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WP Praxis Nr. 9 vom Seite 255

Statistik in der Prüfungspraxis

Teil 3: Stichproben planen und auswerten

Roger Odenthal

Der vorliegende Beitrag ist der dritte und letzte Teil einer Beitragsreihe, die sich mit mathematischen Stichprobenverfahren in der Wirtschaftsprüfung befasst. Der erste Teil ist in NWB CAAAH-51060, der zweite Teil in NWB DAAAH-53932 erschienen. In dem einführenden Teil der Beitragsreihe wurde u. a. der methodische Zusammenhang von Prüffeldern, hieraus resultierenden Einzelstichproben und zugehörigen Stichprobenverteilungen verdeutlicht. Dieses Grundverständnis ist wesentlich für die Ausführungen im zweiten Teil, die sich den praktischen Aspekten der Stichprobentechnik zuwenden. Anknüpfungspunkt ist Stichprobensoftware, mit deren Hilfe wir im Prüfungsalltag zu planende Stichprobenumfänge für ein Testverfahren ermitteln oder auf der Grundlage bereits vorliegender Prüfungsergebnisse auf den wahrscheinlichen Zustand eines Prüffeldes hochrechnen (Schätzverfahren). Der dritte Teil fokussiert die Auswahl geeigneter Stichprobenverfahren und deren situationsgerechte Anwendung anhand von konkreten Beispielen.

Odenthal, Continuous Auditing mit IDEA-Skript, 1. Aufl. 2019 NWB WAAAH-06619

Kernaussagen
  • Zufallsauswahl und prüferische Erfahrung sind keine Gegensätze.

  • Die Berechnungsmodelle von Stichprobensoftware sollten sorgfältig geprüft werden.

  • Unterschiedliche Fragestellungen und Anwendungsvoraussetzungen erfordern verschiedene Stichprobenverfahren.

I. Mehr als ein Nullsummen-Spiel

In den zurückliegenden Ausführungen haben uns die Maßzahlen von Stichproben und deren Zusammenwirken beschäftigt. Hierbei haben wir die Tücken eines „geschlossenen“ Verfahrens mit voneinander abhängigen Faktoren erkennen können. Jede Änderung an einer Stellschraube wirkt unmittelbar auf die weiteren Werte des Stichprobenverfahrens. So zahlt man für eine bessere Präzision der Schätzung alternativ mit höheren Irrtumsrisiken oder größerem Stichprobenumfang.

Der Wunsch, mit möglichst wenig Aufwand und erträglichen Risiken zu einem guten Schätzergebnis zu gelangen, lässt sich demgegenüber lediglich in einem übergreifenden, risikoorientierten Prozess prüferischer Urteilsbildung realisieren, der das gesamte Instrumentarium solider Revisionsarbeit, beginnend bei Systemaudits, über Datenanalysen bis hin zu nachweisbezogenen Prüfungen berücksichtigt. Hinzu kommen die Auswahl geeigneter Stichprobenverfahren und deren situationsgerechte Anwendung, mit denen wir uns nachfolgend in einigen Beispielen beschäftigen.