Hinzuschätzung von Betriebseinnahmen eines Schnellrestaurants bei auf einer elektronischen Registrierkasse nachträglich vorgenommenen,
nicht mehr nachvollziehbaren Teilstornierungen von Betriebseinnahmen in erheblichem Umfang
gleichmäßige jahresanteilige Verteilung der für einen Zeitraum von sechs Jahren auf Basis des Gesamtstornos ermittelten Gesamthinzuschätzung
bei Rechtsformwechsel des Restaurants
Leitsatz
1. Für eine ordnungsgemäße Kassenbuchführung (hier: eines Schnellrestaurants) ist erforderlich, dass sich bei Erfassung der
überwiegend baren Einnahmen mit einer elektronischen Registrierkasse sämtliche Stornobuchungen einwandfrei aus den Unterlagen
ergeben und ohne Probleme nachvollziehbar sind. Manipulationen der Aufzeichnungen müssen möglichst ausgeschlossen und in dem
elektronischen Kassensystem müssen programmmäßige Sicherungen und Speicherungen enthalten sein, die schon vom Zeitpunkt der
ersten Speicherung an verhindern, dass einmal eingegebene Daten nachträglich jederzeit geändert werden können.
2. Die Kassenführung eines Schnellrestaurants ist schon allein dann insgesamt nicht ordnungsgemäß, wenn die Kasseneinnahmen
und -ausgaben nicht täglich, sondern nur monatlich festgehalten werden, und wenn es dadurch möglich war, im Laufe des Monats
Umsatzleseberichte für die einzelnen Kalendertage zu ziehen, für erhebliche Beträge (im Streitfall: knapp 600.000 Euro innerhalb
von sechs Jahren) Stornierungen von Betriebseinnahmen vorzunehmen und Tagesendsummenbons (Z-Bon) auszudrucken, aus denen die
– tatsächlich unstreitig vorgenommenen – nachträglichen Veränderungen der Einnahmen nicht erkennbar sind, und wenn die Tagesendsummenbons
zudem jederzeit austauschbar waren.
3. Eine Hinzuschätzung von Betriebseinnahmen auf der Basis des vom FA aus der elektronischen Registrierkasse für einen Zeitraum
von sechs Jahren ermittelten nachträglichen Gesamtstornos von Betriebseinnahmen ist grundsätzlich nicht zu beanstanden, wenn
der Steuerpflichtige keine erweisbaren Tatsachen oder Erfahrungssätze vorgetragen hat, aus denen sich ergibt, dass die von
dem FA ermittelten Beträge unwahrscheinlich sind, wenn der Steuerpflichtige die Höhe der von ihm zugestandenen Stornierungen
weder substantiiert darlegen noch belegen kann, und wenn sich das Schätzungsergebnis zudem im Rahmen der für die Streitjahre
für Gast-, Speise- und Schankwirtschaften geltenden Richtsätze des Rohgewinnaufschlagsatzes auf den Wareneinsatz gem. der
Richtsatzsammlung des BMF hält. Die gleichmäßige Verteilung der Gesamtzuschätzung auf sechs Jahre ist bei diesem Sachverhalt
grundsätzlich auch dann nicht zu beanstanden, wenn sich innerhalb dieses Zeitraums zwar die Rechtsform des Unternehmens von
einer Personengesellschaft zum Einzelunternehmen geändert hat, aber keine belegbaren Anhaltspunkte dafür ersichtlich sind,
dass sich die Verkürzung von Betriebseinnahmen nach dem Rechtsformwechsel vom Umfang her verändert hätte.
4. Die in keiner Weise belegte Behauptung, dass allenfalls ein bestimmter durchschnittlicher Brutto-Umsatz (hier: von 30.000
Euro pro Monat) für ein Schnellrestaurant realistisch sei, ergibt keine Grundlage für die Annahme, dass es sich bei einer
Kassenauslesung für die in dem Restaurant geführte elektronische Registrierkasse, die zu einem deutlich höheren Ergebnis führt,
um einen offensichtlichen Computerfehler handelt.
Fundstelle(n): DStR 2016 S. 8 Nr. 33 DStRE 2016 S. 1265 Nr. 20 NAAAF-75777
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