Bayerisches Landesamt für Steuern - S 3820.1.1-3 St 34

Zusammenrechnung mehrerer Erwerbe nach § 14 ErbStG; Anwendung auf Fälle der gemischten Schenkung und Schenkung unter Auflage

Bei Erwerben durch gemischte Schenkung und Schenkung unter Auflage, für die die Steuer nach dem entstanden ist, ist die Bereicherung des Bedachten nach den gleich lautenden Erlassen der obersten Finanzbehörden der Länder vom (BStBl 2011 I S. 562) zu ermitteln (neue Rechtslage). Für die Zusammenrechnung solcher Erwerbe mit nachfolgenden Erwerben innerhalb von zehn Jahren gilt das Folgende:

1. Vorerwerbe, für die die Steuer nach dem entstanden ist und die noch nicht bestandskräftig veranlagt worden sind

Die Steuerfestsetzung für den Vorerwerb und den nachfolgenden Erwerb erfolgt nach der neuen Rechtslage.

Beispiel:

Onkel O schenkte seiner Nichte N im Juni 2011 ein Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 750 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 150 000 EUR, die N übernommen hat. O behielt sich den Nießbrauch an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des Nießbrauchs unter Berücksichtigung der Begrenzung nach § 16 BewG betrug 100 000 EUR.

Im September 2011 schenkt er ihr ein weiteres Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 900 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 200 000 EUR, die N übernimmt. O behält sich den Nießbrauch an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des Nießbrauchs unter Berücksichtigung der Begrenzung nach § 16 BewG beträgt 120 000 EUR.


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Erwerb Juni 2011
 
 
 
 
Grundbesitzwert
 
 
 
750 000 EUR
Befreiung § 13c ErbStG 10 % von 750 000 EUR
./.
75 000 EUR
Verbleiben
 
 
 
675 000 EUR
 
Gegenleistung in wirtschaftlichem
 
 
 
 
Zusammenhang mit dem Grundstück
 
150 000 EUR
 
 
Nießbrauch
+
100 000 EUR
 
 
Summe
 
250 000 EUR
 
 
 
Nicht abzugsfähig 10 % von 250 000 EUR
./.
25 000 EUR
 
 
Abzugsfähig
 
225 000 EUR
./.
225 000 EUR
Bereicherung
 
 
 
450 000 EUR
Persönlicher Freibetrag Steuerklasse II
 
 
./.
20 000 EUR
Steuerpflichtiger Erwerb
 
 
 
430 000 EUR
Steuersatz 25 %
 
 
 
 
Steuer
 
 
 
107 500 EUR
 
Erwerb September 2011
 
 
 
 
Grundbesitzwert
 
 
 
900 000 EUR
Befreiung § 13c ErbStG 10 % von 900 000 EUR
./.
90 000 EUR
Verbleiben
 
 
 
810 000 EUR
 
Gegenleistung in wirtschaftlichem
 
 
 
 
Zusammenhang mit dem Grundstück
 
200 000 EUR
 
 
Nießbrauch
+
120 000 EUR
 
 
Summe
 
320 000 EUR
 
 
 
Nicht abzugsfähig 10 % von 320 000 EUR
./.
32 000 EUR
 
 
Abzugsfähig
 
288 000 EUR
./.
288 000 EUR
Bereicherung
 
 
 
522 000 EUR
 
Vorerwerb Juni 2011
 
 
+
450 000 EUR
Gesamterwerb
 
 
 
972 000 EUR
Persönlicher Freibetrag Steuerklasse II
 
 
./.
20 000 EUR
Steuerpflichtiger Erwerb
 
 
 
952 000 EUR
Steuersatz 30 %
 
 
 
 
Steuer
 
 
 
285 600 EUR
 
Fiktive Abzugssteuer September 2011
 
 
 
 
auf Vorerwerb Juni 2011
 
 
 
 
Vorerwerb
 
450 000 EUR
 
 
Persönlicher Freibetrag September 2011
(20 000 EUR; höchstens beim Erwerb
Juni 2011 verbrauchter Freibetrag)
./.
20 000 EUR
 
 
Steuerpflichtiger Erwerb
 
430 000 EUR
 
 
Steuersatz 25 %
 
 
 
 
Fiktive Steuer 2011
 
107 500 EUR
 
 
 
Die fiktive Steuer entspricht der tatsächlich
zu entrichtenden Steuer
 
 
./.
107 500 EUR
Steuer September 2011
 
 
 
178 100 EUR
 
 
 
Erwerb September 2011
 
522 000 EUR
 
 
Persönlicher Freibetrag Steuerklasse II
./.
20 000 EUR
 
 
Steuerpflichtiger Erwerb
 
502 000 EUR
 
 
Steuersatz 25 %
 
 
 
 
Mindeststeuer
 
125 500 EUR
 
 
 
Festzusetzende Steuer September 2011
 
 
 
178 100 EUR

2. Vorerwerbe, für die die Steuer nach dem entstanden ist und die nach früherer Rechtslage bestandskräftig veranlagt worden sind

Eine Änderung der Steuerfestsetzung für den Vorerwerb kommt nicht in Betracht. Bei der Ermittlung der Steuer für den nachfolgenden Erwerb ist im Rahmen des § 14 ErbStG der materiell zutreffende Wert des Vorerwerbs nach neuer Rechtslage und als tatsächlich zu entrichtende Steuer i. S. d. § 14 Absatz 1 Satz 3 ErbStG die für diesen Wert sich ergebende zutreffende Steuer zu berücksichtigen (vgl. BStBl 1991 II S. 522).

