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WP Praxis Nr. 9 vom Seite 263

Makroökonomie – Bruttoinlandsprodukt, Außenbeitrag und Staatsverschuldung

Prof. Dr. Stephan Sommer

Nach § 4 WiPrPrüfV ist die Angewandte Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre ein Prüfungsgebiet im Wirtschaftsprüfungs-Examen. Dieses Prüfungsgebiet umfasst u. a. die Volkswirtschaftspolitik und befasst sich somit wie im vorliegenden Examensfall aus dem 2. Halbjahr 2020 insbesondere auch mit makroökonomischen Fragestellungen.

I. Einordnung

In der Volkswirtschaftslehre wird ganz grundsätzlich zwischen der Mikro- und der Makroökonomik unterschieden. Die Analyse in der Mikroökonomik beschäftigt sich primär mit dem Entscheidungsverhalten von Individuen (Haushalte und Unternehmen) sowie dem Ergebnis auf einzelnen Märkten. Hingegen nimmt die Makroökonomik eine aggregierte Betrachtungsweise ein und beschäftigt sich mit gesamtwirtschaftlichen Größen. Hier wird statt einzelnen Individuen das Verhalten ganzer Sektoren bzw. ganzer Volkswirtschaften untersucht.

In der Makroökonomik spielen die folgenden Größen zentrale Rollen: das Bruttoinlandsprodukt, die Arbeitslosenquote, die Inflationsrate und die Leistungsbilanz. All diese Indikatoren werden herangezogen, um zu beurteilen, wie gut es einer Volkswirtschaft geht. Über diese Größen wird täglich in den Wirtschaftsnachrichten berichtet.

Die größte Aufmerksamkeit erhält sicherlich das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dieses ist Teil der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR), welche – etwas salopp ausgedrückt – das Rechnungswesen einer Volkswirtschaft darstellt. Das Konzept der VGR und damit auch des BIP wurde von den späteren Wirtschaftsnobelpreisträgern Simon Kuznets (1971) und Richard Stone (1984) mit dem primären Ziel entwickelt, die gesamtwirtschaftliche Aktivität einer Volkswirtschaft zu ermitteln. Vor dem zweiten Weltkrieg gab es noch kein einheitliches Maß, um die wirtschaftliche Aktivität zu quantifizieren. Daher verließ man sich auf bruchstückhafte Informationen aus einzelnen Produktionssektoren, etwa die Roheisenproduktion oder den Einzelhandelsumsatz. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurden verlässliche Statistiken erstellt, um die gesamtwirtschaftliche Aktivität einer Volkswirtschaft zu messen. Die in diesem Beitrag behandelte Aufgabe widmet sich vor allem dem BIP.

II. Aufgabenstellung

  1. Definieren Sie begrifflich das Bruttoinlandsprodukt! ( 6 Punkte)

  2. Geben Sie in einer Formel die Zusammensetzung des Bruttoinlandsprodukts auf der Verwendungsseite an! (6 Punkte)

  3. Von welchem/n Parameter/n sind im ( Keynesianischen) Ausgangsmodell (i) die Konsumnachfrage sowie (ii) die Investitionsnachfrage abhängig? (6 Punkte)

  4. Nehmen Sie Stellung zu der These: „Der Außenbeitrag (= Leistungsüberschuss/-defizit) entspricht der Veränderung des Verschuldungsstatus des Inlandes gegenüber der übrigen Welt.“! (6 Punkte)

  5. Wie wirkt sich unter diesen Voraussetzungen eine schuldenfinanzierte Ausdehnung der Staatsausgaben aus, wenn man davon ausgeht, dass der Anleihenmarkt beliebig aufnahmefähig (zum gleichen Anleihezins) ist? (6 Punkte)