Zusammenrechnung mehrerer Erwerbe nach § 14 ErbStG; Anwendung auf Fälle der gemischten Schenkung und Schenkung unter Auflage
Bei Erwerben durch gemischte Schenkung und Schenkung unter Auflage, für die die Steuer nach dem entstanden ist, ist die Bereicherung des Bedachten nach den gleich lautenden Erlassen der obersten Finanzbehörden der Länder vom (BStBl 2011 I S. 562) zu ermitteln (neue Rechtslage). Für die Zusammenrechnung solcher Erwerbe mit nachfolgenden Erwerben innerhalb von zehn Jahren gilt das Folgende:
1. Vorerwerbe, für die die Steuer nach dem entstanden ist und die noch nicht bestandskräftig veranlagt worden sind
Die Steuerfestsetzung für den Vorerwerb und den nachfolgenden Erwerb erfolgt nach der neuen Rechtslage.
Onkel O schenkte seiner Nichte N im Juni 2011 ein Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 750 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 150 000 EUR, die N übernommen hat. O behielt sich den Nießbrauch an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des Nießbrauchs unter Berücksichtigung der Begrenzung nach § 16 BewG betrug 100 000 EUR.
Im September 2011 schenkt er ihr ein weiteres Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 900 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 200 000 EUR, die N übernimmt. O behält sich den Nießbrauch an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des Nießbrauchs unter Berücksichtigung der Begrenzung nach § 16 BewG beträgt 120 000 EUR.
Tabelle in neuem Fenster öffnen
Erwerb Juni
2011 | ||||
Grundbesitzwert | 750 000 EUR | |||
Befreiung
§ 13c ErbStG
10 % von 750 000 EUR | ./. | 75 000 EUR | ||
Verbleiben | 675 000 EUR | |||
Gegenleistung in
wirtschaftlichem | ||||
Zusammenhang mit dem
Grundstück | 150 000 EUR | |||
Nießbrauch | + | 100 000 EUR | ||
Summe | 250 000 EUR | |||
Nicht abzugsfähig 10 %
von 250 000 EUR | ./. | 25 000 EUR | ||
Abzugsfähig | 225 000 EUR | ./. | 225 000 EUR | |
Bereicherung | 450 000 EUR | |||
Persönlicher Freibetrag
Steuerklasse II | ./. | 20 000 EUR | ||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 430 000 EUR | |||
Steuersatz
25 % | ||||
Steuer | 107 500 EUR | |||
Erwerb
September 2011 | ||||
Grundbesitzwert | 900 000 EUR | |||
Befreiung
§ 13c ErbStG
10 % von 900 000 EUR | ./. | 90 000 EUR | ||
Verbleiben | 810 000 EUR | |||
Gegenleistung in
wirtschaftlichem | ||||
Zusammenhang mit dem
Grundstück | 200 000 EUR | |||
Nießbrauch | + | 120 000 EUR | ||
Summe | 320 000 EUR | |||
Nicht abzugsfähig 10 %
von 320 000 EUR | ./. | 32 000 EUR | ||
Abzugsfähig | 288 000 EUR | ./. | 288 000 EUR | |
Bereicherung | 522 000 EUR | |||
Vorerwerb Juni
2011 | + | 450 000 EUR | ||
Gesamterwerb | 972 000 EUR | |||
Persönlicher Freibetrag
Steuerklasse II | ./. | 20 000 EUR | ||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 952 000 EUR | |||
Steuersatz
30 % | ||||
Steuer | 285 600 EUR | |||
Fiktive Abzugssteuer
September 2011 | ||||
auf Vorerwerb Juni
2011 | ||||
Vorerwerb | 450 000 EUR | |||
Persönlicher Freibetrag
September 2011 (20 000 EUR; höchstens beim Erwerb Juni 2011 verbrauchter Freibetrag) | ./. | 20 000 EUR | ||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 430 000 EUR | |||
Steuersatz
25 % | ||||
Fiktive Steuer
2011 | 107 500 EUR | |||
Die fiktive Steuer entspricht
der tatsächlich zu entrichtenden Steuer | ./. | 107 500 EUR | ||
Steuer September
2011 | 178 100 EUR | |||
Mindeststeuer nach
§ 14 Absatz 1
Satz 4 ErbStG | ||||
Erwerb September
2011 | 522 000 EUR | |||
Persönlicher Freibetrag
Steuerklasse II | ./. | 20 000 EUR | ||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 502 000 EUR | |||
Steuersatz
25 % | ||||
Mindeststeuer | 125 500 EUR | |||
Festzusetzende Steuer
September 2011 | 178 100 EUR |
2. Vorerwerbe, für die die Steuer nach dem entstanden ist und die nach früherer Rechtslage bestandskräftig veranlagt worden sind
Eine Änderung der Steuerfestsetzung für den Vorerwerb kommt nicht in Betracht. Bei der Ermittlung der Steuer für den nachfolgenden Erwerb ist im Rahmen des § 14 ErbStG der materiell zutreffende Wert des Vorerwerbs nach neuer Rechtslage und als tatsächlich zu entrichtende Steuer i. S. d. § 14 Absatz 1 Satz 3 ErbStG die für diesen Wert sich ergebende zutreffende Steuer zu berücksichtigen (vgl. BStBl 1991 II S. 522).
