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NWB-BB Nr. 10 vom Seite 305

Praxisbeispiele für die Anwendung des Economic-Value-Added in KMU

Excel-Tool um Standortbewertungen erweitert

Dipl.-Betriebsw. Jörgen Erichsen

Unternehmer, Eigentümer und Investoren, die an einem Betrieb beteiligt sind oder sich beteiligen wollen, wünschen sich eine Wertsteigerung des Unternehmens. Doch es genügt nicht immer, „nur“ einen Gewinn zu erzielen. Er muss nämlich höher ausfallen als die Kapitalkosten, die ein Unternehmen verursacht. In der Praxis gibt es mehrere Ansätze, mit denen sich der Unternehmenswert bzw. dessen Steigerung planen und messen lässt. Relativ weit verbreitet und anerkannt ist das Konzept des Economic-Value-Added © (EVA-Warenzeichen Stern, Stewart & Co.). Dieses wurde zwar ursprünglich für die Anwendung in Großunternehmen entwickelt, lässt sich jedoch mit einigen Modifikationen und Vereinfachungen schnell und mit relativ geringem Arbeitsaufwand auch in kleinen Unternehmen anwenden. Der Beitrag zeigt beispielhaft anhand von zwei Szenarien für den Vertrieb und für Unternehmen mit mehreren Standorten, auf was bei der Anwendung geachtet werden muss. Das in der NWB Datenbank zugehörige Excel-Berechnungsprogramm „Economic Value Added (EVA)“, NWB RAAAE-41853, wurde um die Standortbewertung ergänzt und überarbeitet.

Economic Value Added (EVA) – Berechnungsprogramm, NWB RAAAE-41853

Kernaussagen
  • Der EVA kann eine wichtige Entscheidungshilfe für Unternehmer, Eigentümer oder Investoren sein: Mit seiner Hilfe wird dargestellt, ob ein Unternehmen bzw. Unternehmensteile in der Lage sind, eine echte Wertsteigerung zu erzielen.

  • Das Excel-Berechnungsprogramm „Economic Value Added (EVA)“ bietet die Möglichkeit zu bewerten, ob und in welcher Höhe der Vertrieb zum Wert beiträgt; durch die Umstellung von der Umsatz- auf eine EVA-basierte Provision können auch kleine Unternehmen innerhalb relativ kurzer Zeit ein höheres Betriebsergebnis und ein besseres EVA erwirtschaften.

  • Auch für die Bewertung von Standorten oder Filialen eines Unternehmens kann das EVA-Konzept eingesetzt und genutzt werden; das Excel-Berechnungsprogramm wurde um diese Berechnungen erweitert.

  • Durch die Kenntnis der möglichen Probleme bei der Umsetzung und entsprechender „Gegenmaßnahmen“ kann insbesondere bei den Mitarbeitern Verständnis und Akzeptanz erreicht werden.

I. Was ist der Economic Value Added?

Economic Value Added (EVA) ist ein Instrument zur wertorientierten Führung und Steuerung von Unternehmen oder Unternehmensteilen, z. B. Sparten. Es wird außerdem zur Unternehmensbewertung sowie zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Projekten oder Investitionsvorhaben eingesetzt. Zusätzlich kann es genutzt werden, um die Vertriebsleistung zu bewerten und nach ihrem Erfolgsbeitrag zu honorieren. Auch Standorte und Filialen können mit dem EVA auf ihre Profitabilität analysiert, bewertet und in eine Rangfolge gebracht werden.

Der EVA kann also eine wichtige Entscheidungshilfe für Unternehmer, Eigentümer oder Investoren sein. Mit seiner Hilfe wird dargestellt, ob ein Unternehmen bzw. Unternehmensteile in der Lage ist, eine echte Wertsteigerung zu erzielen. Denn ein positives Betriebsergebnis allein ist nicht automatisch ein Indikator einer Unternehmenswertsteigerung. Werte werden erst geschaffen, wenn beispielsweise das Betriebs-, Standort- oder Vertriebsergebnis die Kosten (Zinsen) für Fremd- und Eigenkapital übersteigt.

