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IWB Nr. 9 vom Seite 1

Ein Kinderspiel

Nils Henrik Feddersen | Verantw. Redakteur | iwb-redaktion@nwb.de

Teure [i]Süße Nachrichten und ein Paradefall„Überraschung!“, „Mutter fällt aus allen Wolken“, „Sohn schockt Mutter mit Kauf von 70.000 Lollis.“ Es ist eine kleine Geschichte um einen Achtjährigen, der in den USA mit dem Handy seiner Mutter für gut 4.000 Dollar Süßigkeiten bei Amazon kaufte. Es war snackable Content im wahrsten Sinne des Wortes und es gab ein Happy End. Denn die Mutter konnte den Kauf der 22 Kartons Süßigkeiten letztlich stornieren. Die Idee des Steppkes, für seine Freunde einen Mini-Jahrmarkt mit den Lutschern als Preise zu veranstalten, war ziemlich süß, keine Frage.

Was kaum kommentiert wurde, war der Business Case des Ganzen! Er bietet durchaus Anschauungsmaterial: Denn zum einen war es buchstäblich kinderleicht, mit einem Smartphone eine Bestellung abzuwickeln. Zum anderen bietet sich hier ein Fall beispielhaften Geschäftshandelns, denn am Ende des Tages erhielt die Kundin den gesamten Kaufpreis zurück. Der Online-Händler bietet grundsätzlich ein 30-tägiges Rückgaberecht und seine Rückgaberichtlinien gelten als extrem kundenfreundlich. Gute Presse für den Handelsgiganten!

[i]„Baukasten“ internationaler SteuerverfahrenEnde gut, alles gut sollte auch bei Doppelbesteuerungsstreitigkeiten gelten. Auch hier ist der Faktor Zeit oftmals entscheidend. Darum sind kooperative internationale Risikobewertungsverfahren auf dem Vormarsch. Der Aufsatz zu Joint Audits, ICAP und ETACA von Dallhammer/Trinkl/Vierling/Zimmerl ab bietet praktische Erfahrungen und Einschätzungen. Nicht jedes Verfahren eignet sich für jedes Ziel, doch entwickelt sich langsam ein „Baukasten“ dieser Steuerverfahren für grenzüberschreitende Fälle heraus.

[i]Wichtige Grundsätze zur erweiterten beschränkten Steuerpflicht und zur VorzugsbesteuerungDass der klassische Rechtsweg lang sein kann und nicht von Erfolg gekrönt sein muss, belegt die Besprechung des BFH-Urteils von Kraft zur britischen Remittance basis-Besteuerung . Der streitige Sachverhalt betraf die Jahre 2001 und 2002. Die Revision wurde zurückgewiesen. Das streitige Vorzugsteuersystem wurde inzwischen abgeschafft. Trotzdem bietet der Fall Klärung länger bestehender Fragen und seine tragenden Gründe werden auf die Vorzugsbesteuerung von Ausländern und Zuzüglern auch anderer Staaten anwendbar sein. Wie es der Autor umschreibt, dürfte dies den „Jagdinstinkt“ von Betriebsprüfern auf Fälle der erweiterten beschränkten Steuerpflicht wecken.

[i]Noch keine Lösung für ausländische Kapitel-2-FondsLesenswert ist schließlich der Aufsatz von Hasibeder/Reier zu spezifischen Investmentstrukturen, in denen auch nach den Entschärfungen jüngerer Zeit unverändert eine Ungleichbehandlung ausländischer Fonds erfolgt, die gegen die EU-Grundfreiheiten verstößt und nach einer Lösung ruft (vielleicht bietet dafür das geplante Gesetz zur Anpassung des Mindeststeuergesetzes eine Gelegenheit). Die Autoren machen dazu zwei Vorschläge. Ohne zu warten, können betroffene Anleger schon jetzt mit Aussicht auf Erfolg den Rechtsweg beschreiten. Es wäre aber kein Kinderspiel!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe

Nils Henrik Feddersen

Fundstelle(n):
IWB 9 / 2025 Seite 1
HAAAJ-91111