Onkel O schenkte seiner Nichte N im Juni 2010 ein Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 750 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 150 000 EUR, die N übernommen hat. O behielt sich den Nießbrauch an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des Nießbrauchs unter Berücksichtigung der Begrenzung nach § 16 BewG betrug 100 000 EUR.
Im September 2011 schenkt er ihr ein weiteres Mietwohngrundstück mit einem Grundbesitzwert von 900 000 EUR. Aus der Anschaffung resultiert noch eine Verbindlichkeit in Höhe von 200 000 EUR, die N übernimmt. O behält sich den Nießbrauch an den Erträgen vor. Der Kapitalwert des Nießbrauchs unter Berücksichtigung der Begrenzung nach § 16 BewG beträgt 120 000 EUR.
Tabelle in neuem Fenster öffnen
Erwerb Juni
2010 | |||||||||
(Besteuerung nach früherer
Rechtslage) | |||||||||
Steuerwert der freigebigen
Zuwendung | |||||||||
750 000 EUR ×
| |||||||||
= 750 000 EUR × 0,8000 = | 600 000 EUR | ||||||||
Befreiung
§ 13c ErbStG
10 % von 600 000 EUR | ./. | 60 000 EUR | |||||||
Verbleiben | 540 000 EUR | ||||||||
Steuerwert der
Bereicherung | |||||||||
Kapitalwert des
Nießbrauchs | |||||||||
100 000 EUR × 0,8000 | 80 000 EUR | ||||||||
Nicht abzugsfähig 10 %
von 80 000 EUR = | ./. | 8 000 EUR | |||||||
Abzugsfähig | 72 000 EUR | ./. | 72 000 EUR | ||||||
Bereicherung | 468 000 EUR | ||||||||
Persönlicher Freibetrag
Steuerklasse II | ./. | 20 000 EUR | |||||||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 448 000 EUR | ||||||||
Steuersatz
25 % | |||||||||
Steuer | 112 000 EUR | ||||||||
Erwerb
September 2011 | |||||||||
Grundbesitzwert | 900 000 EUR | ||||||||
Befreiung
§ 13c ErbStG
10 % von 900 000 EUR | ./. | 90 000 EUR | |||||||
Verbleiben | 810 000 EUR | ||||||||
Gegenleistung in
wirtschaftlichem | |||||||||
Zusammenhang mit dem
Grundstück | 200 000 EUR | ||||||||
Nießbrauch | + | 120 000 EUR | |||||||
Summe | 320 000 EUR | ||||||||
Nicht abzugsfähig 10 %
von 320 000 EUR | ./. | 32 000 EUR | |||||||
Abzugsfähig | 288 000 EUR | ./. | 288 000 EUR | ||||||
Bereicherung | 522 000 EUR | ||||||||
Vorerwerb
2010 (nach neuer Rechtslage) Grundbesitzwert | 750 000 EUR | ||||||||
Befreiung
§ 13c ErbStG | |||||||||
10 % von
750 000 EUR | ./. | 75 000 EUR | |||||||
Verbleiben | 675 000 EUR | 675 000 EUR | |||||||
Gegenleistung in
wirtschaftlichem | |||||||||
Zusammenhang | |||||||||
mit dem
Grundstück | 150 000 EUR | ||||||||
Nießbrauch | + | 100 000 EUR | |||||||
Summe | 250 000 EUR | ||||||||
Nicht
abzugsfähig | |||||||||
10 % von
250 000 EUR | ./. | 25 000 EUR | |||||||
Abzugsfähig | 225 000 EUR | ./. | 225 000 EUR | ||||||
Bereicherung | 450 000 EUR | + | 450 000 EUR | ||||||
Persönlicher
Freibetrag | |||||||||
