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StuB Nr. 11 vom Seite 428

Ermessensspielräume bei der Kaufpreisallokation im handelsrechtlichen Konzernabschluss

Ansatz- und Bewertungsentscheidungen

Prof. Dr. Stefan Müller und WP Udo Potthast

In einem Konzernabschluss ist die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage so abzubilden, als ob der Konzern insgesamt ein einziges Unternehmen wäre. Der Eliminierung innerkonzernlicher Kapitalverflechtungen kommt dabei eine wesentliche Bedeutung zu. Die im Rahmen der Erstkonsolidierung erforderliche Neubewertung des konsolidierungspflichtigen Kapitals zum beizulegenden Zeitwert (Kaufpreisallokation) stellt nicht nur eine fachliche Herausforderung dar, sondern eröffnet auch Ermessensspielräume für den Konzernabschlussaufsteller. Die Autoren erläutern zunächst die Grundzüge der Kaufpreisallokation und gehen anschließend auf die Auswirkung von im Zuge der Neubewertung getroffenen Ermessensentscheidungen auf die Konzernbilanz und die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung ein.

Kirsch, Kapitalkonsolidierung (HGB, IFRS), infoCenter NWB PAAAC-45535

Kernfragen
  • Welche Bedeutung hat die Kapitalkonsolidierung für den Konzernabschluss?

  • Gibt es Wahlrechte im Rahmen der Neubewertung?

  • Welchen Einfluss hat die Kaufpreisallokation auf das Konzernergebnis?

I. Einleitung

[i]Pilhofer/Herr/Port, Problemfelder bei der erstmaligen Aufstellung von Konzernabschlüssen, StuB 6/2020 S. 229 NWB BAAAH-44288 Hoffmann/Lüdenbach, NWB Kommentar Bilanzierung, 11. Aufl. 2020, § 301 NWB VAAAH-36446 Im Zuge der erstmaligen Einbeziehung eines Tochterunternehmens in einen Konzernabschluss sind dessen Aktiva und Passiva bis auf latente Steuern und Rückstellungen mit ihren beizulegenden Zeitwerten in den Konzernabschluss des Mutterunternehmens aufzunehmen. Damit wirken sich die im Rahmen dieser Neubewertung getroffenen Ansatz- und Bewertungsentscheidungen unmittelbar auf die Vermögenslage des Konzerns aus. Durch die erfolgswirksame Wertfortschreibung der Vermögensgegenstände und Schulden in den Folgeperioden beeinflussen diese Werte die zukünftige Ertragslage des Konzerns. Die Kaufpreisallokation ist somit für die Vermittlung eines den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Bildes des Konzerns über den Zeitpunkt der Erstkonsolidierung hinaus von Bedeutung und erfordert eine sachgerechte und willkürfreie Ableitung der Wertansätze.

Die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) stellt bei kapitalmarktorientierten Unternehmen, die ihren Konzernabschluss nach IFRS aufstellen, regelmäßig Fehler im Rahmen der Kaufpreisallokation fest, so dass dieser Themenbereich seit Gründung der DPR vor 15 Jahren nahezu durchgängig zu den Prüfungsschwerpunkten gehört. Die Herausforderung einer fachgerechten Kaufpreisallokation betrifft jedoch nicht nur IFRS-Konzerne, sondern jeden handelsrechtlichen Konzernabschluss, unabhängig von seiner Größe, da für kleine Konzerne weder Ausnahmeregelungen noch Vereinfachungen bestehen.

Der Beitrag stellt nach einer einleitenden Zusammenfassung der Grundsachverhalte der Kapitalkonsolidierung die Konzeption und die Methoden zur Ableitung des beizulegenden Zeitwerts vor. Dabei werden insbesondere am Beispiel der Bewertung eines immateriellen Vermögensgegenstands Ermessensspielräume bei der Neubewertung aufgezeigt und deren Einfluss auf die Konzernbilanz und die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung dargestellt und kritisch diskutiert.S. 429