BVerwG Beschluss v. - 1 WB 14/20

Nicht dienstpostengerechte Verwendung; Erledigung durch Versetzung

Leitsatz

1. Gegenstand eines Antrags auf gerichtliche Entscheidung kann neben der Zustimmung der personalführenden Stelle zu einer vorübergehenden, nicht dienstpostengerechten Verwendung auch die Anordnung der nicht dienstpostengerechten Verwendung selbst sein.

2. Die Anordnung einer nicht dienstpostengerechten Verwendung durch einen Fachvorgesetzten verliert ihre Wirksamkeit mit Wirksamwerden einer Versetzung des Betroffenen, ohne dass es einer formellen Aufhebung der Anordnung bedarf.

Gesetze: Art 3 Abs 1 GG, § 17 Abs 3 S 1 WBO, § 19 Abs 1 S 3 WBO, § 21 Abs 2 S 1 WBO

Tatbestand

1Der Antrag betrifft eine nicht dienstpostengerechte Verwendung.

2Der ... geborene Antragsteller ist Berufssoldat im Dienstgrad eines Oberstleutnants der Besoldungsgruppe A 15. Zum Februar 2017 wurde er mit Verfügung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr vom auf einem mit A 15 dotierten Dienstposten als Referatsleiter und ...-Stabsoffizier beim ... der Bundeswehr versetzt. Seine Dienstzeit wird voraussichtlich mit dem September ... enden.

3Mit Schreiben vom wurde der Antragsteller durch die ... der Bundeswehr von seinen Aufgaben als Referatsleiter entbunden und "bis auf Weiteres" mit der Wahrnehmung von Aufgaben im Leitungsstab ... betraut.

4Unter dem beschwerte sich der Antragsteller gegen diese Anordnung. Er rügte die fehlende Zuständigkeit der ... sowie die Verletzung von Verwaltungsvorschriften, insbesondere der ZDv A-1340/36, der ZDv A-1300/14 und des Zentralerlasses B-1300/46. Die notwendige Rechtsbehelfsbelehrung fehle. Sein Einsatz im Referat ... sei dienstlich nicht begründet. Ihm seien dort keine konkreten Aufgaben zugewiesen. Er könne dort nicht dotierungsgleich oder förderlich verwendet werden. Seine Aufgaben in diesem Referat könnten andere Generalstabsoffiziere ... der Bundeswehr besser wahrnehmen. Seine Entbindung von den Referatsleiteraufgaben sei nicht erforderlich. Die Maßnahme stelle eine ungerechtfertigte und ehrverletzende Amtsenthebung dar.

5Mit Schreiben vom erläuterte das ...der Bundeswehr die nicht dienstpostengerechte Verwendung des Antragstellers erstmals schriftlich mit einem Personalbedarf in dem Referat ..., einer Vakanz eines A 13/14-Dienstposten und der besonderen Expertise des Antragstellers für diese Aufgaben.

6Unter dem beantragte der Disziplinarvorgesetzte des Antragstellers beim Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr die Zustimmung zu einer nicht dienstpostengerechten Verwendung des Antragstellers für den Zeitraum vom bis zu im Leitungsstab ... der Bundeswehr. Die Personalführung Offiziere stimmte dieser Verwendung für den beantragten Zeitraum am zu. Die Zustimmung wurde dem Antragsteller am eröffnet.

7Mit Schriftsatz vom beantragte die Bevollmächtigte des Antragstellers die Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Beschwerde vom .

8Mit Bescheid vom , der Bevollmächtigten des Antragstellers am zugestellt, wies das Bundesministerium der Verteidigung die Beschwerde des Antragstellers und dessen Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung zurück. Nach dem Ende seiner zum befristeten nicht dienstpostengerechten Verwendung sei Erledigung eingetreten. Mangels Erfolgsaussichten der Beschwerde sei von der Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Beschwerde während des Beschwerdeverfahrens abgesehen worden. Der Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Beschwerde sei mit der Beschwerdeentscheidung unzulässig geworden. Für die Feststellung der Rechtswidrigkeit der Anordnung gebe es weder unter dem Aspekt der Wiederholungsgefahr noch wegen eines Rehabilitierungsinteresses oder der Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen ein Feststellungsinteresse.

9Am stellte der Antragsteller hiergegen Antrag auf gerichtliche Entscheidung und beantragte die Anordnung der aufschiebenden Wirkung dieses Rechtsbehelfs. Die nicht dienstpostengerechte Verwendung sei über den hinaus verlängert worden. Die ursprüngliche Anordnung vom bestehe damit fort. Für die Anordnung sei die ... der Bundeswehr nicht zuständig. Melde- und Zustimmungspflichten seien verletzt worden, Fristen hierfür nicht gewahrt. Die Begründung für die dienstliche Notwendigkeit seiner nicht dienstpostengerechten Verwendung entspreche nicht den Tatsachen und sei nur ein Vorwand, um seinen Dienstposten frei zu machen. Er werde nicht seiner Dotierungshöhe und seiner Förderperspektive entsprechend verwendet. Im Leitungsstab ... habe er keine konkreten Aufgaben. Der Vortrag zur Vakanz von Dienstposten sei unzutreffend. Er habe einer Abordnung in den Leitungsstab in Gesprächen mit der ... der Bundeswehr und mit seinen Disziplinarvorgesetzten nicht zugestimmt. Erst nach seinen Anträgen und Beschwerden seien Meldungen und Anträge an das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr erfolgt. Gegenstand seiner Beschwerde sei auch die Entbindung von seinen Aufgaben als Referatsleiter, für die es keine Begründung gebe. Vielmehr könne er diese Aufgaben auch neben der temporären Hilfestellung wahrnehmen. Der Entscheidung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr lägen nicht sachgerechte Annahmen zur weiteren Personalentwicklung zugrunde.

10Unter dem beantragte das ... der Bundeswehr beim Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr die Verlängerung der nicht dienstpostengerechten Verwendung bis voraussichtlich . Diese wurde am erteilt und dem Antragsteller am eröffnet. Mit Schreiben vom , beim ... der Bundeswehr am eingegangen, hat der Antragsteller auch gegen die Verlängerung der Zustimmung Beschwerde eingelegt und seine Einwände gegen seine unterwertige Verwendung nochmals ausführlich dargelegt.

11Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Abhilfe abgelehnt und den Antrag auf gerichtliche Entscheidung (1 WB 14.20) sowie den Eilantrag (1 WDS-VR 6.20) mit einer Stellungnahme vom dem Senat vorgelegt.

12Mit Verfügung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr vom , dem Antragsteller am ausgehändigt, wurde er auf einen mit A 15 bewerteten Dienstposten eines ...stabsoffiziers ... der Bundeswehr versetzt. Das Eilverfahren 1 WDS-VR 6.20 wurde in der Folge nach Erledigungserklärungen mit Beschluss vom eingestellt.

13Dem Antrag, die aufschiebende Wirkung der Beschwerden des Antragstellers vom und vom gegen die Versetzung vom anzuordnen, gab das Bundesministerium der Verteidigung unter dem teilweise statt und ordnete die aufschiebende Wirkung der Beschwerde gegen die Zuversetzung auf den neuen Dienstposten an. In der Folge hob das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr am die Versetzungsverfügung vom auf und gab dies dem Antragsteller am bekannt. Mit dem Antragsteller ebenfalls am eröffneter Verfügung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr vom in der Fassung der 2. Korrektur vom wurde der Antragsteller rückwirkend zum auf ein dienstpostenähnliches Konstrukt ("STOFFZ ...") versetzt.

14Die Beschwerden des Antragstellers gegen die Versetzung wies das Bundesministerium der Verteidigung mit Bescheid vom , dem Antragsteller am eröffnet, zurück. Daraufhin versetzte das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr den Antragsteller mit Verfügung vom in Gestalt der 3. Korrektur vom , dem Antragsteller am eröffnet, erneut auf den Dienstposten eines ...stabsoffiziers ... der Bundeswehr.

15Auf wiederholte Rügen des Antragstellers, er werde auch nach der Versetzungsverfügung vom nicht dienstpostengerecht verwendet und auf Fragen des Senats wies das Bundesministerium der Verteidigung am das ... der Bundeswehr an, eine etwaige, von der Versetzungsverfügung abweichende Verwendung des Antragstellers umgehend zu beenden.

16Der Antragsteller macht geltend, er werde auch nach dem trotz der verschiedenen Versetzungsverfügungen und der Weisung des Bundesministeriums der Verteidigung vom fortlaufend nicht dienstpostengerecht im Referat ... und nicht im Referat ... verwendet, ohne dass ihm dort allerdings konkrete Aufgaben zugewiesen seien. Die nach der Versetzung eigentlich nicht mehr wirksame Anordnung vom werde nach wie vor herangezogen, um die Zuordnung des Antragstellers zum Leitungsstab ... zu rechtfertigen. Dessen Referatsleiter nehme nach wie vor personalrechtliche Befugnisse für den Antragsteller wahr. Die Darstellung der auf dem neuen Dienstposten wahrgenommenen Aufgaben entspreche nicht der Realität. Die vom Bundesministerium der Verteidigung angeführten grundsätzlichen Aufgabenstellungen stammten teilweise aus einem abgelehnten Vorschlag des Antragstellers zur Einrichtung des Dienstpostens eines Grundsatzreferenten. An einzelnen, der konkret angeführten Aufgaben habe er zwar gearbeitet, ihm sei aber die Weiterarbeit untersagt worden. Dies könnten verschiedene Mitarbeiter bezeugen. Tatsächlich bearbeite er nur einzelne, nicht dotierungsgerechte Aufgaben, deren Wahrnehmung im Leitungsstab ... nicht erforderlich sei. Daher sei Erledigung nicht eingetreten. Eine Zustimmung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr zu einer weiteren nicht dienstpostengerechten Verwendung sei weder beantragt noch erteilt worden. Er halte an seinem Aufhebungsantrag fest und beantrage hilfsweise die Feststellung der Rechtswidrigkeit der Anordnung. Er habe ein Rehabilitationsinteresse, da er in diskriminierender Weise faktisch zum Referenten degradiert und so in seinem Ansehen gegenüber unbeteiligten Dritten beschädigt worden sei. Dies habe ihn gesundheitlich beeinträchtigt. Er habe in der Kommunikation mit Kameraden Verleumdungen entgegentreten müssen. Außerdem habe er wegen laufbahnrechtlicher Nachteile Schadensersatzansprüche. Durch die Maßnahme sei ihm eine Förderung in die Ebene A 16 genommen worden, die möglich gewesen wäre, hätte er sich aus der Position des Referatsleiters auf eine förderliche Verwendung bewerben können. Dies weise eine Laufbahnnachzeichnung aus, nach der er ab Juli 2019 als Referent im Bundesministerium der Verteidigung hätte verwendet werden können. Ab Oktober 2021 wäre eine Verwendung als Oberst der Besoldungsgruppe A 16 möglich gewesen, sodass ihm insgesamt ein Schaden in Höhe von 28 892,16 € brutto entstanden sei. Auswirkungen auf das Ruhegehalt seien noch nicht zu beziffern. Die nicht dienstpostengerechte Verwendung und seine Entbindung von der Referatsleitung seien rechtswidrig gewesen. Die ... der Bundeswehr sei für die Maßnahmen nicht zuständig gewesen. Sie sei allenfalls als Vertreterin der ... allgemein dienstliche und fachliche Vorgesetzte, habe aber nicht als deren Vertreterin gehandelt. Ihre Anordnung sei schon deshalb rechtswidrig, weil sie ihm keinen konkreten anderen Dienstposten oder konkrete Aufgaben zuweise. Es handele sich um eine Abordnung, die aber nur bei Beamten und Arbeitnehmern möglich sei. Es fehle an einer nachvollziehbaren dienstlichen Begründung für seine nicht dienstpostengerechte Verwendung, erst recht für den Zeitraum von insgesamt 15 Monaten. Sein Einsatz im Referat ... sei nicht erforderlich und werde als Vorwand für eine Umwandlung seines militärischen Referatsleiterdienstpostens in einen Dienstposten für einen Beamten benutzt. Durch die Maßnahme sei er diskriminiert worden.

17Der Antragsteller beantragt,

die Anordnung der ... der Bundeswehr vom und den Beschwerdebescheid des Bundesministeriums der Verteidigung vom aufzuheben,

hilfsweise festzustellen, dass die nichtdienstpostengerechte Verwendung des Antragstellers im Leitungsstab ... der Bundeswehr vom bis zum sowie die Entbindung vom Dienstposten des Referatsleiters ... rechtswidrig war.

18Das Bundesministerium der Verteidigung beantragt,

den Antrag zurückzuweisen.

19Nach der Versetzung vom sei Erledigung eingetreten. Soweit der Antragsteller zwischenzeitlich nicht auf dem Dienstposten verwendet worden sei, auf den er versetzt wurde, sei dies die Folge seiner Inanspruchnahme von einstweiligem Rechtsschutz gegen die Versetzung und nicht die Fortführung der streitgegenständlichen Entscheidung des ... der Bundeswehr. Der neue Dienstposten des Antragstellers sei zum eingerichtet worden. Zu den Aufgaben sei im Informationssystem Organisationsgrundlagen der Hinweis "Umsetzungsorganisation ..." hinterlegt. Die ... diene der Weiterentwicklung des Organisationsbereiches IUD und solle insbesondere Fragen der Bündnis- und Landesverteidigung mit ihren Auswirkungen auf diesen Organisationsbereich erarbeiten. Der neue Dienstposten des Antragstellers sei beim Leitungsstab ... ausgeplant. Mit der fachlichen Führung der ... sei der Referatsleiter ... beauftragt. Dieser weise nach Bedarf Projektaufgaben zu. Der Antragsteller habe in seiner Zeit im Leitungsstab ... drei verschiedene - im Einzelnen aufgezählte - grundsätzliche Aufgabenstellungen wahrgenommen. Ihm seien nach der Versetzung sechs konkrete, im Einzelnen aufgeführte, Aufträge erteilt worden. Nach dem Teilerfolg im vorläufigen Rechtsschutz betreffend die Versetzung sei er auf einem dienstpostenähnlichen Konstrukt im Umfeld des Abteilungsleiters ... geführt worden. Faktisch habe er jedoch krankheitsbedingt und wegen Urlaubs keine Dienstgeschäfte dort aufgenommen. Seit dem werde er wieder auf dem neuen Dienstposten als ...-Stabsoffizier geführt. Die bis zum genehmigte nicht dienstpostengerechte Verwendung sei zum beendet gewesen. Eine weitere Zustimmung zu einer nicht dienstpostengerechten Verwendung sei weder beantragt noch erteilt worden. Dem Antragsteller fehle das berechtigte Interesse an der hilfsweise beantragten Feststellung. Die angefochtene Anordnung sei im Übrigen formell und materiell rechtmäßig gewesen. Die ... der Bundeswehr sei eine der nach Nr. 102 ZDv A-1340/36 hierfür zuständigen zivilen Vorgesetzten des Antragstellers. Ihre Zuständigkeit ergebe sich aus ihrem Direktionsrecht. Disziplinargewalt sei hierfür nicht erforderlich. Die Vorgaben der ZDv A-1340/36 zur Meldung an die personalführende Stelle, die Einholung ihrer Zustimmung, die Belehrung des Antragstellers und die Eröffnung der Zustimmung an ihn seien beachtet. Für die nicht dienstpostengerechte Verwendung von Soldaten gebe es nur geringe Anforderungen, die erfüllt seien. Auf die Stellungnahme des ... der Bundeswehr vom zur dienstlichen Notwendigkeit der Maßnahme werde verwiesen. Die Maßnahme sei zudem wegen der besonderen Eignung des Antragstellers für strategische, planerische und konzeptionelle Arbeit erfolgt. Seine Mitarbeit im Leitungsstab des Referats ... sei daher folgerichtig gewesen, obwohl zunächst kein adäquater Dienstposten bestanden habe.

20Wegen der Einzelheiten des Sachverhalts wird auf den Inhalt der Akten Bezug genommen. Die Beschwerdeakte des Bundesministeriums der Verteidigung und die Personalgrundakte des Antragstellers haben dem Senat bei der Beratung vorgelegen.

Gründe

21Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung hat im Hilfsantrag, aber nicht im Hauptantrag Erfolg.

221. Der Aufhebungsantrag ist unzulässig, weil die angegriffene Anordnung nicht mehr die Grundlage der Verwendung des Antragstellers ist und daher für seine aktuelle Verwendung keine Wirksamkeit mehr hat, sodass Erledigung eingetreten ist.

23a) Vorliegend ist Erledigung nicht bereits vor der Versetzung des Antragstellers vom durch Zeitablauf eingetreten. Die den Gegenstand der Beschwerde des Antragstellers vom und des Beschwerdebescheides vom bildende Anordnung, den Antragsteller mit der Wahrnehmung von Aufgaben im Leitungsstab im Referat ... zu betrauen und ihn von seinen Aufgaben als Referatsleiter zu entbinden, ist ausdrücklich "bis auf Weiteres" ausgesprochen worden. Diese Anordnung beanspruchte bis zum Inkrafttreten einer Versetzungsverfügung der personalführenden Stelle für den Antragsteller Geltung. Hieran ändert auch der Umstand nichts, dass die Zustimmung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr zu dieser Maßnahme zeitabschnittsweise erteilt worden ist.

24b) Erledigung ist jedoch mit dem Wirksamwerden der Versetzungsverfügung vom durch die Aushändigung an den Antragsteller am eingetreten.

25Dies folgt daraus, dass sie die bis zu diesem Datum wirksame Zuweisung des früheren Referatsleiterdienstpostens des Antragstellers durch Versetzungsverfügung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr vom ersetzt. Die Anordnung vom und die Zustimmung der personalführenden Stelle hierzu ermöglichen eine von den Aufgaben des Dienstpostens, der dem Antragsteller bei Wirksamwerden der Anordnung übertragen war, abweichende Verwendung. Daher besteht ein innerer Zusammenhang zwischen der zustimmungsbedürftigen Anordnung der nicht dienstpostengerechten Verwendung und der Personalverfügung, von deren Zuweisung eines Dienstpostens abgewichen wird. Entscheidet die personalführende Stelle neu über den Dienstposten, auf dem der Soldat geführt wird, ist damit eine grundlegende Neuregelung der Verwendung des Soldaten geschaffen, die die zuvor unter Mitwirkung der personalführenden Stelle ergangenen Entscheidungen hierüber ersetzt, ohne dass es deren formeller Aufhebung bedarf. Die Neuregelung der Verwendung durch Zuweisung eines neuen Dienstpostens setzt der vorangegangenen Regelung ein zeitliches Ende, indem sie an deren Stelle tritt.