Bilanziell werden jedoch fälschlicherweise häufig lediglich Fremdkapitalzinsen berücksichtigt und nicht diejenigen für das Eigenkapital. Relevant sind aber die Gesamt-Kapitalkosten für Fremd- und Eigenkapital als Mindestrendite, die ein Unternehmen erwirtschaften muss, um die Renditeerwartungen von Eigentümern oder Investoren zu erfüllen. Ein Unternehmen, eine Sparte oder eine Vertriebseinheit, die ein positives Betriebsergebnis ausweisen, steigert nur dann den Wert, wenn das Ergebnis höher ist als die Gesamt-Kapitalkosten. Je höher das EVA, desto besser. Grds. ist so auch ein „Ranking“ von Unternehmensteilen nach dem EVA möglich. S. 306

Beispiel

Ein Unternehmen erzielt ein EBIT von 50.000 €. Die Fremdkapitalzinsen belaufen sich auf 35.000 €, die Zinsen auf Eigenkapital betragen 20.000 €. Da sich die Gesamtkapitalkosten auf 55.000 € belaufen, vernichtet das Unternehmen 5.000 € Wert, denn die Kapitalkosten können nicht gedeckt werden.

II. So wird die Wertsteigerung mit dem EVA berechnet

Die Wertsteigerung eines Unternehmens, einer Sparte oder des Vertriebs kann mit dem EVA gemessen werden:

  • Ist er positiv, erwirtschaftet der Betrieb einen ökonomischen Mehrwert,

  • ist er negativ, vernichtet er Wert.

Der EVA berechnet sich aus der Differenz des Periodenergebnisses einer Periode, z. B. eines Jahres vor Zinsen und nach Steuern, und den anfallenden Gesamt-Kapitalkosten, die anfallen, um das vorhandene betrieblich notwendige Vermögen eines Unternehmens zu finanzieren. Zur Berechnung wird häufig das EBIT (Earnings before Interest and Taxes, Gewinn vor Zinsen und Steuern) abzüglich Steuern verwendet. Im Berechnungsprogramm „Economic Value Added (EVA)“, NWB RAAAE-41853, wird der EVA für das Gesamtunternehmen mit folgender Formel berechnet:


Tabelle in neuem Fenster öffnen
Übersicht 1: Berechnung des EVA
EVA
=
EBIT
-
Fremdkapitalzinsen
-
Steuern
=
Betriebsergebnis (BE) vor Auszahlungen
-
Dividenden/Auszahlungen (Eigenkapitalzinsen)
=
Betriebsergebnis (BE) nach Auszahlungen

Selbstverständlich kann die Formel angepasst werden. Die Schwierigkeiten bei der Berechnung in der Praxis liegen vor allem in der Bestimmung der (Eigen-)Kapitalkosten und des investierten Vermögens, vor allem, wenn man Letzteres eindeutig einzelnen Bereichen im Betrieb zuordnen möchte. Es stellt sich regelmäßig die Fragen,

  • welche Positionen in welchem Umfang berücksichtigt werden,

  • ob man von Stichtags- oder Durchschnittswerten ausgehen und

  • wie man mit evtl. Bewertungswahlrechten umgehen soll.

Die Berechnung eines absolut „genauen“ Werts ist auch für große Firmen kaum möglich. Der EVA ist aber leicht zu verstehen und zu kommunizieren und kann – wenn man sich auf die Daten- und Zahlenbasis geeinigt hat – aus den Werten der Buchhaltung meist schnell und unkompliziert erstellt werden. Lediglich wenn man eine unterjährige Berechnung vornehmen möchte, kann es zu Problemen bei der Zuordnung kommen, insbesondere bei den Vorräten.

III. Berechnungsmöglichkeiten des EVA speziell für kleine Betriebe

Zur Schätzung der Kapitalkosten können KMU vereinfachend wie folgt vorgehen: