PiR Nr. 1 vom Seite 1

Kapitalmarktorientierung und Steuerausweis

WP/StB Prof. Dr. Wolf-Dieter Hoffmann | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Kaum sind die hoffentlich auch für unsere PiR-Leser einigermaßen geruhsamen Tage „zwischen den Jahren“ vorüber, behelligen uns schon wieder komplizierte Aspekte der internationalen Rechnungslegung. Gleichwohl wollen wir nicht versäumen, der Leserschaft für das neue „Wirtschaftsjahr“ 2016 die besten Wünsche zu übermitteln. Nun aber wieder hinein in das Reich der IFRS: Im von Andreas Grote/Jochen Pilhofer/Sascha Herr geht es um eine Materie, die nur kapitalmarktorientierte Unternehmen im Visier haben. Sie stellen das gerade derzeit wieder besonders aktuelle Thema des erstmaligen Börsen-Listing in den Mittelpunkt der Untersuchung. Die Fragestellung lautet: Ab wann sind die beiden Standards IAS 33 und IFRS 8 anzuwenden? Klar besteht die Pflicht, wenn die betreffenden Unternehmen bzw. Konzerne den Kapitalmarkt tatsächlich in Anspruch nehmen. Interpretationsbedürftig ist die englische Version „is in the process of filing“. Im Schrifttum werden verschiedene Daten favorisiert. Unsere Autoren wägen das Für und Wider der einzelnen Vorschläge ab und unterbreiten eine eigenständige Lösung, nämlich die öffentliche Bekanntmachung eines beabsichtigten Börsengangs.

Was Wunder, wenn sich das erste PiR-Heft des neuen Jahres einmal mehr dem nicht totzukriegenden Thema der Steuererfassung im internationalen Abschluss annimmt. Dabei geht es nicht wie sonst meistens um irgendwelche Besonderheiten der Steuerlatenzrechnung. Diesmal befasst sich unser Autor mit der Steuerbilanzierung aus der Sicht der dabei bestehenden Risiken in Deutschland aufgrund von Feststellungen einer Außenprüfung. Nach HGB werden solche Risiken eher stiefmütterlich behandelt, d. h. man wartet die Ergebnisse einer Außenprüfung ab und erfasst dann im laufenden Abschluss die entsprechenden Feststellungen im Prüfungsbericht. Damit will sich der IASB nicht begnügen, sondern legt den Interpretationsentwurf Uncertainty over Income Tax Treatments der Anwenderschar zur Stellungnahme vor. Dabei geht es primär um die laufenden Steuern und erst im weiteren Verlauf um die Steuerlatenz. Eines der behandelten Themen ist die Problematik der asymmetrischen Ansatzregelungen in IAS 37: Steuerguthaben müssen danach virtually certain sein, um angesetzt zu werden, bei Steuerschulden gilt die 50 %-Grenze (more likely than not). Dabei kann in der Praxis durch Steuervorauszahlungen vor Rechtskraft der Veranlagung die bisherige Schuld in ein Guthaben überdriften. Ändert sich damit auch der Grad der Wahrscheinlichkeit, die den Bilanzansatz beherrscht? Bei den eigentlichen Steuerrisiken schlägt der Interpretationsentwurf die Bewertung mit dem wahrscheinlichsten Wert vor, wenn es sich um ein spezifisches Ereignis handelt, ansonsten soll der Erwartungswert den Maßstab darstellen. Wohlgemerkt bewegen wir uns auch nach Verabschiedung dieses Entwurfs im vielgescholtenen Bereich des IAS 12, dessen Neugestaltung in Form eines IFRS vorerst nicht auf der Agenda des IASB steht.

Im wird der Inhalt des neuesten Annual Improvements (2014-2016 Cycle) dargestellt. Wie meistens handelt es sich dabei um eine Variante von „Klein-Klein“, die aber vom Anwender schnell einmal übersehen werden kann.

Zum Abschluss noch ein redaktioneller Hinweis: Den PiR-Abonnenten steht ab Januar das Praxishandbuch Grünberger, IFRS 2016 kostenlos als Online-Version in der NWB-Datenbank zur Verfügung. Mehr dazu erfahren Sie im .

Beste Grüße

Wolf-Dieter Hoffmann

Fundstelle(n):
PiR 1/2016 Seite 1
NWB WAAAF-18957