26Dies gilt jedenfalls dann, wenn - wie hier - die personalführende Stelle den Soldaten auf einen Dienstposten versetzt, auf dem auch die Aufgaben erfüllt werden sollen, die dem Soldaten zuvor auf der Grundlage der Anordnung einer nicht dienstpostengerechten Verwendung mit Zustimmung der personalführenden Stelle übertragen waren. Denn in diesem Fall wird das vorläufige Konstrukt der zustimmungsbedürftigen Anordnung einer nicht dienstpostengerechten Verwendung in das reguläre Personalführungsinstrument der Versetzungsverfügung überführt. Die bloße Zustimmung der personalführenden Stelle zu einer Anordnung der Beschäftigungsbehörde im Rahmen von deren Direktionsrecht erstarkt zu einer in die Verantwortung der personalführenden Stelle übernommenen Neuregelung. Diese Ablösung des einen Instruments durch das andere bringt es notwendig mit sich, dass mit Wirksamwerden der dauerhaften Versetzung das vorangegangene Hilfskonstrukt seine Wirksamkeit verliert. Die faktische Kontinuität übertragener Aufgaben schließt nicht aus, dass dies auf neuer rechtlicher Grundlage erfolgt. Sie kann die Fortwirkung der Anordnung vom nicht bewirken und indiziert sie auch nicht.

27Hier ist aus den folgenden Gründen die Anordnung vom durch die Versetzung des Antragstellers auf den Dienstposten mit dem DP-ID ... abgelöst worden:

28Wie das Bundesministerium der Verteidigung ausdrücklich unter Bezugnahme auf eine entsprechende Erklärung des ... der Bundeswehr bestätigt hat, wird die Anordnung über die nicht dienstpostengerechte Verwendung in der Folge der ausgesprochenen Versetzung von der Behörde, die sie erlassen hat, nicht mehr als wirksam betrachtet. Verlängerung der spätestens mit dem ausgelaufenen Zustimmung der personalführenden Stelle ist nach der Bekanntgabe der Versetzung des Antragstellers nicht beantragt worden, was jedenfalls indiziert, dass weder die personalführende Stelle noch die Beschäftigungsbehörde eine Notwendigkeit sahen, sich auf die der Versetzung vorangegangene Anordnung vom für die Verwendung des Antragstellers nach seiner Versetzung auf den neuen Dienstposten zu berufen.

29Dass die faktische Verwendung des Antragstellers sich durch die entsprechenden Versetzungsverfügungen nicht verändert hat, trägt auch der Antragsteller selbst vor. Dass die ihm zuvor aufgrund der Anordnung vom nach Einzelweisung übertragenen Aufgaben zumindest Teil der dem neu geschaffenen Dienstposten zugeordneten Aufgaben sind, ergibt sich zudem aus mehreren aktenkundigen Umständen: Das ... der Bundeswehr hat in seiner Erläuterung der Gründe für die nicht dienstpostengerechte Verwendung des Antragstellers im Schreiben vom zum einen auf den Zusammenhang seiner Aufgaben mit der im Bundesministerium der Verteidigung eingerichteten ... Bezug genommen. Auf diesen Aspekt nimmt der Hinweis "Umsetzungsorganisation ...", der im Informationssystem Organisationsgrundlagen unstreitig für den neuen Dienstposten des Antragstellers hinterlegt ist, Bezug. Zum anderen führt dieses Schreiben vom unter anderem aus:

"Zu den Aufgaben des Beschwerdeführers gehören die Auswertung und Umsetzung von strategischen, konzeptionellen und planerischen Grundlagen und Vorgaben des BMVg und anderer Bundesressorts für den OrgBer ... sowie die Er-/Bearbeitung, Auswertung, Mitprüfung und Umsetzung von konzeptionellen und planerischen Grundlagen und Vorgaben für den OrgBer .... Er hat bei der Erarbeitung einer organisatorischen Grundlage für eine institutionalisierte Ausgestaltung der Weiterentwicklung im OrgBer ... unter Berücksichtigung u.a. des durch den ... geschaffenen Handlungsrahmens mitzuwirken".

30Dieser Aufgabenbeschreibung entsprechen jedenfalls Teile der dem Antragsteller nach der Versetzung zugewiesenen Aufgaben, die der Schriftsatz des Bundesministeriums der Verteidigung vom unter Berufung auf das ... der Bundeswehr ausführt. Denn hiernach sind ihm unter anderem die Erarbeitung "grundlegender Planungsannahmen für den OrgBereich ... im Kontext der Ausgestaltung des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr" sowie die "Nutzung seiner fachlichen Expertise bei der Erarbeitung von Beiträgen betreffend des ... bei allen Projekten innerhalb der ..." übertragen. Hinzu kommt weiter, dass ausweislich der Versetzungsverfügung vom und ihrer 3. Korrektur vom der neue Dienstposten des Antragstellers zur Teileinheit ... gehört.

31Vor diesem Hintergrund kann eine Aufhebung der Anordnung vom die Rechtsstellung des Antragstellers nicht mehr verbessern, da sowohl die personalführende Stelle als auch seine Beschäftigungsbehörde seine aktuelle Verwendung auf einer anderen Grundlage fortführen, sie also durch eine Aufhebung der zeitlich vorgelagerten Regelung nicht veranlasst sind, die Verwendung des Antragstellers abzuändern. Über die aktuelle Verwendung des Antragstellers wird in den - bereits beim Senat anhängigen (1 WB 31.20, 1 WDS-VR 16.20 und 1 WDS-VR 17.20) - Rechtsstreits entschieden, die der Antragsteller gegen die Versetzung auf den Dienstposten führt, auf dem er gegenwärtig geführt wird.

