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Kostenträgerrechnung: Zuschlagskalkulation
Nach § 4 Abs. 3 WiPrPrüfV umfasst das Prüfungsgebiet „Angewandte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre“ im WP-Examen auch die Kostenrechnung. Dabei wird der Kostenrechnung als Instrument zur Preisfindung und Erfolgsmessung und entsprechend den Kalkulationsverfahren für Produkte und Dienstleistungen eine hohe Bedeutung zugeschrieben.
I. Einordnung
Die Kosten- und Leistungsrechnung gliedert sich in die drei Bereiche (1) Kostenarten-, (2) Kostenstellen- und (3) Kostenträgerrechnung. In der Kostenartenrechnung wird erfasst, welche Kosten im Unternehmen angefallen sind. Die Kostenstellenrechnung beschäftigt sich mit der Frage, wo die Kosten angefallen sind. Mit der Kostenträgerrechnung soll geklärt werden, wofür die Kosten angefallen sind.
Die Kostenträgerrechnung unterscheidet zwei Auswertungsformen. Die Kostenträgerzeitrechnung weist die Kosten eines Kostenträgers pro Periode aus. In der Kostenträgerstückrechnung werden die Selbstkosten pro Einheit ermittelt. Die Kostenträgerstückrechnung wird daher auch als Kalkulation bezeichnet. Die Zuschlagskalkulation gehört neben der Divisionskalkulation zu den beiden grundlegenden Verfahren der Kalkulationsrechnung.
Die Zuschlagskalkulation ist gekennzeichnet durch eine Differenzierung nach Einzel-, Sondereinzel- und Gemeinkosten. Aufgrund dieser Differenzierung ist eine Kostenstellenrechnung erforderlich, mit der die Gemeinkosten möglichst verursachungsgerecht auf die Kostenstellen verrechnet werden. Die Einzelkosten können den Kostenträgern hingegen direkt zugerechnet werden.
II. Aufgabenstellung
Ihr Unternehmen, die Holzwurm AG, produziert Holzstühle und -tische. Folgende Daten sind Ihnen über Verkaufspreis, Einzelkosten, Produktionsdauer und Herstell- sowie Absatzmengen der beiden Produkte bekannt.
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Übersicht 1: Preise, Kosten und Mengen
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Stuhl | Tisch | |
Verkaufspreis [€] | 200 | 800 |
Fertigungsmaterial [€] | 60 | 80 |
Fertigungslöhne [€] | 80 | 120 |
Hergestellte Menge | 200 | 100 |
Abgesetzte Menge | 150 | 100 |
Produktionszeit pro Stück [Minuten] | 20 | 40 |
Die Holzwurm AG unterscheidet vier Kostenstellen. Im Lager (Kostenstelle Material) fallen 10.000 € fixe Gemeinkosten für Miete und Kostenstellenleiter an. Diese sollen, wenn nötig, entsprechend der Kosten für Fertigungsmaterial auf die Produkte verteilt werden. In der Produktion gibt es zwei Fertigungsschritte, Fräsen und Verarbeitung, nach denen die Fertigungsstellen I und II unterschieden werden.
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Übersicht 2: Kosten der Kostenstellen der Produktion
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Kostenstelle | Fertigung I (Fräsen) | Fertigung II (Verarbeitung) |
Variable Gemeinkosten | 20.000 € | 0 |
Fixe Gemeinkosten | 14.000 € | 21.000 € |
Zuschlagsbasis | Fertigungszeit | Fertigungslöhne |
In der Vertriebskostenstelle fallen 5.850 € variable Gemeinkosten und 13.600 € fixe Gemeinkosten an. Wo nötig, werden Vertriebsgemeinkosten anhand der Herstellkosten auf die Produkte verteilt.
Berechnen Sie die vollen Herstellkosten der beiden Produkte Stuhl und Tisch. (10 Punkte)
Berechnen Sie den Stück-Deckungsbeitrag der beiden Produkte Stuhl und Tisch. (15 Punkte)
Der Controlling-Leiter Ihres Unternehmens hat erfahren, dass für den Vertrieb von Tischen wegen des hohen Gewichts und der sperrigen Form stets ein aufwendiger Spezialtransport nötig ist. Welche Prämisse steht hinter der bisherigen Verteilung der Vertriebskosten? Wie beurteilen Sie die bisherige Verteilung der Vertriebskosten unter diesem Gesichtspunkt? (5 Punkte)