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NWB-BB Nr. 1 vom Seite 19

Finanzierung von Unternehmenskäufen im Rahmen der Nachfolge

Wie Sie die vielfältigen Möglichkeiten ausschöpfen können

Prof. Dr. Holger Wassermann

Spätestens nach der Due Diligence (vgl. NWB-BB 11/2024 S. 332, NWB PAAAJ-77555) und der endgültigen Bewertung legt der Kaufinteressent ein verbindliches Angebot vor, welches er finanzieren können muss. Sowohl die Kaufpreisvereinbarung als auch die Finanzierung des Erwerbs unterscheiden sich zum Teil erheblich von einfachen Kaufverträgen über einzelne Vermögenswerte. Daher werden in diesem Teil der Beitragsreihe zur Unternehmensnachfolge zunächst die Grundzüge der Finanzierung von Kaufpreisen bei Unternehmensnachfolgen vorgestellt, ehe wir im nächsten Teil auf die Verhandlung und die Vereinbarungen zum Kaufpreis eingehen.

Kernaussagen
  • Unternehmenserwerbe werden regelmäßig mit einem großen Anteil an Fremdkapital finanziert.

  • Die Förderbanken stellen unter dem Stichwort Existenzgründung auch für den Kauf von Unternehmen zinsverbilligte Darlehen zu Verfügung.

  • Die Bürgschaftsbanken unterstützen als Selbsthilfeeinrichtung der mittelständischen Wirtschaft Unternehmensnachfolgen durch die Übernahme von Bürgschaften bei fehlenden Sicherheiten.

  • Ein Finanzierungskonzept umfasst die Mittelverwendung und die Mittelherkunft und berücksichtigt neben dem Kaufpreis auch andere Ausgaben.

Literatur-Tipp

Alle bereits veröffentlichten und geplanten Teile der Beitragsreihe zur Unternehmensnachfolge finden Sie in der NWB Datenbank unter NWB FAAAJ-68482.

I. Finanzierung als Herausforderung

1. Finanzierung als Sollbruchstelle bei Nachfolgen

In etlichen Umfragen zu den Hauptproblemen bei der Unternehmensnachfolge wird die Finanzierung als einer der Top-3-Punkte genannt. Dabei muss das nicht so sein, denn die Finanzierbarkeit einer Nachfolge stellt sich meistens einfacher dar als die einer Neugründung. Das liegt insbesondere daran, dass Unternehmensnachfolgen generell eine höhere Überlebensrate haben als Neugründungen. Denn bei Nachfolgen sind bereits ein etabliertes Geschäftsmodell, Kundenbeziehungen und Marktpräsenz vorhanden. Außerdem lässt sich eine finanzierende Bank eher durch vorliegende Jahresabschlüsse mit Gewinnausweis als durch Businesspläne beeindrucken, die lediglich auf Annahmen beruhen.

Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Übernahmen daran scheitern, dass keine Finanzierung zustande kommt. Letztendlich lässt sich dies immer auf einen zu hohen Kaufpreis zurückführen – zu hoch mit Blick auf die finanzielle Situation beim Käufer und beim Kaufobjekt.

2. Finanzielle Situation der Nachfolger

Auf der Seite der Erwerber sind zunächst Existenzgründer, strategische Käufer und Finanzinvestoren zu unterscheiden. Während sich die Finanzierung eines Unternehmenserwerbs bei bestehenden Unternehmen in der Regel weniger kompliziert darstellt – kleinere Übernahmen erfolgen nicht selten direkt aus dem laufenden Cashflow, etwas größere nach oft schneller Absprache mit der Hausbank –, kann es bei Jung-Unternehmern bei der Finanzierung etwas komplizierter werden.

Grundsätzlich beschränken zunächst die finanziellen Möglichkeiten eines Existenzgründers den Finanzierungsspielraum, denn in gewissem Umfang wird die Einbringung von Eigenmitteln notwendig sein. Gründer und Nachfolger unterscheiden sich in mehreren Aspekten, obwohl sie in der Existenzgründungsförderung oft als eine Gruppe betrachtet werden. Ein wesentlicher Unterschied liegt im Alter: Gründer sind typischerweise zwischen 25 und 35 Jahre alt, während Nachfolger meist zwischen 35 und 45 Jahre alt sind.

Diese Altersdifferenz spiegelt sich in unterschiedlichen Lebenssituationen wider. Nachfolger haben häufig bereits eine Familie gegründet und möglicherweise Wohneigentum erworben. Dadurch wurde eventuell vorhandenes FinanzverS. 20mögen oft für private Investitionen verwendet und steht nicht mehr als Eigenanteil für eine Kaufpreisfinanzierung zur Verfügung.