32Ob die Schaffung dieses neuen Dienstpostens, DP-ID ..., den Organisationsspielraum des Dienstherrn wahrt, ob die fraglichen Aufgaben diesem Dienstposten zugewiesen werden durften und ob die Versetzung des Antragstellers auf diesen Dienstposten auch unter anderen Aspekten rechtmäßig ist, ist nicht Gegenstand des hier zu entscheidenden Rechtsstreits, der auf die Überprüfung der Anordnung vom und ihrer Umsetzung beschränkt ist. Daher ist in dem hier zu entscheidenden Verfahren auch unerheblich, ob die unstreitige Zuordnung des neuen Dienstpostens zum Referat ... Aufgabenzuweisungen, fachlichen Anweisungen oder Urlaubsabsprachen mit bzw. Urlaubsgewährungen durch den Leiter des Referats ... entgegensteht. Unerheblich ist auch, ob entsprechende Entscheidungen des Referatsleiters ... eine nicht dienstpostengerechte Verwendung des Antragstellers auch nach der Versetzung indizieren. Mit der durch Bekanntgabe wirksamen Zuweisung des neuen Dienstpostens ist für die Frage, ob die tatsächliche Verwendung des Antragstellers dienstpostengerecht ist oder nicht, auf den neuen Dienstposten abzustellen. Eine in der Abweichung von den Aufgaben des Dienstpostens mit dem DP-ID ... bestehende, nicht dienstpostengerechte Verwendung stellt ein aliud gegenüber der den Gegenstand dieses Rechtsstreits bildenden nicht dienstpostengerechten Verwendung dar. Es bedarf daher der Erhebung der vom Antragsteller angebotenen Zeugenbeweise vorliegend nicht.

33Unerheblich ist, dass die Versetzung auf diesen Dienstposten im Zeitraum zwischen dem - der Bekanntgabe der Aufhebung der Versetzung vom - und dem - der Bekanntgabe der erneuten Versetzung auf denselben Dienstposten durch die Versetzungsverfügung in der Fassung der 3. Korrektur - nicht wirksam gewesen ist. Hierdurch konnte die Anordnung vom nicht wiederaufleben. Denn in diesem Zeitabschnitt war der Antragsteller infolge eines Teilerfolges seines Antrages auf vorläufigen Rechtsschutz bezüglich der Versetzung durch eine weitere Entscheidung der personalführenden Stelle in Umsetzung einer Entscheidung des Bundesministeriums der Verteidigung vorübergehend auf ein dienstpostenähnliches Konstrukt versetzt worden. Für den in Rede stehenden Zeitabschnitt stellt damit diese Versetzung auf ein dienstpostenähnliches Konstrukt die Grundlage seiner Verwendung dar und nicht die Anordnung der ... der Bundeswehr vom .

34Nichts anderes gilt für den Zeitraum ab dem , in dem der Antragsteller erneut auf denselben Dienstposten, DP-ID ..., versetzt wurde.

352. Zulässig ist aber der als Fortsetzungsfeststellungsantrag formulierte Hilfsantrag.

36Hierfür ist der Rechtsweg zu den Wehrdienstgerichten eröffnet. Dass die den Gegenstand dieses Antrages bildende Anordnung vom von einer Beamtin gezeichnet wurde, ist kein hinreichender Grund, den Antrag auf den Verwaltungsrechtsweg zu verweisen. Die Anordnung einer nicht dienstpostengerechten Verwendung ist untrennbar mit der Zuweisung eines Dienstpostens verbunden, von dessen Aufgaben eine zeitweilige abweichende Verwendung ermöglicht wird. Als zeitweilige Ausnahme von einer truppendienstlichen Verwendungsentscheidung greift die Anordnung damit in eine truppendienstliche Verwendungsentscheidung ein und ist - wie hier - ab einer gewissen Dauer auch zustimmungsbedürftig. Nur gemeinsam mit einer - rechtlich denselben Rahmenbedingungen folgenden - Zustimmungserklärung der personalführenden Stelle kann sie rechtmäßig sein. Daher ist auch für die Anordnung selbst zumindest im Wege des Sachzusammenhanges mit der Dienstpostenzuweisung und der Zustimmung der personalführenden Stelle der Rechtsweg zu den Wehrdienstgerichten eröffnet.

37Hat sich eine truppendienstliche Maßnahme, die keinen Befehl im Sinne von § 2 Nr. 2 WStG darstellt, oder die Ablehnung einer solchen Maßnahme vor der gerichtlichen Entscheidung erledigt, so entscheidet das Wehrdienstgericht gemäß § 19 Abs. 1 Satz 3 WBO (hier i.V.m. § 21 Abs. 2 Satz 1 WBO), ob die Maßnahme rechtswidrig gewesen ist, wenn der Antragsteller ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat. Eine anfechtbare Maßnahme i.S.v. § 17 Abs. 3 Satz 1 WBO ist zum einen die Entscheidung der zuständigen personalbearbeitenden Stelle über die Zustimmung zu der nicht dienstpostengerechten Verwendung des Antragstellers ( 1 WB 15.12 - juris Rn. 34). Zum anderen ist aber auch die wegen ihrer Dauer zustimmungsbedürftige Entscheidung, den Antragsteller nicht dienstpostengerecht zu verwenden und von den Aufgaben seines Amtes zu entbinden, eine solche Maßnahme (vgl. 1 WB 15.12 - juris Rn. 15 ff.), die hier in Gestalt der Entscheidung der ... der Bundeswehr vom statthafter Gegenstand von Beschwerde und Antrag ist.

38§ 19 Abs. 1 Satz 3 WBO verlangt zwar nicht mehr die Stellung eines förmlichen Feststellungsantrags; der Antragsteller muss aber das Feststellungsinteresse substantiiert geltend machen (stRspr, z.B. 1 WB 42.09 - Buchholz 450.1 § 19 WBO Nr. 3 m.w.N.). Das erforderliche Feststellungsinteresse kann sich nach der Rechtsprechung des Senats aus einem Rehabilitierungsinteresse, aus einer Wiederholungsgefahr oder aus der Absicht ergeben, einen Schadensersatzanspruch geltend zu machen, sofern dieser nicht von vornherein als aussichtslos erscheint; ein Feststellungsinteresse kommt auch in Betracht, wenn die erledigte Maßnahme eine fortdauernde faktische Grundrechtsbeeinträchtigung nach sich zieht (vgl. z.B. 1 WB 13.11 - Rn. 19).

39Zwar ergibt sich das Feststellungsinteresse nicht aus der Absicht, einen Schadensersatzanspruch geltend machen zu wollen. Denn dies ist offensichtlich aussichtslos. Die vorübergehend nicht dienstpostengerechte Verwendung des Antragstellers ist nicht für das Unterbleiben einer förderlichen Verwendung des Antragstellers kausal geworden. Das Bundesministerium der Verteidigung hat mit den Schriftsätzen vom und vom erläutert, dass der Antragsteller trotz der angegriffenen Anordnung die Verwendung als Referatsleiter durchlaufen habe und dass es insoweit auf eine etwas kürzere Stehzeit nicht ankomme. Hiernach ist nicht feststellbar, dass ihm die vorübergehend nicht dienstpostengerechte Verwendung bei einer Bewerbung auf einen förderlichen Dienstposten entgegengehalten worden wäre. Es ist auch nicht ersichtlich, dass dem Antragsteller gerade durch die in Rede stehende Anordnung andere konkrete Nachteile für seine weitere Förderung erwachsen könnten.

40Jedoch kann sich der Antragsteller auf ein Rehabilitationsinteresse berufen. Die angegriffene Maßnahme ist zwar weder in der Ausgangsentscheidung noch im Beschwerdebescheid mit diskriminierenden oder ehrverletzenden Ausführungen begründet worden. Allerdings verweist der Antragsteller mit Recht auf eine in der Entbindung von den Aufgaben des Referatsleiters liegende Gefährdung seines Ansehens im Kameradenkreis. Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, dass damit der Eindruck entsteht, er sei den Anforderungen seines bisherigen Dienstpostens nicht gerecht geworden (vgl. 1 WB 15.12 - Rn. 24).

412. Der Feststellungsantrag ist auch begründet. Die Anordnung vom war materiell rechtswidrig, sodass sie und der zurückweisende Beschwerdebescheid vom den Antragsteller in seinen Rechten verletzten. Die nicht dienstpostengerechte Verwendung des Antragstellers und die mit ihr als Teil desselben Rechtsaktes verbundene Entbindung von den Aufgaben eines Referatsleiters war im Zeitraum bis zum rechtswidrig. Aus denselben Gründen war im Übrigen auch die Zustimmung der personalführenden Stelle zu der Anordnung rechtswidrig.

42a) Die angefochtene Anordnung vom war aber nicht bereits aus formellen Gründen rechtswidrig.

43Insbesondere weist das Bundesministerium der Verteidigung zutreffend darauf hin, dass die ... der Bundeswehr als zivile Vorgesetzte für die Entscheidung zuständig ist, da Nr. 102 ZDv A-1340/36 nicht zwischen zivilen und militärischen Vorgesetzten differenziert. Um eine Disziplinarmaßnahme handelt es sich nicht, sodass die fehlende Disziplinarbefugnis der ... der Bundeswehr unerheblich ist. Unerheblich ist auch, dass die ... nicht die personalführende Stelle des Antragstellers ist. Denn vorliegend steht weder eine Versetzung noch eine Kommandierung im Raume, vielmehr eine organisatorische Maßnahme zum kurzfristigen Ausgleich ungleichmäßiger Belastungen innerhalb einer Behörde. Hierfür ist nicht nur ein unmittelbarer Fachvorgesetzter, sondern auch ein höherer Fachvorgesetzter, dem - wie der ... - organisatorische Zuständigkeiten innerhalb der Behörde zukommen, berechtigt. Dass es sich hier um die Wahrnehmung eines entsprechenden Direktionsrechts der Behördenleitung handelt und nicht um eine ausschließlich der personalführenden Stelle zugewiesenen Verwendungsentscheidung wird schon dadurch deutlich, dass die ZDv A-1340/36 die personalbearbeitende Stelle im Rahmen eines Zustimmungsverfahrens einbindet. Nach Punkt 2.1 Absatz 5 der vom Antragsteller vorgelegten Geschäftsordnung des ... der Bundeswehr sind die im ... verwendeten Soldaten der ... fachlich und allgemein dienstlich unterstellt. Nach Punkt 2.1 Absatz 2 Satz 1 der Geschäftsordnung ist die ... ständige Vertreterin der .... Hiernach durfte die ... die aus dieser Vorgesetztenstellung der ... resultierenden Befugnisse stellvertretend wahrnehmen, da es sich nicht um eine nach Punkt 2.1 Absatz 3 der Geschäftsordnung der ... vorbehaltene Entscheidung von grundsätzlicher Bedeutung handelt. Dass das Tätigwerden als ständige Vertreterin durch die Art der Zeichnung ("in Vertretung") nicht zum Ausdruck kommt, führt nicht für sich genommen bereits zu einer Rechtswidrigkeit der Entscheidung.

44Die im Ausgangsbescheid entgegen § 39 Abs. 1 VwVfG fehlende Begründung ist im Rahmen des § 45 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 VwVfG durch die im gerichtlichen Verfahren vorgelegte Stellungnahme des ... der Bundeswehr vom und die ergänzenden Ausführungen der Schriftsätze des Bundesministeriums der Verteidigung vom 5. und vom nachgeholt worden.

45Die nach Nr. 201 ZDv A-1340/36 erforderliche Meldung der nicht dienstpostengerechten Verwendung des Antragstellers an das ... der Bundeswehr als hier zuständiger personalbearbeitender Stelle ist - wie der Antragsteller in seinem Schriftsatz vom selbst vorträgt - am erfolgt. Noch vor Ablauf des vierten Monats der Maßnahme ist unter dem entsprechend Nr. 202 ZDv A-1340/36 die Zustimmung der genannten personalbearbeitenden Stelle beantragt und binnen der Frist auch erteilt worden. Dies ist dem Antragsteller auch eröffnet worden, wie durch handschriftlichen Vermerk vom aktenkundig gemacht. Auch die Verlängerung der Zustimmung ist ihm - wie er durch seine Unterschrift bestätigt hat - eröffnet worden. Ob für die Meldung und die Anträge auf Zustimmung der personalbearbeitenden Stelle die vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr vorgesehenen Vordrucke verwendet wurden, ist unerheblich.

