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NWB-BB Nr. 11 vom Seite 342

Künstliche Intelligenz in der Steuerberatung

Bringt sie mehr Fluch als Segen?

StB Benjamin Bhatti

Künstliche Intelligenz (KI) berührt zurzeit ausnahmslos alle Gesellschaftsteile und kann das Arbeiten möglicherweise nachhaltig verändern. Von den Anfängen des Computerzeitalters bis hin zu den bahnbrechenden Erfolgen der vergangenen Jahre – keine Branche kommt mehr an dem Trendthema KI vorbei, auch nicht die Steuerberatung. KI wird im Idealfall komplexe Berechnungen übernehmen, Fehler minimieren, maßgeschneiderte Empfehlungen liefern und die betriebswirtschaftliche Beratung verbessern. Tatsächlich führt der Wildwuchs an Lösungen jedoch heute zu mehr Arbeit, als dass diese merklich reduziert würde. Und trotz der vielen angestrebten Vorteile werden auch Bedenken laut: Wie vertretbar ist es ethisch, wenn Arbeitsplätze massenhaft entfallen oder jedenfalls sich so grundlegend verändern, dass Menschen auf der Strecke bleiben? Welche möglichen Risiken ergeben sich aus der steigenden Abhängigkeit von Technologie? Im Angesicht der radikalen Entwicklungen gilt es, die richtige Balance zwischen Innovation und Verantwortung zu finden, um das volle Potenzial der KI in der Steuerberatung auszuschöpfen und gleichzeitig andere Entwicklungen in der Branche nicht zu vernachlässigen.

Kernaussagen
  • Automatisierung von Routineaufgaben durch KI-Systeme führt in Steuerberatungskanzleien zu einer erheblichen Effizienzsteigerung. Dem Steuerberater bleibt somit deutlich mehr Zeit für sein Kerngeschäft: die Beratung.

  • Es bleiben ethische Fragen, die für einen verantwortungsvollen Einsatz von KI definitiv sorgfältig bedacht werden müssen.

  • Bei aller Eile, die momentan geboten ist, um den Anschluss in der Branche nicht zu verpassen, sollten Entscheider die Einführung von KI in der Steuerberatung sorgfältig planen.

I. Aktuell: Großes Potenzial und noch offene Fragen

KI befindet sich derzeit in einer Phase rasanten Wachstums und sich stetig entwickelnden Fortschritts, die tiefgreifende Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche des Lebens hat. Von selbstfahrenden Autos und personalisierten Empfehlungen bis hin zu medizinischer Diagnose oder eben der Automatisierung verschiedenster Abläufe in Steuerberatungskanzleien – die Anwendungen von KI sind vielfältig und verändern grundlegend, wie die Gesellschaft lebt und arbeitet.

Einer der bemerkenswertesten Aspekte des aktuellen Stands der KI bildet die Fähigkeit, aus großen Datenmengen zu lernen und Muster zu erkennen, die sogar für gut ausgebildete menschliche Arbeitskräfte nur schwer fassbar wären. Große Sprachmodelle ermöglichen es, komplexe Aufgaben zu bewältigen – von der Text- über die Sprach- bis hin zur Bildverarbeitung. Diese Fortschritte haben nicht nur die Effizienz und Produktivität in vielen Sektoren gesteigert, sondern werden möglicherweise auch vielfältige und tiefgreifende gesellschaftliche Verschiebungen auslösen. Viele traditionelle Berufe könnten KI und Automatisierung gar obsolet machen, was die Notwendigkeit neuer Bildungs- und Qualifikationsprogramme erhöht, um die Arbeitnehmer auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Zudem gilt es, bedeutende ethische und soziale Fragen im Zusammenhang mit der Nutzung von KI zu klären, wenn Entscheidungen von Maschinen autonom getroffen werden. Die Entwicklung solcher ethischen Leitlinien und rechtlichen Rahmenbedingungen, die sicherstellen, dass KI dem Wohle der Gesellschaft dient und mögliche negative Auswirkungen minimiert, wird in den kommenden Jahren das Bestreben von Politik und Wirtschaft sowie auch jedes einzelnen Nutzers sein.