Verfassungsmäßigkeit der Besteuerung eines Veräußerungsgewinns gem. § 17 Abs. 2 EStG nach dem Teileinkünfteverfahren auch
in Hinblick auf – unter Geltung des früheren Halbeinkünfteverfahrens entstandene – stille Reserven
Besteuerung eines über 5.000.000 EUR liegenden Gewinns aus der Veräußerung einer Beteiligung an einer Personengesellschaft
im Jahr 2012: Begrenzung des ermäßigten Steuersatzes nach § 34 Abs. 3 EStG 2012 auf einen Veräußerungsgewinn von max. 5.000.000
EUR ungeachtet dessen verfassungskonform, dass es während der langjährigen Haltedauer der Beteiligung eine betragsmäßige Begrenzung
noch nicht gab bzw. ein höherer Betrag dem ermäßigten Steuersatz unterlag
Leitsatz
1. Veräußert der Steuerpflichtige eine langjährig (hier: seit 1999) gehaltene Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft unter
Geltung des Teileinkünfteverfahrens (hier: im Streitjahr 2012), so ist der Veräußerungsgewinn nach der im Veräußerungsjahr
geltenden Gesetzeslage (Steuerbefreiung nach dem Teileinkünfteverfahren in Höhe von 40 % gem. § 3 Nr. 40 Buchst. c EStG) zu
besteuern. Es ist nicht verfassungswidrig und verstößt nicht gegen das Rechtsstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 3 GG, dass ein
unter Geltung des Teileinkünfteverfahrens realisierter Veräußerungsgewinn nach § 17 EStG auch insoweit nach dem Teileinkünfteverfahren
in Höhe von 60 % besteuert wird, als damit Wertsteigerungen erfasst werden, die noch vor dem und damit unter der
Geltung des Halbeinkünfteverfahrens entstanden sind. Es besteht daher kein Anspruch darauf, dass der Veräußerungsgewinn zeitlich
auf die Zeit vor und nach Einführung des Teileinkünfteverfahrens aufgeteilt wird und der auf die Zeit vor Einführung des Teileinkünfteverfahrens
entfallende Teil des Veräußerungsgewinns entsprechend dem damals geltenden Halbeinkünfteverfahren nur zu 50 % besteuert wird.
2. Veräußert der Steuerpflichtige eine langjährig (hier: seit 1968) gehaltene Beteiligung an einer Personengesellschaft im
Streitjahr 2012, so ist der Veräußerungsgewinn im Sinne des § 16 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG nach der im Veräußerungsjahr geltenden
Gesetzeslage (unter anderem halber durchschnittlicher Steuersatz nach § 34 Abs. 3 EStG 2012 maximal für einen Teilbetrag des
Veräußerungsgewinns in Höhe von 5.000.000 EUR) zu besteuern. Es ist nicht verfasssungswidrig, dass während der Haltedauer
der Beteiligung bei einer früheren Veräußerung ein Veräußerungsgewinn zeitweise in voller Höhe bzw. betragsmäßig in höherem
Umfang einem ermäßigten Steuersatz unterlegen hätte und dass bei der nunmehrigen tatsächlichen Veräußerung im Jahr 2012 Wertsteigerungen
nicht dem ermäßigten Steuersatz unterliegen, die in Veranlagungszeiträumen entstanden sind, in denen die Begrenzung nach §
34 Abs. 3 EStG 2012 noch nicht oder noch nicht in dieser Höhe bestanden hat. Es besteht daher auch unter Vertrauensschutzgesichtspunkten
kein verfassungsrechtlicher Anspruch darauf, dass die in der Vergangenheit gebildeten stillen Reserven auf die Haltedauer
zu verteilen und nach der damals jeweils gültigen Rechtslage abschnittsweise zu besteuern sind.
Auf diese Entscheidung wird Bezug genommen in folgenden Gerichtsentscheidungen:
Fundstelle(n): DStRE 2021 S. 1207 Nr. 19 XAAAH-72042
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