46Entgegen der Auffassung des Antragstellers ist es für die Wahrung der Fristen unerheblich, ob er bereits vor der hier streitgegenständlichen Verfügung nicht dienstpostengerecht verwendet worden ist. Für den Lauf der Fristen ist der Zeitpunkt der Anordnung der nicht dienstpostengerechten Verwendung maßgeblich. Gegenstand des Beschwerde- und des gerichtlichen Antragsverfahrens ist hier die Anordnung vom . Bezogen auf diese Anordnung und ihre innere und äußere Wirksamkeit sind daher auch Melde- und Antragsfristen zu bestimmen. Sie erfasst vorangegangene Zeiträume nicht. Soweit der Antragsteller bereits zuvor nicht dienstpostengerecht verwendet worden sein sollte, hätte er dies mit einem weiteren Rechtsbehelf angreifen und in diesem die Verletzung formeller Erfordernisse rügen müssen.

47b) Die Bescheide sind aber materiell-rechtlich zu beanstanden.

48aa) Ein Soldat hat keinen Anspruch auf eine bestimmte örtliche oder fachliche Verwendung oder auf eine Verwendung auf einem bestimmten Dienstposten. Ein dahingehender Anspruch lässt sich auch nicht aus der Fürsorgepflicht ableiten. Vielmehr entscheidet der zuständige Vorgesetzte oder die zuständige personalbearbeitende Stelle nach pflichtgemäßem Ermessen über die Verwendung eines Soldaten (stRspr, vgl. BVerwG, Beschlüsse vom - 1 WB 30.02 - Buchholz 236.1 § 3 SG Nr. 30 S. 24 und vom - 1 WB 42.16 - juris Rn. 32). Die Ermessensentscheidung kann vom Wehrdienstgericht nur darauf überprüft werden, ob der Vorgesetzte oder die personalbearbeitende Stelle den Soldaten durch Überschreiten oder Missbrauch dienstlicher Befugnisse in seinen Rechten verletzt (§ 17 Abs. 3 Satz 2 WBO) bzw. die gesetzlichen Grenzen des ihm bzw. ihr zustehenden Ermessens überschritten oder von diesem in einer dem Zweck der Ermächtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht hat (§ 23a Abs. 2 Satz 1 WBO i.V.m. § 114 VwGO). Die gerichtliche Überprüfung richtet sich unter dem Blickwinkel der Gleichbehandlung (Art. 3 Abs. 1 GG) auch darauf, ob die vom Bundesministerium der Verteidigung oder nachgeordneten Stellen im Wege der Selbstbindung in Erlassen und Richtlinien - hier insbesondere in der ZDv A-1340/36 "Dienstpostengerechte Verwendung von Soldatinnen und Soldaten" - festgelegten Maßgaben und Verfahrensvorschriften eingehalten sind (vgl. BVerwG, Beschlüsse vom - 1 WB 57.02 - BVerwGE 118, 25 <27>, vom - 1 WB 28.15 - juris Rn. 29 m.w.N. und vom - 1 WB 42.16 - juris Rn. 32).

49Nach Nr. 101 ZDv A-1340/36 dürfen Soldaten abweichend von dem ihnen mit Personalverfügung übertragenen Dienstposten vorübergehend so eingesetzt werden, wie es die jeweiligen dienstlichen Gegebenheiten erfordern. Hiernach ist auch die vorübergehende Betrauung mit anderen Aufgaben möglich, die niedriger dotierten Dienstposten zugeordnet sind. Jedoch sind nach Nr. 102 ZDv A-1340/36 nicht vertretbare Benachteiligungen der Betroffenen zu vermeiden. Ist wegen der Dauer der nicht dienstpostengerechten Verwendung die Zustimmung der personalbearbeitenden Stelle einzuholen, ist nach Nr. 203 ZDv A-1340/46 an die Zustimmungsentscheidung der personalbearbeitenden Stelle unter Berücksichtigung der unter Nr. 102 ZDv A-1340/36 genannten Gründe ein strenger Maßstab anzulegen. An die Prüfung der entsprechenden Gründe durch den für die Anordnung zuständigen Fachvorgesetzten ist kein geringerer Maßstab anzulegen.

50Ein Soldat hat keinen Anspruch darauf, nur auf Dienstposten verwendet zu werden, die im Stellenplan mit einer seinem Dienstgrad und seiner Besoldungsgruppe entsprechenden Planstelle abgedeckt sind. Besondere dienstliche Umstände können es gebieten, den Soldaten mit einem Dienstposten zu betrauen, der normalerweise von einem dienstgradniedrigeren Soldaten wahrgenommen wird. Rechtswidrig ist eine solche Verwendung erst dann, wenn sie derart unterwertig ist, dass sie dem Soldaten bei objektiver Beurteilung mit Rücksicht auf seinen Dienstgrad und seine Ausbildung nicht zugemutet werden kann ( 1 WB 116.74 - BVerwGE 53, 115 <116 f.>). Die Grenze der Zumutbarkeit kann mithin dann überschritten sein, wenn dem Soldaten eine nach der Art der Tätigkeit schlechthin unangemessene Verwendung übertragen wird. Auch eine dem Soldaten danach an sich zunächst zumutbare unterwertige Verwendung kann indes für ihn dadurch unzumutbar werden, dass sie ohne sein Einverständnis allzu lange andauert ( 1 WB 179.82 - NZWehrr 1986, 121 f.). Die Unzumutbarkeit einer Verwendung kann sich weiter auch daraus ergeben, dass ihm die für eine weitere Förderung erforderlichen Voraussetzungen vorenthalten werden ( 1 WB 146.90 - juris Rn. 7).

51bb) Diesen Anforderungen wird die angegriffene Anordnung - und in gleicher Weise auch die Zustimmung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr zu ihr - nicht gerecht.

