Verspätungszuschlag: Erforderlichkeit einer Ermessensentscheidung
– Überschreitung der verlängerten Steuererklärungsfristen
aufgrund der Corona-Pandemie – Abgrenzung zur Fristverlängerung
durch das FA – Selbstbindung der Verwaltung durch die FAQ
„Corona“ (Steuern) – Verfassungsmäßigkeit der
Zuschlagsberechnung bei der gesonderten Einkünftefeststellung
Leitsatz
Ein Verspätungszuschlag ist auch dann gemäß § 152 Abs. 2 Nr. 1 AO zwingend im Wege einer gebundenen Entscheidung festzusetzen,
wenn eine Steuererklärung für den Besteuerungszeitraum 2019 erst nach dem Ablauf der aufgrund der Corona-Pandemie bis zum
gewährten gesetzlichen Fristverlängerung eingereicht wird.
Die Rückausnahme im Sinne des § 152 Abs. 3 Nr. 1 AO, wonach ein Verspätungszuschlag nach Gewährung einer Fristverlängerung
nur aufgrund einer Ermessensentscheidung festgesetzt werden darf, greift nur bei vom Finanzamt bewilligten individuellen Fristverlängerungen
ein.
Auch aus der in Abschnitt II.7 der FAQ „Corona“ (Steuern) vom für die Festsetzung eines Verspätungszuschlags vorgesehenen
Einzelfallprüfung ergibt sich kein Anspruch auf die Festsetzung durch Ermessensentscheidung.
Die nach § 152 Abs. 7 AO bei der gesonderten Einkünftefeststellung vorzunehmende Berechnung des Verspätungszuschlags unter
der Annahme einer steuerlichen Auswirkung i.H.v. 25 % der festgestellten Einkünfte bewirkt keine verfassungswidrige Ungleichbehandlung
im Verhältnis zu der Zuschlagsberechnung in anderen Erklärungsfällen.
Fundstelle(n): ZAAAJ-53855
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