Veräußerung einer Schachtelbeteiligung auf das Ende eines Wirtschaftsjahres
Leitsatz
Veräußert eine Organgesellschaft dem Schachtelprivileg unterliegende Auslandsbeteiligungen zum Ende des Wirtschaftsjahrs () und fließt der Veräußerungserlös noch vor diesem Zeitpunkt zu, ist bei der Einheitsbewertung des Betriebsvermögens der Organgesellschaft zum der bei der Ertragsbesteuerung zugrunde gelegte Ansatz in der Bilanz zum für Guthaben bei Kreditinstituten zu übernehmen. Eine Kürzung der Bankguthaben um den Veräußerungserlös kommt nicht in Betracht.
Eine auf der Veräußerung der Auslandsbeteiligung beruhende, in der Bilanz zum als Verbindlichkeit berücksichtigte Gewinnabführungsverpflichtung ist bei der Einheitsbewertung des Betriebsvermögens der Organgesellschaft zum zu übernehmen.
Abschn. 40 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Abschn. 39 Abs. 2 Satz 8 VStR 1995 können als bloße Verwaltungsvorschriften wegen der Gesetzesbindung der Steuerverwaltung an der Bindung der Vermögensaufstellung an die Steuerbilanz nichts ändern.
Gesetze: BewG § 95, BewG § 106, BewG § 109, BewG § 190a, GG Art. 20 Abs. 3, FGO § 96 Abs. 1
Instanzenzug: (Verfahrensverlauf),
Gründe
I. Zwischen der Klägerin und Revisionsklägerin (Klägerin), die während des gerichtlichen Verfahrens durch Formwechsel von einer AG in eine GmbH umgewandelt wurde, und der A bestand bis ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der A als herrschender Gesellschaft. Danach hatte die Klägerin von bestimmten Ausnahmen abgesehen jeweils den gesamten Gewinn an die A abzuführen.
Durch einen im August 1995 getroffenen Gesellschafterbeschluss wurde das Wirtschaftsjahr der Klägerin vom Kalenderjahr auf den Zeitraum 1. Oktober bis 30. September umgestellt. Für die Zeit vom 1. Januar bis wurde ein Rumpfwirtschaftsjahr gebildet.
Durch notariell beurkundeten Vertrag vom verkaufte die Klägerin ihre Beteiligungen an Gesellschaften mit Sitz im Ausland zum und ihren inländischen Geschäftsbetrieb sowie die inländischen Tochtergesellschaften zum an einen Dritten.
In der Vermögensaufstellung zur Ermittlung des Einheitswerts ihres Gewerbebetriebs auf den ging die Klägerin gemäß § 106 Abs. 3 Satz 1 des Bewertungsgesetzes in der seinerzeit geltenden Fassung (BewG) von der auf den aufgestellten Steuerbilanz aus. Die Auslandsbeteiligungen setzte sie ebenso wie in der Bilanz nicht an, allerdings nicht wegen der zum erfolgten Veräußerung, sondern unter Berufung auf das Schachtelprivileg nach § 102 BewG. Die Klägerin nahm dabei an, dass ihr die Auslandsbeteiligungen bewertungsrechtlich nach Abschn. 40 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. Abschn. 39 Abs. 2 Satz 8 der Vermögensteuer-Richtlinien (VStR) 1995 noch zum Ende des vom 1. Januar bis dauernden Rumpfwirtschaftsjahrs zuzurechnen gewesen seien. Den ihr bereits zugeflossenen und in der Bilanzposition „Guthaben bei Kreditinstituten” erfassten Kaufpreis für die Auslandsbeteiligungen in Höhe von 420 Mio. DM setzte sie demgemäß nicht an. Den Gewinn aus der Veräußerung der Auslandsbeteiligungen in Höhe von 326 589 394 DM berücksichtigte sie wie auch in der Bilanz als Verbindlichkeit im Rahmen der gegenüber der A bestehenden Verpflichtung zur Gewinnabführung.
Der Beklagte und Revisionsbeklagte (das Finanzamt —FA—) stellte den Einheitswert des Betriebsvermögens auf den nach einer Außenprüfung durch Bescheid vom auf 115 142 000 DM fest. Er folgte dabei zwar der Ansicht der Klägerin zur Zurechnung der Auslandsbeteiligungen und zum Nichtansatz des bereits zugeflossenen Kaufpreises, war aber der Meinung, die auf der Veräußerung der Auslandsbeteiligungen beruhende Gewinnabführungsverpflichtung könne nicht als Verbindlichkeit berücksichtigt werden. Der Einspruch blieb erfolglos.
Das Finanzgericht (FG) gab dem Antrag, den Einheitswert des Betriebsvermögens auf den auf ./. 215 369 000 DM festzustellen, nur insoweit statt, als es den Einheitswert wegen bestimmter Rückstellungen auf 111 220 000 DM herabsetzte. Im Übrigen folgte es der Auffassung des FA.
