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IWB Nr. 16 vom Seite 655

Verrechnungspreise in besonderen Geschäftssituationen

Anpassungsrechnungen in Theorie und Praxis

Birgit Faßbender

Die Gestaltung fremdüblicher Verrechnungspreise gehört zu den großen steuerlichen Herausforderungen für multinationale Unternehmen und Steuerverwaltungen weltweit. Im Zentrum dieser Bemühungen steht der Fremdvergleichsgrundsatz, der sicherstellen soll, dass Transaktionen zwischen sich nahestehenden Unternehmen zu Bedingungen erfolgen, die denen zwischen unabhängigen Dritten entsprechen (Art. 9 OECD-MA 2017, § 1 Abs. 1 Satz 1 AStG). In der Praxis stellt sich jedoch häufig die Frage, wie die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Transaktionen hergestellt werden kann, insbesondere wenn sich wirtschaftliche Verhältnisse unterscheiden und dadurch die Anwendung der gewählten Verrechnungspreismethode beeinflusst wird. Dieser Aufsatz beleuchtet verschiedene wirtschaftliche Sondersituationen, die den Preis eines Produkts oder einer Dienstleistung beeinflussen können, und zeigt auf, wie Sachverhaltsunterschiede durch Anpassungsrechnungen gemindert werden können. Dazu werden die Grundlagen des Fremdvergleichsgrundsatzes und der Anpassungsrechnungen vorgestellt, gefolgt von einer Analyse der praktischen Anwendung von Anpassungsrechnungen in besonderen Geschäftssituationen.

Kernaussagen
  • Anpassungsrechnungen sind ein wichtiges Element der Vergleichbarkeitsanalyse, um bei Bedarf sicherzustellen, dass Verrechnungspreise zwischen nahestehenden Unternehmen dem Fremdvergleichsgrundsatz entsprechen.

  • Der Bedarf und der Umfang von Anpassungsrechnungen unterscheidet sich je nach angewandter Verrechnungspreismethode und den wirtschaftlichen Verhältnissen und Geschäftsstrategien der beteiligten Unternehmen. Unter Berücksichtigung der deutschen Verwaltungsgrundsätze Verrechnungspreise 2023 und der OECD-Verrechnungspreisleitlinien 2022 werden notwendige Anpassungen aus betriebs- und volkswirtschaftlichen Überlegungen zur Fremdüblichkeit hergeleitet.

  • Besondere wirtschaftliche Verhältnisse, wie die Gründungsphase eines Unternehmens, Inflations- und Rezessionsphasen, können Anpassungen von Verrechnungspreisen erforderlich machen. Unterschiedliche Geschäftsstrategien der beteiligten Unternehmen können Preisdifferenzen bei im Übrigen vergleichbaren Geschäften erklären.S. 656