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NWB-BB Nr. 12 vom Seite 358

Update zur Ertragsentwicklung der Kreditinstitute und Konsequenzen für Ihre Beratung

Tendenzielle Verschlechterung bietet zahlreiche Beratungsansätze

Dipl.-Kfm. Carl-Dietrich Sander

„Die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute hat sich im Jahr 2022 tendenziell verschlechtert“. Mit diesem Satz beginnt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht September 2023 die Zusammenfassung ihrer Analyse der Ertragsentwicklung der deutschen Kreditinstitute im Jahr 2022. Wer die Berichte in den Medien zu den Jahresabschlüssen 2022 der Banken und Sparkassen verfolgt hat, wird etwas irritiert sein über diese Schlussfolgerung der Bundesbank. War doch überall zu lesen, dass die Zinswende die operativen Erträge der Institute (sehr) positiv beflügelt habe. Und dass die negativen Bewertungsergebnisse in den Wertpapierbeständen ja nur vorübergehender Natur seien. „Was denn nun?“, könnte man fragen. Offenbar lohnt sich auch dieses Jahr wieder ein tieferer Blick in die Analyse der Bundesbank mit Blick auf die möglichen Konsequenzen für Ihre Beratung.

Kernaussagen
  • Das Finanzierungsumfeld für KMU ist schwierig, Banken agieren vorsichtiger.

  • Die Zinswende bringt für die Ertragslage der Institute erfreuliche Entlastungen, aber auch bedenkliche Belastungen.

  • Der Ausblick der Bundesbank bleibt zurückhaltend.

  • Die Aufgaben in der Finanzierungsberatung erhalten in diesem Umfeld noch mehr Gewicht.

I. Das Umfeld ist schwierig: Banken agieren restriktiver

Die Bundesbank und die EZB befragen die Kreditinstitute in Deutschland bzw. EU-weit vierteljährlich danach, ob diese ihre Kreditvergabe-Standards restriktiver oder freigebiger gestalten. Die Ergebnisse werden im „Bank Lending Survey“ veröffentlicht. Die Bundesbank berichtet sowohl in der Erhebung für das 2. Quartal 2023 (PM der Bundesbank v. : https://go.nwb.de/be7ap) als auch für das 3. Quartal 2023 (PM der Bundesbank v. : https://go.nwb.de/onat2) von restriktiveren Kreditrichtlinien seitens der Banken und Sparkassen und schreibt: „Die Banken begründeten die strengeren Anforderungen in allen Kreditsegmenten mit einer gesunkenen Risikotoleranz und erneut mit einem nach ihrer Einschätzung erhöhten Kreditrisiko.“ Und: „Im Unternehmenskreditgeschäft stieg das Risiko vor allem im Hinblick auf branchen- und firmenspezifische Faktoren“. Dabei steigerten die Institute gleichzeitig ihre Margen: „Die Straffungen schlugen sich vor allem in einer Ausweitung der Margen nieder.“ Und weiter im Bericht der Bundesbank: „Die Kreditablehnungsquote nahm in allen Kreditsegmenten erneut zu.“

Vermutlich spiegelt sich in diesem Verhalten der Institute bereits deren eigene Ertragslage wider. Denn wie die Analyse im Detail zeigt, sind die Betriebsergebnisse dank der steigenden Zinsen gestiegen. Die Risikokosten haben dies aber deutlich überkompensiert. Und die Aussichten sieht die Bundesbank leider auch skeptisch: So bleibe abzuwarten „inwieweit der fortgesetzte Anstieg des Zinsniveaus die Ertragslage der deutschen Banken mittelfristig stützt“ (Bundesbank, Bericht September 2023, S. 91).

Download-Tipp

Monatsbericht September 2023: https://go.nwb.de/waagw

Auch wenn die Unternehmen selbst befragt werden, zeigt sich der restriktive Trend der Kreditinstitute. Eine vierteljährliche Befragung der Unternehmen erfolgt regelmäßig mit der „KfW-ifo-Kredithürde“. In ihrer Pressemitteilung zum Ergebnis für das 3. Quartal berichtet die KfW: „Die Barrieren auf dem Weg zu einer Bankfinanzierung haben nach Einschätzung der Unternehmen wieder zugenommen – und zwar erheblich. Die KfW-ifo-Kredithürde für den Mittelstand macht im 3. Quartal 2023 einen Satz um 6,1 Prozentpunkte nach oben. 31,7 % der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland stuften das Verhalten ihrer Banken bei Kreditverhandlungen als restriktiv ein. Damit wurde der bisherige Höchstwert seit der Überarbeitung der Befragungsmethodik im Jahr 2017 von 31,3 % aus dem vierten Quartal 2022 leicht übertroffen.“

Vor diesem Hintergrund setzt dieser Beitrag die jährliche Berichterstattung zur Ertragsentwicklung der deutschen KreS. 359ditinstitute fort . Dabei stehen insbesondere die Sparkassen und Genossenschaftsbanken als hauptsächliche Finanzierer im Segment der KMU im Mittelpunkt.

II. Der steigende Zinsüberschuss: dauerhaft oder nur eine positive Delle?

In der Gewinn- und Verlustrechnung eines Kreditinstituts ist der Zinsüberschuss vereinfacht gesprochen die Differenz zwischen Zinserträgen und Zinsaufwendungen. In der Zeitreihenanalyse werden allerdings – analog zur Jahresabschluss-Analyse von Unternehmen – nicht die absoluten Zahlen betrachtet, sondern relative. Bezugsgröße für diese relativen Zahlen ist bei Banken und Sparkassen deren „durchschnittliche Bilanzsumme“. Der Zinsüberschuss in Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme wird „Zinsspanne“ genannt.