffentlich zuzustellen, wenn der Aufenthaltsort des Zustellungsadressaten unbekannt ist, eine Zustellung an einen Vertreter oder Zustellungsbevollmächtigten nicht möglich ist oder im Fall einer erforderlichen Zustellung im Ausland entweder nicht möglich ist oder keinen Erfolg verspricht.

OFD Hannover v. - S 0285 - 2 - StO 143

Fundstelle(n):
QAAAC-28435