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Behandlung der liquiden Mittel bei der Ermittlung des FCF für Bewertungszwecke
Die Auswirkungen der Veränderung des Bestands an liquiden Mitteln im Bewertungskalkül
Die Ermittlung des Free Cashflow spielt im Rahmen von Unternehmensbewertungen anhand der Discounted Cashflow-Methoden eine zentrale Rolle. Neben klassischen Unternehmensbewertungen muss der Free Cashflow aber auch regelmäßig bspw. bei Jahres- bzw. Konzernabschlussprüfung nach IFRS im Rahmen des Impairment-Tests zur Bestimmung des erzielbaren Betrags ermittelt werden. Es ist daher nachvollziehbar, dass zahlreiche Literaturbeiträge die Ermittlung des Free Cashflow für Bewertungszwecke thematisieren. Hierbei lassen sich indes unterschiedliche oder nicht eindeutige Definitionen sowie Ermittlungsmethoden feststellen. Dadurch kommt es häufig zu Diskussionen mit dem (ggf. nicht bewertungserfahrenen) Abschlussprüfer bzgl. der Ermittlung des bewertungsrelevanten Free Cashflow; Diskussionspunkte sind dabei regelmäßig die Bestimmung des Bestands sowie die Behandlung von Veränderungen des Working Capital und hier speziell der liquiden Mittel.
Daher wird im vorliegenden Beitrag anhand einer theoretischen Analyse sowie von praxisbezogenen Beispielen dargestellt, wie die korrekte Behandlung der liquiden Mittel bei der Ermittlung des Free Cashflow für Bewertungszwecke vorzunehmen ist. Erst bei der konsistenten Anwendung der zugrunde liegenden Bewertungsannahmen kann so im Bewertungskalkül sichergestellt werden, dass sowohl belastbare Bewertungsergebnisse als auch verlässliche Bilanzansätze ermittelt werden.
Peemöller (Hrsg.), Praxishandbuch der Unternehmensbewertung, 7. Aufl. 2019, NWB FAAAH-30702
Die Ermittlung des Free Cashflow wird in zahlreichen Literaturbeiträgen thematisiert. Hier lassen sich jedoch unterschiedliche oder nicht eindeutige Definitionen sowie Ermittlungsmethoden vorfinden, was die Anwendung in der Praxis erschwert.
Änderungen des Bestands der betriebsnotwendigen liquiden Mittel sind bei der Ermittlung des Free Cashflow zu berücksichtigen. Eine Erhöhung (Verminderung) von betriebsnotwendiger Liquidität im Planungszeitraum führt dabei zu einer Verringerung (Erhöhung) des Free Cashflow in der jeweiligen Planungsperiode.
Erst bei konsistenter Berücksichtigung der Veränderungen der betriebsnotwendigen liquiden Mittel bei der Ermittlung des Free Cashflow ist eine Überleitung des Free Cashflow zu den Ausschüttungen – der Diskontierungsgröße im Ertragswertverfahren – möglich. Nur in diesem Fall führen beide Bewertungsverfahren zu dem gleichen Unternehmenswert und beruhen daher auf konsistenten und widerspruchsfreien Annahmen und Prämissen bezüglich des Free Cashflow.
I. Fragestellung
Der Free Cashflow (FCF) spielt bei Unternehmensbewertungen und bewertungsnahen Leistungen eine zentrale Rolle. Neben den Discounted Cashflow-Verfahren in Ausprägung des FCF-WACC- und des APV-Ansatzes wird dieser insbesondere auch im Rahmen des Impairment-Tests nach IAS 36 sowie für Zwecke der Bewertung immaterieller Vermögenswerte, z. B. bei einer Kaufpreisverteilung (Purchase Price Allocation – PPA), als zu diskontierende Größe herangezogen. Zudem kann er zur wertorientierten Steuerung als relevante Kennzahl herangezogen werden.
Gerade im Bereich der Jahres- bzw. Konzernabschlussprüfung kommt der Wirtschaftsprüfer mit dem FCF in Berührung. Sei es, dass er als Berater bzw. Sachverständiger das zu prüfende Unternehmen bei der Erstellung des Abschlusses unterstützt oder dass er den Abschluss prüft. Dies betrifft insbesondere die IFRS-bezogenen Themen Impairment-Test nach IAS 36, die S. 330PPA und die Bewertung selbsterstellter immaterieller Vermögenswerte.
Es verwundert daher nicht, dass der FCF bereits Objekt zahlreicher Literaturbeiträge zu den oben genannten Themenbereichen ist, die auch die Ermittlung des FCF umfassen. Der vorliegende Beitrag greift dabei den Aspekt der Behandlung der liquiden Mittel im Rahmen der Ermittlung des FCF für Bewertungszwecke heraus und beleuchtet diesen näher. Konkret geht es um die Frage, ob eine Erhöhung bzw. Verminderung des Bestands an (betriebsnotwendigen) liquiden Mitteln bei der FCF-Ermittlung des jeweiligen Jahres (FCF-mindernd bzw. FCF-erhöhend) zu erfassen ist. Gerade im Kontext von Abschlussprüfungen führt dieser Aspekt oftmals zu Diskussionen, insbesondere, da die entsprechende Literatur häufig – gerade für nicht bewertungserfahrene Prüfer – nicht aussagekräftig bzw. eindeutig genug ist. Der Beitrag soll demnach die korrekte Behandlung der (betriebsnotwendigen) liquiden Mittel bei der Ermittlung des FCF anhand einer theoretischen Analyse und anhand von praxisbezogenen (vereinfachten) Beispielen zeigen, um eine korrekte und konsistente Anwendung der zugrunde liegenden Bewertungsverfahren und damit sowohl belastbare Bewertungsergebnisse als auch verlässliche Bilanzansätze sicherzustellen.