Leitsatz

1. Vom Arbeitgeber Erntehelfern unentgeltlich zur Verfügung gestellte Ernteverpflegung erweist sich nicht als Entlohnung, sondern lediglich als notwendige Begleiterscheinung betriebsfunktionaler Zielsetzung des Arbeitgebers, wenn die Verpflegung anlässlich und während eines außergewöhnlichen Arbeitseinsatzes aus durch den Arbeitseinsatz bedingten Gründen unentgeltlich überlassen wird und das arbeitsablaufbedingte und betriebsfunktionale Interesse des Arbeitgebers das Interesse des Arbeitnehmers an der Vorteilserlangung bei weitem überwiegt.

2. Diese Voraussetzungen sind erfüllt und es liegt kein Arbeitslohn vor, wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb während der Erntezeit ein erhebliches Interesse daran hat, die Wetterlage und die Maschinen in einem weiträumigen Erntegebiet effektiv auszunutzen, wenn der genaue Zeitpunkt der Ernte nur kurzfristig, insbesondere nach der nur bedingt vorhersehbaren Wetterlage, bestimmt werden kann, wenn ferner die Pausenzeiten und -orte abhängig von der Erntesituation und damit kaum vorhersehbar sind, und wenn die in einfachster Form zur Verfügung gestellte Verpflegung (selbst herstellte belegte Brötchen) zum einen für die Erntehelfer keine große Bereicherung darstellt und zudem hinsichtlich der Verpflegungsituation in dem weiträumigen Erntegebiet das geeignetste Mittel ist, um einen möglichst reibungslosen Ernteablauf (kein großer Zeitverlust für Verpflegungsaufnahme der Erntehelfer, längere tägliche Arbeitszeiten) zu sichern.