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NWB-BB Nr. 5 vom Seite 142

Unternehmensbewertung für KMU: Vereinfachtes Ertragswertverfahren in der Praxis

Teil 1: Was den Unternehmenswert beeinflusst

Dr. Carola Rinker

Beim Verkauf eines Unternehmens oder von Unternehmensanteilen stellt sich die entscheidende Frage nach dem Kaufpreis des Unternehmens. Dabei spielt in der Praxis oftmals das vereinfachte Ertragswertverfahren eine wichtige Rolle, um Anhaltspunkte für Preisverhandlungen zu haben. Insbesondere bei inhabergeführten Unternehmen zeigt sich immer wieder, dass der subjektive Wert deutlich höher ist als die Zahlungsbereitschaft der Kaufinteressenten. In dieser Beitragsreihe erhalten Sie Hinweise zum vereinfachten Ertragswertverfahren bei der Unternehmensbewertung von KMU. In Teil 1 wird dargestellt, wodurch der Unternehmenswert beeinflusst wird bzw. welche Posten herausgerechnet werden müssen.

Unternehmensbewertung (einfaches Ertragswertverfahren) – Berechnungsprogramm, NWB WAAAB-05545

Kernaussagen
  • Beim vereinfachten Ertragswertverfahren wird der Unternehmenswert durch das zukünftige Potenzial zur Erwirtschaftung von Gewinnen bestimmt.

  • Der kalkulatorische Unternehmerlohn verringert den nachhaltig erzielbaren Jahreserfolg und damit auch den Unternehmenswert.

  • Der ermittelte Ertragswert ist als Orientierungswert zu verstehen, der als Grundlage bei Verhandlungen über den Kaufpreis eines Unternehmens herangezogen werden kann.

I. Überblick über die Beitragsreihe

Die Beitragsreihe „Unternehmensbewertung für KMU: Vereinfachtes Ertragswertverfahren in der Praxis“ besteht aus drei Teilen und wird in aufeinander folgenden Heften veröffentlicht:


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Unternehmensbewertung für KMU: Vereinfachtes Ertragswertverfahren in der Praxis
Teile der Beitragsreihe
Heftausgabe
Teil 1:
Was den Unternehmenswert beeinflusst 
5/2024
Teil 2:
6/2024
Teil 3:
7/2024

II. Gründe für die Bewertung von Unternehmen

Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Unternehmen bewertet werden soll. Anbei einige Beispiele aus meinen Erfahrungen aus der Beratungspraxis:

  • Ein Schulungsanbieter möchte expandieren und sich dafür einen weiteren Gesellschafter mit ins Boot holen, um das Wachstum vorantreiben zu können. Vor Kurzem wurde das Einzelunternehmen in eine GmbH umgewandelt, um diesen Schritt zu ermöglichen. Der Schulungsanbieter beauftragt eine Bewertung seines Unternehmens, um für die Gespräche und Verhandlungen über den Kaufpreis der Anteile eine Grundlage für seine Argumentation zu haben.

  • Der alleinige Gesellschafter eines mittelständischen Industrieunternehmens möchte sein Unternehmen verkaufen, da er aufgrund des Fachkräftemangels immer größere Schwierigkeiten hat, geeignetes Personal zu finden. Er hat die Sorge, dass er aufgrund dieser Herausforderungen in den folgenden Jahren weniger Umsatz erwirtschaftet. Dies würde sich dann negativ auf den Wert seines Unternehmens auswirken, das er als Teil seiner Altersvorsorge aufgebaut hat. Es gibt bereits mehrere Interessenten, die in der gleichen Branche tätig sind.

  • Der alleinige Gesellschafter eines mittelständischen Handwerksbetriebs möchte diesen an einen Mitarbeiter veräußern. Als Grundlage für die Gespräche über den Kaufpreis möchte er sein Unternehmen gerne bewerten lassen.

  • Ein Gesellschafter (A) eines Bootsbauers möchte seinen Mitgesellschafter (B) gerne ausbezahlen, da die beiden in Streit geraten sind. A ist für den Vertrieb zuständig, B für den Bau der Boote. Aufgrund von Konflikten zwischen den beiden Gesellschaftern bezüglich eines Ausgleichs des S. 143ausscheidenden Gesellschafters fordert dieser die Bewertung des Unternehmens durch eine unabhängige Gutachterin.

Bei der Bewertung eines Unternehmens ist es wie auch bei Immobilien: Es gibt nicht den einen „richtigen“ Wert. Vielmehr hängt der Unternehmenswert nicht nur von dem angewendeten Verfahren, sondern vor allem auch von den dort zugrunde gelegten Annahmen ab.

III. Gutachten als Gesprächsgrundlage für verschiedene Preisvorstellungen

In der Praxis weichen bei inhabergeführten Unternehmen die Preisvorstellungen zwischen dem Inhaber und Kaufinteressenten häufig deutlich voneinander ab. Dies liegt mitunter auch daran, dass der Inhaber viel Energie und Herzblut ins Unternehmen gesteckt hat. Dies führt jedoch nicht automatisch zu einem höheren Unternehmenswert.