Steuerklasse II | ./. | 20 000 EUR | |||||||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 430 000 EUR | ||||||||
Steuersatz
25 % | |||||||||
tatsächlich zu entrichtende
Steuer (neue Rechtslage) | 107 500 EUR | ||||||||
Gesamterwerb | 972 000 EUR | ||||||||
Persönlicher Freibetrag
Steuerklasse II | ./. | 20 000 EUR | |||||||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 952 000 EUR | ||||||||
Steuersatz
30 % | |||||||||
Steuer | 285 600 EUR | ||||||||
Fiktive Abzugssteuer 2011 auf
Vorerwerb 2010 | |||||||||
Erwerb 2010 | 450 000 EUR | ||||||||
Persönlicher Freibetrag 2011
(20 000 EUR) (höchstens beim Erwerb 2010 verbrauchter Freibetrag) | ./. | 20 000 EUR | |||||||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 430 000 EUR | ||||||||
Steuersatz
2011 25 % | |||||||||
Fiktive Steuer
2011 | 107 500 EUR | ||||||||
Die fiktive Steuer entspricht
der tatsächlich zu entrichtenden Steuer 2010 nach neuer Rechtslage | ./. | 107 500 EUR | |||||||
Steuer September
2011 | 178 100 EUR | ||||||||
Mindeststeuer nach
§ 14 Absatz 1
Satz 4 ErbStG | |||||||||
Erwerb September
2011 | 522 000 EUR | ||||||||
Persönlicher Freibetrag
Steuerklasse II | ./. | 20 000 EUR | |||||||
Steuerpflichtiger
Erwerb | 502 000 EUR | ||||||||
Steuersatz
25 % | |||||||||
Mindeststeuer | 125 500 EUR | ||||||||
Festzusetzende Steuer
September 2011 | 178 100 EUR |
Dieser Erlass ist auf alle noch offenen Fälle anzuwenden.
Inhaltlich gleichlautend
Oberste Finanzbehörden der
Länder v.
Finanzministerium
Baden-Württemberg v. - 3 - S
3820/13
Bayerisches
Staaatsministerium der Finanzen v. - 34 -
S 3820- 013 - 30276/11
Senatsverwaltung für
Finanzen in Berlin v. - III D -
S 3820- 1/2011
Ministerium
der Finanzen des Landes Brandenburg v. - 36 -
S 3806- 2/11
Die
Senatorin für Finanzen der Freien Hansestadt Bremen v. - S
3820 - 13
Finanzbehörde der Freien und
Hansestadt Hamburg v. - 53 -
S 3820 - 003/09
Hessisches Ministerium der
Finanzen v. - S
3820 A - 3 - II 6a
Finanzministerium
Mecklenburg-Vorpommern v. - IV S
3820 - 00000 - 2011/02
Niedersächsisches
Finanzministerium v. - S
3820 - 20 - 35 1
Finanzministerium
des Landes Nordrhein-Westfalen v. - S
3820 - 1 - V A 6
Ministerium der Finanzen des
Landes Rheinland-Pfalz v. - S
3820 A - 447
Ministerium
der Finanzen des Saarlandes v. - B/5 -
S 3820 - 1#004
Sächsisches
Staatsministerium der Finanzen v. - 35 S
3820 - 11/1 - 37719
Ministerium der Finanzen des Landes
Sachsen-Anhalt v. - 43 S
3820 -13
Finanzministerium des Landes
Schleswig-Holstein v. - VI 35 -
S 3820 - 009
Thüringer
Finanzministerium v. - S
3820 - 05 - 202(S)
Auf diese Anweisung wird Bezug genommen in folgenden Verwaltungsanweisungen:
Fundstelle(n):
BStBl 2011 I Seite 860
CAAAD-93400