52aaa) Zwar ist der Dienstherr ohne Rechtsfehler davon ausgegangen, dass zum maßgeblichen Zeitpunkt für die fragliche Anordnung besondere dienstliche Umstände im Sinne von Nr. 101 ZDv A-1340/36 bestanden, die eine vorübergehende nicht dienstpostengerechte Verwendung des Antragstellers rechtfertigen könnten. Hierfür kommt es maßgeblich auf die Einschätzung des Dienstherrn, nicht auf die des Antragstellers an. Das Bedürfnis für die Verwendung des Antragstellers im Leitungsstab des Referats ... folgt nach der Einschätzung des Dienstherrn aus der besonderen Belastung dieses Referats, die zu einem erheblichen Erledigungsdefizit geführt hat. Mit Schreiben vom hat das ... der Bundeswehr plausibel und in einer seinen Einschätzungsspielraum bei Organisationsentscheidungen nicht überschreitenden Weise erläutert, worin die besondere Belastung des in Rede stehenden Referats bestand und dass die sich hieraus ergebenden Probleme durch einen vorübergehenden Einsatz des im konzeptionellen Bereich besonders befähigten Antragstellers in dem betroffenen Referat gelöst werden sollten.

53bbb) Die Entscheidung, die durch das Erledigungsdefizit angefallene Mehrbelastung des Referats ... durch eine nicht dienstpostengerechte Verwendung gerade des Antragstellers zu bewältigen, war aber ermessensfehlerhaft. Denn Nr. 102 ZDv A-1340/36 fordert eine Abwägung der für die Maßnahme sprechenden dienstlichen Erfordernisse mit den gegen die Auswahl des Betroffenen sprechenden, mit der Maßnahme verbundenen Benachteiligungen. Auch an die Prüfung der Zumutbarkeit der Maßnahme für den Betroffenen ist der strenge Maßstab nach Nr. 203 ZDv A-1340/36 anzulegen. Dem wird die Entscheidung auch unter Berücksichtigung der im Schreiben des ... der Bundeswehr vom und im Beschwerdebescheid enthaltenen Darlegungen nicht gerecht. Hiernach sind nämlich für die Zumutbarkeit der Maßnahme wesentliche Gesichtspunkte nicht in die Ermessensentscheidung eingestellt worden.

54Zum einen war zu berücksichtigen, dass der Antragsteller im September 2021 sein Dienstzeitende erreichen würde. Er wurde seit Februar 2017 als Referatsleiter verwendet und wurde mit der angegriffenen Anordnung ausdrücklich von dieser Aufgabe entbunden. Da das seinen nicht dienstpostengerechten Einsatz begründende Erledigungsdefizit im Referat ... nach dem Schreiben vom durch die Vakanz eines mit A 13/14 bewerteten Dienstpostens entstanden war, lag nahe, dass er jedenfalls in erheblichem Umfange mit für einen Oberstleutnant der Besoldungsgruppe A 15 unterwertigen Tätigkeiten befasst werden sollte. Hiernach ist im Rahmen der Ermessenserwägungen zur Zumutbarkeit zu berücksichtigen, dass der Verlust der mit hohem Ansehen verbundenen Stellung des Referatsleiters und die Zuweisung einer unterwertigen Tätigkeit einen diensterfahrenen Soldaten, der mit der Referatsleiterposition einen Karrierehöhepunkt erreicht hat, vergleichsweise kurz vor seinem Dienstzeitende härter trifft als einen dienstjüngeren Kameraden, der gerade eben erst in eine Referatsleiterverwendung gelangt ist und auch nach dem Ende der vorübergehenden nicht dienstpostengerechten Verwendung noch längere Zeit Gelegenheit haben würde, sich wiederum auf der Referatsleiterebene zu bewähren. Dass diese Erwägungen bei der Auswahl des Antragstellers für die Aufarbeitung des Erledigungsdefizits berücksichtigt wurden, ist nicht erkennbar.

55Nicht erkennbar in die Ermessenserwägungen eingestellt ist zum anderen, dass eine Anordnung nach Nr. 101 und Nr. 102 ZDv A-1340/36 dem zuständigen Fachvorgesetzten ausdrücklich nur eine vorübergehende Verwendungsentscheidung ermöglicht. Eine solche ist in aller Regel mit einer Rückkehr zu den Aufgaben des originären Dienstpostens verbunden. Das Instrument der vorübergehend nicht dienstpostengerechten Verwendung verschafft der Beschäftigungsbehörde keinen Ersatz für die - allein der personalführenden Stelle zukommende - Versetzung. Dieses Instrument kann daher nur in begründeten Ausnahmefällen eine Versetzung vorwegnehmen. Jedenfalls sind dann zur Erforderlichkeit und Zumutbarkeit einer solchen Vorwegnahme zusätzliche Erwägungen veranlasst. Daran fehlt es hier. Da hier parallel zur Dauer der nicht dienstpostengerechten Verwendung des Antragstellers Organisationsänderungen innerhalb des ... der Bundeswehr vorgenommen wurden, die in die Versetzung des Antragstellers unmittelbar im Anschluss an die angegriffene Maßnahme mündeten, hätte es einer tragfähigen Ermessensbegründung dafür bedurft, dass dem Antragsteller im Lichte der Nr. 101 und 102 ZDv A-1340/36 zumutbare Zwecke verfolgt und keine Umgehung der Zuständigkeit der personalführenden Stelle für eine Versetzung angestrebt wird.

56Vor diesem Hintergrund wäre es zudem geboten gewesen, sich im Rahmen der Ermessenserwägungen mit der Gefahr eines Ansehensverlustes im Kameradenkreis auseinander zu setzen. Infolge der zeitlichen Abläufe konnte der Eindruck entstehen, der Antragsteller habe sich in seiner Referatsleiterverwendung nicht bewährt, müsse deshalb kurzfristig abgelöst werden und solle daher am selben Standort unterwertig beschäftigt werden, weil einer Standortänderung vor der Zurruhesetzung nach Maßgabe der ZDv A-1350/66 enge Grenzen gesetzt waren. Ermessenserwägungen zur Zumutbarkeit einer möglichen Ansehensschädigung im Kameradenkreis fehlen aber.

573. Die Kostenentscheidung beruht auf § 21 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. § 20 Abs. 1 Satz 1 WBO.

Auf diese Entscheidung wird Bezug genommen in folgenden Gerichtsentscheidungen:

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BVerwG:2021:280121B1WB14.20.0

Fundstelle(n):
DAAAH-88646