Digitalisierungsschub nur oberflächlich
Die Corona-Pandemie hat auch positive Seiten, das ist unstrittig: Sie hat viele Bereiche digitaler gemacht, mobilem Arbeiten zum Durchbruch verholfen, Geld und CO 2 für verzichtbare Dienstreisen eingespart. Trotzdem findet der vielzitierte Digitalisierungsschub durch die Pandemie nur an der Oberfläche statt, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW): So haben zwar mehr Menschen Zugang zu Internet-Anschlüssen mit einer Kapazität von 1.000 Mbit je Sekunde, mehr Unternehmen haben ihre Prozesse digitalisiert und mehr Start-ups digitale Impulse gesetzt: Die Zahl der Gründungen mit digitalem Geschäftsmodell stieg von 2.111 im Jahr 2019 auf 2.658 im Jahr 2020. Bei digitalen Produkten besteht dagegen noch viel Potenzial.
Für die mäßige Entwicklung sei vor allem die Unsicherheit verantwortlich, die mit der Pandemie einhergeht. Größere digitale Geschäftsmodelle und innovative Projekte wurden gestoppt, oft auch aus Kostengründen. Die Digitalisierung spielte sich dagegen vor allem in Bereichen ab, die überlebenswichtig waren oder mit geringem Risiko einhergingen. Hier ist beispielsweise der „Homeoffice-Schub“ zu nennen. Dass über diesen Weg übrigens auch der Entlassungsprozess beschleunigt werden kann, bewies der Chef des Hypotheken-Maklers Better. Laut Faz.net teilte er in einem Zoom-Call den 900 teilnehmenden Angestellten mit, dass ihr Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung beendet wird.
Als Berater müssen Sie also kurz- und mittelfristig keineswegs zum Digitalisierungsexperten werden, wenn Sie weiterhin seriös beraten wollen. Vielmehr kommt es darauf an, Ihre Mandanten krisenfest aufzustellen. Fischl und Ernst beschreiben in ihrem , wie sie in ihrer Beratungspraxis grundsätzlich vorgehen: Zunächst prüfen sie mit Hilfe eines Schnellchecks, wie krisensicher ihre Mandanten bereits aufgestellt sind. Danach führen sie je nach Ergebnis verschiedene Maßnahmen durch – von der Stärkung des Eigenkapitals, der Bildung von Rücklagen und der Wahl der richtigen Unternehmensstruktur bis hin zur Erhöhung der Liquidität durch Fremdkapital und Fördermittel. Denn eines hat die Krise gezeigt: Das A & O der Krisenvorsorge ist die Bildung eines ausreichenden Liquiditätspolsters. Selbst eine vermeintlich gute Eigenkapitalquote von 30 % oder sogar darüber hinaus war für viele Unternehmen nämlich zu wenig, um zwei bis drei Monate eines Umsatzrückgangs- oder gar -ausfalls zu überbrücken.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start im neuen, hoffentlich für Sie Corona-freien Jahr 2022!
Beste Grüße
Heiko Lucius
Fundstelle(n):
NWB-BB 1/2022 Seite 1
NWB SAAAH-97405