Besitzen Sie diesen Inhalt bereits, melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.

Dokumentvorschau
NaRp Nr. 3 vom Seite 27

Governance-Leitlinien für Nachhaltigkeit im Mittelstand

Wie KMU mit den Herausforderungen der ESG-Vorschriften umgehen können

RA Dr. Christian Steiner

Der richtige Umgang mit dem Thema ESG („Environmental“, „Social“ and „Governance“) stellt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und deren Kapitalgeber aktuell vor große Herausforderungen. Während früher nur große Unternehmen Berichte über ihre ökologischen (E) und sozialen (S) Standards sowie ihre Unternehmensführung (G) erstellen mussten, betrifft diese Verpflichtung zunehmend auch KMU. Gleichzeitig fordern Kunden, Kreditgeber und große Unternehmen von diesen Unternehmen auch entsprechende Unterlagen ein, um offenzulegen, was diese im Hinblick auf das Thema ESG unternehmen. Mit den überarbeiteten Mindestanforderungen für das Risikomanagement (MaRisk) werden die Anforderungen der Banken als Kapitalgeber weiter steigen. Helfen könnten „Governance-Leitlinien für Nachhaltigkeit im Mittelstand“. Sie sollen es Unternehmen erleichtern, sich mit ESG-Anforderungen in der Unternehmensführung schneller und einfacher zu befassen und zeitnah Ziele für die nachhaltige Gestaltung der Unternehmensziele festzulegen.

Kernaussagen
  • Auch KMU sollten sich mit dem Thema „ESG“ auseinandersetzen. Geschäftsführungen sollten es zur Geschäftsführungsaufgabe machen.

  • Neue „Governance-Leitlinien für Nachhaltigkeit im Mittelstand“ enthalten Empfehlungen für relevante Maßnahmen zur nachhaltigen Strukturierung und Organisation des Unternehmens.

  • Beispiele zum bereits erprobten Einsatz der Leitlinien belegen deren Praxistauglichkeit.

  • Unternehmen, die die Leitlinien heranziehen, können in der Lage sein, die Grundlage für eine wirkungsvolle Nachhaltigkeitsstrategie zu legen.

  • Weitergehende Unterlagen, Tools und Informationen werden ebenfalls zur Verfügung gestellt.

I. Hintergrund zur Entwicklung der Leitlinien

Bei den KMU wird die Erfüllung der neuen Regulierungsvorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung intensive Arbeiten mit hohen Kosten verursachen. Die insoweit für ESG-Aspekte verfügbaren Standards wurden meist für börsennotierte Konzerne entwickelt und sind für KMU häufig in weiten Teilen zu weitgehend.

Um hier eine Hilfestellung zu geben, hatte sich eine Expertenkommission unter Vorsitz von Prof. Dr. Julia Redenius-Hövermann (Frankfurt School of Finance & Management) und ihrer Stellvertreterin Prof. Dr. Christina E. Bannier (Justus-Liebig-Universität Gießen) zusammengefunden, eine „Governance-Leitlinie für Nachhaltigkeit im Mittelstand“ zu entwickeln. Die aus Aufsichtsräten, Management, Verbänden, Wissenschaft sowie Prüfungs- und Beratungsgesellschaften bestehende Expertenkommission hat diese Leitlinien am vorgestellt.

Diese Leitlinien können es KMU erleichtern, sich mit ESG-Themen in der Unternehmensführung zu befassen und Ziele für die nachhaltige Gestaltung ihrer Unternehmensziele zu setzen, die sie im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit umsetzen können. Das betrifft auch die Nachhaltigkeitsberichterstattung, der in diesem Rahmen eine wichtige Funktion zukommt – und somit eine für die Kreditvergabe besonders wichtige Informationsquelle darstellt.

II. Die Leitlinien

Die Leitlinien stellen KMU fundierte und zugleich anwendungsorientierte Handlungsempfehlungen in Form von 14 Grundsätzen bereit, die in die Kapitel

  • Geschäftsleitung,

  • Aufsichtsgremium sowie

  • Unternehmensprozesse und Berichterstattung

gegliedert sind.