Beispiel:

Onkel O schenkte seiner Nichte N im Juni 2010 ein Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 750 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 150 000 EUR, die N übernommen hat. O behielt sich den Nießbrauch an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des Nießbrauchs unter Berücksichtigung der Begrenzung nach § 16 BewG betrug 100 000 EUR.

Im September 2011 schenkt er ihr ein weiteres Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 900 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 200 000 EUR, die N übernimmt. O behält sich den Nießbrauch an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des Nießbrauchs unter Berücksichtigung der Begrenzung nach § 16 BewG beträgt 120 000 EUR.


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Erwerb Juni 2010
 
 
 
 
(Besteuerung nach früherer Rechtslage)
 
 
 
 
Steuerwert der freigebigen Zuwendung
 
 
 
 
750 000 EUR × 
(750 000 EUR – 150 000 EUR)
750 000 EUR
 
 
 
 
 
= 750 000 EUR × 0,8000 =
 
 
 
600 000 EUR
Befreiung § 13c ErbStG 10 % von 600 000 EUR
 
 
./.
60 000 EUR
Verbleiben
 
 
 
540 000 EUR
 
Steuerwert der Bereicherung
 
 
 
 
Kapitalwert des Nießbrauchs
 
 
 
 
100 000 EUR × 0,8000
 
80 000 EUR
 
 
Nicht abzugsfähig 10 % von 80 000 EUR =
./.
8 000 EUR
 
 
Abzugsfähig
72 000 EUR
./.
72 000 EUR
Bereicherung
 
 
 
468 000 EUR
Persönlicher Freibetrag Steuerklasse II
 
 
./.
20 000 EUR
Steuerpflichtiger Erwerb
 
 
 
448 000 EUR
Steuersatz 25 %
 
 
 
 
Steuer
 
 
 
112 000 EUR
 
Erwerb September 2011
 
 
 
 
Grundbesitzwert
 
 
 
 
 
900 000 EUR
Befreiung § 13c ErbStG 10 % von 900 000 EUR
 
 
./.
90 000 EUR
Verbleiben
 
 
 
810 000 EUR
 
Gegenleistung in wirtschaftlichem
 
 
 
 
Zusammenhang mit dem Grundstück
 
200 000 EUR
 
 
Nießbrauch
+
120 000 EUR
 
 
Summe
 
320 000 EUR
 
 
 
Nicht abzugsfähig 10 % von 320 000 EUR
./.
32 000 EUR
 
 
Abzugsfähig
 
288 000 EUR
./.
288 000 EUR
Bereicherung
 
 
 
522 000 EUR
 
Vorerwerb 2010
(nach neuer Rechtslage)
Grundbesitzwert
 
750 000 EUR
 
 
Befreiung § 13c ErbStG
 
 
 
 
10 % von 750 000 EUR
./.
75 000 EUR
 
 
Verbleiben
 
675 000 EUR
 
675 000 EUR
 
Gegenleistung in wirtschaftlichem
 
 
 
 
Zusammenhang
 
 
 
 
mit dem Grundstück
150 000 EUR
 
 
 
 
Nießbrauch
+
100 000 EUR
 
 
 
 
Summe
250 000 EUR
 
 
 
 
 
Nicht abzugsfähig
 
 
 
 
10 % von 250 000 EUR
./.
25 000 EUR
 
 
 
 
Abzugsfähig
225 000 EUR
./.
225 000 EUR
 
 
Bereicherung
 
 
450 000 EUR
+
450 000 EUR
Persönlicher Freibetrag
 
 
 
 
 
Steuerklasse II
 
./.
20 000 EUR
 
 
Steuerpflichtiger Erwerb
 
 
430 000 EUR
 
 
Steuersatz 25 %
 
 
 
 
 
tatsächlich zu entrichtende Steuer
(neue Rechtslage)
 
107 500 EUR
 
 
 
Gesamterwerb
 
 
 
972 000 EUR
Persönlicher Freibetrag Steuerklasse II
 
 
./.
20 000 EUR
Steuerpflichtiger Erwerb
 
 
 
952 000 EUR
Steuersatz 30 %
 
 
 
 
Steuer
 
 
 
285 600 EUR
 
Fiktive Abzugssteuer 2011 auf Vorerwerb 2010
 
 
 
 
Erwerb 2010
 
450 000 EUR
 
 
Persönlicher Freibetrag 2011 (20 000 EUR)
(höchstens beim Erwerb 2010
verbrauchter Freibetrag)
./.
20 000 EUR
 
 
Steuerpflichtiger Erwerb
 
430 000 EUR
 
 
Steuersatz 2011 25 %
 
 
 
 
Fiktive Steuer 2011
 
107 500 EUR
 
 
 
Die fiktive Steuer entspricht der tatsächlich
zu entrichtenden Steuer 2010 nach neuer Rechtslage
 
 
./.
107 500 EUR
Steuer September 2011
 
 
 
178 100 EUR
 
 
 
 
 
Erwerb September 2011
 
522 000 EUR
 
 
Persönlicher Freibetrag Steuerklasse II
./.
20 000 EUR
 
 
Steuerpflichtiger Erwerb
 
502 000 EUR
 
 
Steuersatz 25 %
 
 
 
 
Mindeststeuer
 
125 500 EUR
 
 
Festzusetzende Steuer September 2011
 
 
 
178 100 EUR

Dieser Erlass ist auf alle noch offenen Fälle anzuwenden.

Bayerisches Landesamt für Steuern v. - S 3820.1.1-3 St 34

Fundstelle(n):
HAAAE-07618