Mit der Revision rügt die Klägerin Verletzung des § 103 Abs. 1 BewG. Die Gewinnabführungsverpflichtung gegenüber der A sei bei der Einheitsbewertung des Betriebsvermögens auf den in der vollen zum bilanzierten Höhe als Schuldposten abzuziehen.
Die Klägerin beantragt, die Vorentscheidung aufzuheben und unter Änderung des Bescheids vom in Gestalt der Vorentscheidung bei der Feststellung des Einheitswerts des Betriebsvermögens auf den die Gewinnabführungsverpflichtung in Höhe von 326 589 394 DM als Verbindlichkeit zu berücksichtigen.
Das FA beantragt, die Revision als unbegründet zurückzuweisen.
II. Die Revision ist im Ergebnis unbegründet und war daher zurückzuweisen (§ 126 Abs. 4 der Finanzgerichtsordnung —FGO—). Entgegen der Ansicht des FG sind die Bilanzansätze für Guthaben bei Kreditinstituten und für die Gewinnabführungsverpflichtung der Einheitsbewertung des Betriebsvermögens auf den unverändert zu Grunde zu legen. Abschn. 40 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. Abschn. 39 Abs. 2 Satz 8 VStR 1995 vermag daran nichts zu ändern. Der vom FG festgestellte Einheitswert des Betriebsvermögens der Klägerin ist danach zu niedrig. Da aber nur die Klägerin Revision eingelegt hat, hat die Vorentscheidung Bestand.
1. Gemäß § 95 Abs. 1 Satz 1 BewG umfasst das Betriebsvermögen bewertungsrechtlich alle Teile eines Gewerbebetriebs i.S. des § 15 Abs. 1 und 2 des Einkommensteuergesetzes, die bei der steuerlichen Gewinnermittlung zum Betriebsvermögen gehören; § 92 Abs. 5 und § 99 BewG bleiben unberührt. Danach richtet sich der Umfang des Betriebsvermögens für Zwecke der Einheitsbewertung für die Stichtage vom bis weitgehend danach, was ertragsteuerrechtlich dem Betriebsvermögen zugerechnet wird.
Für Betriebe, die regelmäßig jährliche Abschlüsse auf einen anderen Tag als den Schluss des Kalenderjahres machen, kann nach § 106 Abs. 3 Satz 1 BewG auf Antrag zugelassen werden, dass der Einheitsbewertung des Betriebsvermögens der Schluss des Wirtschaftsjahrs zu Grunde gelegt wird, das dem Feststellungszeitpunkt vorangeht. Der auf diesen Abschlusszeitpunkt ermittelte Einheitswert gilt nach § 106 Abs. 4 BewG als Einheitswert vom Feststellungszeitpunkt.
2. Bei der Einheitsbewertung des Betriebsvermögens der Klägerin auf den sind danach die der Ertragsbesteuerung zu Grunde gelegten Ansätze in der Bilanz zum für Guthaben bei Kreditinstituten und für die Gewinnabführungsverpflichtung zu übernehmen. Abschn. 40 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. Abschn. 39 Abs. 2 Satz 8 VStR 1995 können als bloße Verwaltungsvorschriften daran nichts ändern. Die Auslandsbeteiligungen sind ebenso wie in der Steuerbilanz nicht anzusetzen.
Der vom FG festgestellte Einheitswert des Betriebsvermögens ist demnach um den Unterschiedsbetrag zwischen dem bereits bis zum eingegangenen Kaufpreis von 420 Mio. DM für die Auslandsbeteiligungen und der auf der Veräußerung dieser Beteiligungen beruhenden Gewinnabführungsverpflichtung von 326 589 394 DM zu niedrig. Dies führt aber nicht zu einer Aufhebung der Vorentscheidung. Eine Erhöhung des vom FG festgestellten Einheitswerts scheidet aufgrund der Bindung des BFH an die im Revisionsverfahren gestellten Anträge (§ 121 Satz 1 i.V.m § 96 Abs. 1 Satz 2 FGO, § 155 FGO i.V.m. § 557 Abs. 1 der Zivilprozessordnung) aus, weil das FA keine Revision eingelegt hat. Eine Erhöhung des vom FA festgestellten Einheitswerts hätte auch das FG wegen des im finanzgerichtlichen Verfahren geltenden Verböserungsverbots nicht vornehmen können (vgl. z.B. , BFHE 190, 13, BStBl II 2000, 115, unter II.2., und vom XI R 23/08, BFH/NV 2009, 1041, unter II.2.).
Auf diese Entscheidung wird Bezug genommen in folgenden Gerichtsentscheidungen:
Fundstelle(n):
BFH/NV 2009 S. 1786 Nr. 11
UAAAD-28970