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NWB-BB Nr. 7 vom Seite 194

Ablauf von Unternehmensnachfolgen

Bewusstsein schaffen für das „Davor“, das „Dabei“ und das „Danach“

Jeannette Peters, M. A., und Prof. Dr. Holger Wassermann

Die mittelständisch geprägte deutsche Wirtschaft steht vor der großen Herausforderung, den anstehenden Generationenwechsel an der Spitze der Unternehmen zu meistern. Aufgrund des demografischen Wandels stehen den Übergebenden der Baby-Boomer-Generation aber deutlich weniger potenzielle Nachfolger gegenüber. Diese als „Nachfolgelücke“ treffend beschriebene Situation ist nicht nur für hunderttausende Unternehmen und ihre Inhaber existenzgefährdend, sondern bedeutet auch für viele Gemeinden und die deutsche Volkswirtschaft und Gesellschaft insgesamt eine große latente Gefahr. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über den Prozess im Ganzen und markiert den Beginn einer mehrteiligen Reihe zum Thema Unternehmensnachfolge für die beratenden Berufe. Damit schaffen diese das notwendige Bewusstsein für diesen teilweise langen Prozess und können ihre Mandanten rechtzeitig sensibilisieren und unterstützen.

Kernaussagen
  • Die Unternehmensnachfolge ist ein komplexes Projekt, das mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann.

  • Die Anforderungen an Übergebende, Übernehmende, Mitarbeitende, externe Dritte sowie das Unternehmen sind interdisziplinärer Natur und erfordern regelmäßig die Einbeziehung verschiedener Spezialisten.

  • Die Unternehmensnachfolge ist ein zweiseitiger Prozess, bei dem sowohl die Interessen der Übergebenden als auch die der Übernehmenden zu berücksichtigen sind.

  • Der Gesamtprozess lässt sich in drei Stufen einteilen, der sich in seiner konkreten Ausgestaltung nach der Nachfolgeform ausrichtet: familienintern, unternehmensintern oder extern.

Literatur-Tipp

Alle bereits veröffentlichten und geplanten Teile der Beitragsreihe zur Unternehmensnachfolge finden Sie in der NWB Datenbank unter NWB FAAAJ-68482.

I. Bedeutung von Nachfolgen und aktuelle Lage

Die demografische Entwicklung in Deutschland führt aufgrund des Pillenknicks nicht nur zu dem bekannten Fach- oder Arbeitskräftemangel, sondern auch zu einer Nachfolgelücke. Die Darstellung der Bevölkerungspyramide vom Statistischen Bundesamt ( https://go.nwb.de/4jcsh) in Übersicht 1 macht deutlich, dass Deutschland vor einem strukturellen Wandel steht. In den kommenden Jahren werden mit raschem Anstieg immer mehr Unternehmer eine Nachfolgelösung benötigen – ihnen stehen aber aufgrund des Geburtenrückgangs immer weniger potenzielle Übernehmer gegenüber.

Hinzu kommen Änderungen im Werteverständnis der jüngeren Generationen, die sich immer seltener für eine unternehmerische Tätigkeit interessieren: Die Gründerquote ist von 2,6 % (2004) auf 1,1 % (2022) gesunken und hat sich damit mehr als halbiert.

Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass es mittelständischen Unternehmen allein aufgrund der Rahmenbedingungen immer schwerer fallen wird, für ihre Fortführung Sorge zu tragen. Die absehbaren Folgen für die deutsche Wirtschaft wird einerseits eine deutliche Abnahme der Anzahl von Unternehmen sein, andererseits eine gleichzeitig zunehmende durchschnittliche Betriebsgröße. Da bereits heute von den Übernehmenden eher zentrale Lagen bevorzugt werden, müssen sich zudem die eher ländlich geprägten Gemeinden und Landkreise auf den Verlust von Unternehmen und Arbeitsplätzen und somit rückläufige Steuereinnahmen einrichten.