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NWB-BB Nr. 4 vom Seite 123

Branchenkennzahlen und Rating

Teil 12: Dachdeckerei und Zimmerei

Martin Dieter Herke

Banken beurteilen die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen anhand von Kennzahlen und qualitativen Faktoren – auch Rating genannt. Je besser dieses Rating ausfällt, desto günstiger sind die Kreditbedingungen. Für Sie als Berater geht es daher im ersten Schritt darum, Ihre Mandanten einzuschätzen: Sind die Kennzahlenwerte ausreichend für einen „guten“ Kredit oder sollten Sie die Kennzahlenwerte durch Maßnahmen im Unternehmen verbessern? Einen guten Anhaltspunkt für Ihre Einschätzung bieten Branchenkennzahlen, die jeweils Durchschnittswerte wiedergeben. Die Beitragsreihe „Branchenkennzahlen und Rating“, die wir in loser Folge veröffentlichen, gibt Ihnen hierzu das notwendige Handwerkszeug: Informationen zur jeweiligen Branche, Hinweise zur Verbesserung des Ratings von KMU und wichtige Branchenkennzahlen. Teil 12 beschäftigt sich mit den Branchen „Dachdeckerei und Zimmerei“.

„Branchenkennzahlen und Rating“: Alle veröffentlichten Teile im Überblick, NWB QAAAH-56216

Kernaussagen
  • Die wirtschaftliche Lage bei den Branchen Dachdeckerei und Zimmerei ist unübersichtlich: Pandemie und Krieg beeinträchtigen die wirtschaftliche Entwicklung.

  • Die aktuelle Situation ist geprägt von Materialmangel und drastisch steigenden Rohstoffpreisen; trotz voller Auftragsbücher ist wegen Materialmangel Kurzarbeit angesagt.

  • Zu empfehlen in solch unruhigen Zeiten ist eine gute Bankenkommunikation.

Literatur-Tipp

In der Beitragsreihe werden insgesamt rund 30 Branchen betrachtet. Alle bereits veröffentlichten und alle geplanten Branchenteile im Überblick finden Sie in der NWB Datenbank unter NWB QAAAH-56216.

I. Die Branchen „Dachdeckerei und Zimmerei“

1. Allgemeine Beschreibung und Bedeutung

Dachdecker und Zimmerer sind zwar getrennte Berufe, arbeiten aber oftmals am gleichen Dach und werden beim Bankenrating daher auch gemeinsam eingestuft. Sie sind zuständig für getrennte Gewerke, wobei die Übergänge meistens fließend sind.

Laut Wikipedia sorgt ein Dachdecker mit seiner Arbeit für wind- und wetterfeste Gebäude. Eine Zimmerei sei dagegen ein Holzbaubetrieb, der auch darüberhinausgehende Tätigkeitsfelder wie Dachdeckung und Treppenbau ausführt.

Die Branchendefinition und -zuordnung wird nach der Wirtschaftszweige-Klassifikation dem Bereich „vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe“ zugeordnet. Das hat zur Folge, dass die Branchen „Dachdeckerei“ und „Zimmerei“ nicht dem allgemeinen Hochbau zugerechnet werden.

Praxishinweis

Machen Sie als Berater den finanzierenden Banken deutlich, um welche geschäftlichen Schwerpunkte es geht (Dachdeckerei, Zimmerei oder gemischter Betrieb) und informieren Sie insbesondere über Kapitalbedarf auslösende Bereiche. Je besser die Bank versteht und nachvollziehen kann, für welche Zwecke Kapitalbedarf besteht umso eher ist sie im Regelfall zur Finanzierung bereit.

Halten wir fest: Bauherren, Bauträger oder Generalunternehmer können im Regelfall nicht auf die Dienste von Dachdeckern und Zimmerern verzichten. Beide Berufsbereiche sind sehr stark von der Baukonjunktur abhängig. Ein wirtschaftliches Problem: Oftmals liegen zwischen Auftragsdurchführung und Zahlungseingang mehrere Monate. Das heißt aber auch, dass die Zahlungseingänge im November und Dezember oftmals auf Arbeiten in früheren Monaten zurückzuführen sind.S. 124

2. Aktuelle Branchensituation

Dachdecker und Zimmerer profitieren von der technologischen Entwicklung, beispielsweise durch den Einsatz von Drohnen. Wo früher ein Gerüstbau notwendig war, kann heute mithilfe von Drohnen Zeit und Geld gespart werden. Gleichwohl ist festzuhalten, dass beide Branchen unter einem Fachkräftemangel zu leiden haben.

Die beiden Branchen haben bisher nicht spürbar unter der Corona-Pandemie „gelitten“ und konnten und können aktuell weitgehend im „Normalbetrieb“ wirtschaften.

Problematischer sind derzeit jedoch der Materialmangel und drastische Preissteigerungen bei den Rohstoffen. Sie führen dazu, dass teilweise Bauvorhaben gestoppt werden müssen und Betriebe Mitarbeiter trotz voller Auftragsbücher in Kurzarbeit schicken. Die Branche sieht aktuell die größten Gefahren in den drastisch gestiegenen Preisen ihrer gesamten Produktpalette. Darüber hinaus sind die Folgen des Kriegs in der Ukraine noch nicht absehbar.

Praxishinweis

Bei solch unübersichtlichen Entwicklungen ist es von größter Bedeutung, eine offene und ehrliche Informationspolitik gegenüber (notwendig gebrauchten) Banken zu praktizieren. Die Auswirkungen der genannten Problembereiche sollten bei Gesprächen nicht geleugnet oder kleingeredet werden. Dadurch wird das Vertrauen gestärkt, das gerade in Krisenzeiten ein lebensnotwendiges „Pfund“ ist.

In der NWB Datenbank stehen Ihnen zum Thema Bankenkommunikation diese Arbeitshilfen zur Verfügung: